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LVZ: Leipziger Volkszeitung zum Jackpot-Fieber

Geschrieben am 04-12-2007

Leipzig (ots) - Von Armin GörtzGlückssache Ob Sie, liebe Leser,
diese Zeilen zu sehen bekommen, ist ungewiss. Der
Mittwochs-Leitartikel - so die vorläufige Festlegung am Mittag in der
Redaktionssitzung - soll sich mit dem Thema Lotto beschäftigen.
Allerdings nur, falls bis zum Abend keine abschließende Entscheidung
im Bahntarifstreit fällt. Lohnt es da überhaupt, dass ein
Zeitungsschreiber - der nachher noch zum Termin muss - schon vor der
Dämmerung Gedanken zum Thema Jackpot-Fieber notiert? Ja. Denn das
Restrisiko einer raschen Einigung von Mehdorn und Schell liegt bei
gefühlten 1:10.Zugegeben, die Chance für den richtigen Tipp fällt mit
1:139 Millionen weit niedriger aus. Lotto lohnt sich nicht -
jedenfalls, wenn man es nüchtern betrachtet. Ausgezahlt werden nur
etwa 50 Prozent der Einsätze. Der Rest fließt in Steuern, Zuwendungen
für soziale, kulturelle und sportliche Zwecke. Auch der mit dem
Spielbetrieb verbundene Verwaltungsaufwand muss finanziert werden.
Der Lottoschein ist im Durchschnitt nur die Hälfte seines Preises
wert. In den Wochen, in denen sich der Jackpot füllt, dürfte die
Ausschüttungsquote sogar noch niedriger ausfallen. Wird der
Millionen-Topf geknackt, müsste jener Statistikwert etwas steigen -
falls ein Redakteur mit mäßigen mathematischen Fähigkeiten das
verzwickte Rechenmodell des Spielbetriebs richtig begreift.
Wirtschaftlich betrachtet, steckt dahinter ein seltsames
Geschäftsgebaren. Autohändler würden sich wenig Freunde machen, wenn
sie für Gebrauchtwagen das Doppelte des Wertes zu kassieren
versuchten. Aber ein Lottoschein ist eben keine übliche Ware, sondern
ein Coupon für Illusionen. Und während es Menschen keinerlei Freude
bereitet, auszurechnen, wie geringfügig die Chance auf den großen
Gewinn ausfällt, macht es einen Heidenspaß, zu überlegen, was sich
mit 43 Millionen anstellen ließe.
Vorfreude ist die größte Freude. Und so haben auch jene Menschen, die
am Ende leer ausgehen werden, etwas vom Spiel - sie können sich den
fantastischsten Träumen hingeben. Bis die Kugeln rollen. In die
öffentliche Hand rollt der Euro beim Spiel jedoch garantiert. Während
sofort ein Aufschrei der Empörung durchs Land gellt, wenn mal wieder
die Steuern steigen, leisten die mit dem Jackpot-Virus Infizierten
freudvoll ihren Sonder-Obulus fürs Gemeinwohl. Kein Wunder, dass der
Staat sein Glücksspielmonopol mit Zähnen und Klauen zu verteidigen
versucht. Die Verfassungsrichter verfolgen die Entwicklung mit
Argwohn und haben vor einiger Zeit ein stärkeres Vorgehen gegen
Spielsucht angemahnt. Doch trotz solcher Gefahren: Es ist keineswegs
falsch, ab und zu ein kleines Risiko einzugehen. Bei der Bahn, so
verlautet gerade, sei man auf einem guten Weg, aber die Verhandlungen
würden sich hinziehen. Es war also nicht vergebens, sich schon
beizeiten ein paar Gedanken zum Thema Lotto zu machen. Manchmal ist
es mit dem Schreiben wie mit dem Spielen: Reine Glückssache.
@a.goertz@lvz.de

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6351
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6351.rss2

Pressekontakt:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


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