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Krankenhaus-Report 2007 erschienen / Schwerpunkt: Krankenhausvergütung - Ende der Konvergenzphase?

Geschrieben am 23-11-2007

Bonn (ots) - Mehr Wirtschaftlichkeit und Qualität durch
Einzelverträge mit Krankenhäusern

Die Politik diskutiert derzeit die Neugestaltung des
Krankenhausmarktes. Der aktuelle Krankenhaus-Report 2007 nennt die
wesentlichen Positionen dieser Diskussion. Er macht Vorschläge, wie
das 2000 in Deutschland neu eingeführte Vergütungssystem (DRG-System)
weiterentwickelt werden kann. Eine zentrale Aussage: Mehr
Wirtschaftlichkeit und Qualität sind möglich, wenn Einzelverträge mit
Krankenhäusern zugelassen werden. Krankenkassen könnten dann durch
gezieltes Verhandeln in bestimmten Leistungsbereichen bessere
Qualität bei geringeren Preisen erzielen.

Dabei, so Dr. Wulf-Dietrich Leber im Krankenhaus-Report, solle
dieser Wettbewerb mit Einzelverträgen auf planbare, sogenannte
elektive, Leistungen begrenzt werden. Die Sicherheit einer
flächendeckenden Notfallversorgung bliebe davon also unberührt. Im
Wettbewerbsfeld der elektiven Leistungen hingegen sollten sich die
Planungsaufgaben der Länder zukünftig darauf beschränken
sicherzustellen, dass die benötigten Leistungsmengen für eine
adäquate Versorgung der Bevölkerung unter Vertrag genommen werden.
Elektive Verträge seien zudem eine Chance für mehr
Patientensouveränität und eine stärkere Kundenorientierung der
Krankenhäuser.

Schwerpunktthema:

DRG-Vergütung ein Erfolg; Weiterentwicklung des Ordnungsrahmens
offen

Der deutsche Gesetzgeber hat die Einführung des neuen
Vergütungssystems (DRG-System) als einen schrittweisen Prozess
angelegt, um Überforderungen insbesondere der Krankenhäuser durch die
Veränderungen zu vermeiden. Die sogenannte Konvergenzphase begann im
Jahr 2005 und soll 2009 enden. Konvergenz bedeutete eine stufenweise
Anpassung der krankenhausspezifischen Vergütungen an das
landesdurchschnittliche Preisniveau. Der Krankenhaus-Report hat den
in 2007 zur Hälfte zurückgelegten Konvergenzprozess zum Anlass
genommen, die Erfahrungen mit der DRG-Einführung und Perspektiven der
ordnungspolitischen Weiterentwicklung von renommierten Autoren
diskutieren zu lassen.

Im bilanzierenden Teil des Reports wird deutlich, dass der
DRG-Katalog in den vergangenen Jahren kontinuierlich weiterentwickelt
wurde und die verschiedenen Leistungen immer treffgenauer durch das
Vergütungssystems berücksichtigt werden. Die DRG-Einführung hat die
Krankenhausvergütung stärker in Richtung auf das Prinzip "eine
Leistung, ein Preis" hin entwickelt. Gleichzeitig wurde die
Transparenz der Krankenhausleistungen in Deutschland immer besser.
Dadurch sind erweiterte Informations- und Handlungsgrundlagen für
Patienten, Krankenhäuser und Krankenkassen entstanden. Zwar sind die
Krankenhäuser mit dem Übergang zum neuen Preissystem verstärkt im
Wettbewerb gefordert. Es bieten sich ihnen aber zugleich bessere
Chancen, ihre Stärken herauszustellen und auszubauen. Die
Konvergenzphase federt zudem den Anpassungsprozess der Krankenhäuser
deutlich ab. Unverändert gehören die meisten Krankenhäuser (2006:
59,4 %) zu den Konvergenzgewinnern und erhalten zusätzliche
Zahlungen.

Im perspektivischen Teil diskutiert der Krankenhaus-Report den
noch festzulegenden Ordnungsrahmen, der nach Abschluss der
Konvergenzphase 2009 gelten soll. Hier geht es um die zukünftige
Rolle der Krankenhausplanung der Länder, die Zukunft der
Investitionsfinanzierung und um die wettbewerbliche Weiterentwicklung
des Preissystems. Die Positionen der Beteiligten sind kontrovers, das
von Autoren des Reports skizzierte Wettbewerbskonzept selektiver
Verträge für elektive Leistungen ist insofern ein klarer Vorschlag
für die erforderliche Reform in Richtung auf mehr Wirtschaftlichkeit
und Qualität der stationären Versorgung in Deutschland .

