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Westfälische Rundschau: Kommentar Lea-Sophie

Geschrieben am 23-11-2007

Dortmund (ots) - Zwei Kinder sind in dieser Woche gestorben. Beide
könnten heute noch leben. Da ist einmal der Schüler in Köln, der mit
seinem Freund einen Amoklauf geplant hatte und sich nach einem
Polizeiverhör vor die Straßenbahn geworfen hatte. Und dann ist da die
kleine Lea-Sophie aus Schwerin, die nach den ersten
Obduktionsergebnissen elendig verhungert und verdurstet ist.

Beide Fälle, so unterschiedlich sie auch sein mögen, haben etwas
gemeinsam. In Köln und in Schwerin haben die Bürger das getan, was
die Politiker von ihnen verlangen: Sie haben nicht die Augen
geschlossen, sondern hingeschaut. Bei dem geplanten Amoklauf
alarmierten Mitschüler ihre Lehrer. Vor Lea-Sophies Tod gab es nicht
nur einen anonymen Hinweis aus der Nachbarschaft, sondern selbst die
Familie hatte das Jugendamt vor einem Jahr und noch einmal vor fünf
Monaten um Hilfe gebeten. In beiden Fällen haben - so sieht es aus -
Beamte versagt oder zumindest die Lage falsch beurteilt.

In beiden Fällen wurde aber auch ein Automatismus in der
politischen Diskussion ausgelöst. Da wird im Augenblick lang und
breit von allen Parteien über Frühwarnsysteme diskutiert, die solche
erschütternden Fälle verhindern könnten. Sicherlich sind die
Kontrollen nicht lückenlos, und es ist noch vieles zu verbessern.
Aber darum geht es in den beiden Fällen doch gar nicht.

Hier wurden von Polizei und Jugendamt die falschen Schlüsse
gezogen. Waren die Beamten in Köln von ihrer Ausbildung überhaupt in
der Lage, die seelische Lage des Schülers zu erkennen? Konnten die
Mitarbeiter des Jugendamtes in Schwerin nicht einschätzen, dass ein
Beratungsgespräch der Familie nicht weiterhilft? Das Internet nach
Amokdrohungen zu durchforsten und Kinderärzte zu verpflichten,
Auffälligkeiten bei ihren kleinen Patienten zu melden, nutzt nur
dann, wenn überforderte Ämter menschliche Probleme nicht nur einfach
abarbeiten müssen.

Originaltext: Westfälische Rundschau
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/58905
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_58905.rss2

Pressekontakt:
Westfälische Rundschau
Redaktion

Telefon: 0231/9573 1253


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