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WAZ: Managergehälter und Mindestlohn: Von Moral und Ökonomie - Leitartikel von Lutz Heuken

Geschrieben am 30-11-2007

Essen (ots) - Mindestlohn und Managergehälter - da prallen dieser
Tage hoch emotionale Themen aufeinander. Beide Male geht es um
Gerechtigkeit; es geht um den Zusammenhalt der Gesellschaft;
letztlich geht es um die Akzeptanz des marktwirtschaftlichen Systems.
Und es geht um Macht.

So ist es kein Zufall, dass zurzeit vor allem Konservative wie
Bundespräsident Köhler und Innenminister Schäuble die
Manager-Einkünfte anprangern. Beide sind sicherlich revolutionärer
Umtriebe unverdächtig. Und doch bringt Schäuble gar gesetzliche
Obergrenzen für Topgehälter ins Spiel. Er muss wohl unter Druck
stehen.

Es ist auch kein Zufall, dass die CDU versucht, das Thema
Mindestlohn noch vor dem Parteitag abzuräumen. Mit aller Macht
versucht die Union, den Linken die beiden Themen aus der Hand zu
schlagen. Denn hier sind die Konservativen und Neoliberalen beim
Wahlvolk angreifbar. Wenn ein hart arbeitender Mensch in Deutschland
nicht mehr in der Lage ist, seine Familie zu ernähren, dann ist das
mit ökonomischen Argumenten allein nicht zu rechtfertigen. Wie soll
ein Mensch akzeptieren und seinen Kindern erklären, dass sein
Hungerlohn eben dem Spiel von Angebot und Nachfrage zu danken ist?

Exorbitant hohe Managergehälter und mickrige Stundenlöhne von
drei bis fünf Euro sind aber nicht allein moralisch zu verurteilen.
Wenn Porsche-Chef Wiedeking vieltausendmal mehr verdient als eine
Verkäuferin im Ruhrgebiet, dann hat das mit Leistungsprinzip nichts
zu tun. Da hat Müntefering ja Recht. Dann ist das eine Pervertierung
des Marktsystems. Und stellt es letztendlich bei den Menschen in
Frage.

Dass Mindestlöhne und Maßhalte-Appelle in Wirtschaftskreisen und
bei den Neoliberalen in der CDU auf Widerstand stoßen, nehmen die
Strategen der Union dabei in Kauf. Sie wissen: Bei beiden Themen sind
sie in der Defensive, beide bieten der SPD und vor allem der
Linkspartei die Gelegenheit zu ständigen Attacken. Kommt der
Mindestlohn, verliert die SPD das populärste und damit für die Union
gefährlichste Wahlkampfthema.

Jenseits aller machtzynischen Polit-Strategien macht eine
Gesellschaft, in der es weder obszön hohe noch beschämend kleine
Einkommen gibt, auch ökonomisch Sinn: Ohne das Gefühl der Teilhabe
aller Schichten kann ein Wirtschaftssystem letztlich nicht
funktionieren. Oder wie Köhler sagt: "Sozialer Frieden ist allemal
ein wichtiger Standortvorteil Deutschlands."

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de


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