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Westdeutsche Zeitung: Kopfnoten = von Anja Clemens-Smicek

Geschrieben am 16-01-2008

Düsseldorf (ots) - Es steht außer Frage: Die Lehrer in
Nordrhein-Westfalen müssen nicht erst seit der schwarz-gelben
Regierungsübernahme am laufenden Band Neuerungen über sich ergehen
lassen. Sinn und Zweck der Verordnungen sind nicht immer zu
ergründen. Fest steht jedoch, dass stets eine gehörige Portion
Mehrarbeit damit verbunden ist. Doch wer sich jetzt in der
angeblichen Kürze der Zeit außer Stande sieht, seinen Schülern das
Arbeits- und Sozialverhalten angemessen zu bescheinigen, muss sich
die Frage gefallen lassen: Wo waren Sie in den vergangenen eineinhalb
Jahren? Die Kopfnoten sind nicht wie ein Tsunami über die Schulen
geschwappt, sondern haben sich in langsamen Wellen angekündigt -
zuerst durch das neue Schulgesetz, später durch die Handreichung des
Ministeriums. Das Argument "Zeitnot" greift also nicht, wenn
Kollegien nun mit einer Einheitsnote gegen die Neuerung protestieren.
Weil viele Elternhäuser versagen, nimmt eine engagierte und gute
Schule heute stärker denn je einen Erziehungsauftrag wahr. Das heißt,
sie gibt den Kindern und Jugendlichen frühzeitig Anhaltspunkte, was
später von ihnen erwartet wird. Nur wurde das bisher auf dem Zeugnis
nicht deutlich. Deshalb lässt sich ein weiteres Argument der Kritiker
nicht halten: mit dieser subjektiven Bewertung würden angepasste
Individuen herangezogen.
Natürlich stellt diese Benotung eine besondere Herausforderung für
Pädagogen dar. Doch wer seine Schüler nicht nur fachlich, sondern
über Jahre auch menschlich begleitet und prägt, wird keine allzu
großen Schwierigkeiten haben, eine angemessene Beurteilung zu finden.
Gegner der neuen Ziffernnoten wischen ein Argument gerne als rein
"symbolischen Wert" beiseite: dass Schüler mit geringem Fachwissen
durch die "soft skills" die Möglichkeit erhalten, Eigenschaften zur
Geltung zu bringen, die sonst unberücksichtigt bleiben. Dabei zählt
in der Wirtschaft nicht allein die fachliche Leistung. Ein
Unternehmen steht und fällt auch mit der sozialen und persönlichen
Kompetenz seiner Mitarbeiter. Wer hier punktet, hat vielleicht auch
mit einer Fünf in Mathematik noch Chancen auf einen Ausbildungsplatz.
Das wissen wir aber erst, wenn wir den Kopfnoten selbst erst mal eine
Chance geben - und sie nicht gleich verteufeln.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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