Neben dem ordnungspolitischen Schwerpunkt befasst sich der
Krankenhaus-Report 2007 mit einer Reihe weiterer Themen. Behandelt
werden u. a. methodische Fragen rund um die UpCoding-Debatte und die
Stichprobenprüfung nach § 17c KHG. Weitere Diskussionsbeiträge
befassen sich mit der zukünftigen Rolle der Universitätsklinika, mit
dem möglichen Übergang zur monistischen Finanzierung und mit der
Palliativversorgung. Ein besonderes Augenmerk liegt schließlich auch
auf den weiteren Perspektiven der Qualitätssicherung mit Routinedaten
(QSR) und den Möglichkeiten für Pay-for-Performance-Programme.

Das Kompendium Krankenhaus-Report 2007 enthält neben
Schwerpunktthema und speziellen Diskussionsbeiträgen wie immer auch
eine aktualisierte krankenhauspolitische Chronik mit den wichtigsten
Entscheidungen bis Juli 2007. Im Krankenhaus-Directory finden sich
DRG-Kennzahlen für über 1600 Krankenhäuser auf Basis des Budgetjahres
2006. Weiteres umfangreiches statistisches Material haben die Autoren
des statistischen Bundesamtes beigesteuert. Erstmals behandelt hier
ein Beitrag die neue fallpauschalenbezogene Krankenhausstatistik auf
Basis der Daten nach § 21 Krankenhausentgeltgesetz.

Kennzahlen des Krankenhausmarktes

2005 gab es in Deutschland 2.139 Krankenhäuser (2004: 2.166, -1,2
%) mit insgesamt 523.824 Betten (-1,4 %). Während die Zahl der
Krankenhausfälle mit knapp 16,9 Mio. gegenüber dem Vorjahr leicht
zunahm (0,4 %), sank die durchschnittliche Verweildauer auf 8,6 Tage
(-1,9 %). In der Konsequenz der Fallzahl- und Verweildauerentwicklung
sank die Zahl der Belegungstage um 1,5 % und damit ähnlich stark wie
die Zahl der aufgestellten Betten. Die Bettenauslastung hat sich
daher mit 75,6 % gegenüber dem Vorjahr praktisch nicht verändert. Sie
stagniert damit auf Niedrigststand, hatte sie doch vor fünf Jahren
noch 81,9 % betragen. Dies ist ein deutlicher Hinweis auf
vorgehaltene Überkapazitäten. Die Kosten je Fall stiegen gegenüber
dem Vorjahr leicht an auf durchschnittlich 3.362 Euro (0,6 %). Beim
Personal findet sich auch 2005 ein starkes Wachstum bei der Zahl der
Krankenhausärzte (3,3 %), während die Zahl der Pflegekräfte weiter
abnahm (-2,3 %).

Regionale Unterschiede

Vergleicht man die Bundesländer, so zeigen sich deutliche
Unterschiede. Die Bettendichte, bezogen auf 100.000 Einwohner,
schwankt zwischen 552 in Niedersachsen und 854 in Bremen. Dabei ist
freilich zu berücksichtigen, dass manche Regionen über ihre eigene
Bevölkerung hinaus auch ihre Nachbarregionen mitversorgen. Dieser
Umstand lässt sich an der sogenannten Versorgungsquote ablesen. Sie
setzt die in Krankenhäusern eines Bundeslandes versorgten Patienten
in Beziehung zu den Krankenhauspatienten, die im betreffenden
Bundesland wohnen. Für Bremen beträgt dieser Indikator beispielsweise
137,5 %, er weist somit eine Versorgung über die Grenzen des
Bundeslandes hinaus aus. Auch für die übrigen Stadtstaaten zeigt sich
eine solche Mitversorgung benachbarter Regionen, während
beispielsweise bei Brandenburg der Indikator nur 90 % beträgt.
Deutliche regionale Unterschiede zeigen sich auch hinsichtlich der
Häufigkeit von Krankenhausaufnahmen. Die meisten
Krankenhausbehandlungen je 100.000 Einwohner weisen Sachsen-Anhalt
(22.164) und das Saarland (21.786) auf. Am seltensten wurden
Baden-Württemberger im Krankenhaus behandelt (17.212 je 100.000
Einwohner). Die Kosten je vollstationärem Fall schwanken zwischen
3.125 Euro in Brandenburg und 4.884 Euro in Hamburg. Weitere Analysen
zu regionalen Unterschieden finden sich in den statistischen Kapiteln
des Krankenhaus-Reportes 2007.

Die häufigsten Diagnosen

Die häufigste Diagnose war bei stationären Behandlungsfällen im
Jahr 2005 die Geburt. Wertet man die Geburt nicht als Krankheitsbild,
so liegen bei den Männern wie im Vorjahr alkoholbedingte psychische
und Verhaltensstörungen an der Spitze der häufigsten Diagnosen,
gefolgt von Angina pectoris und dem Leistenbruch. Bei den Frauen hat
die Zahl der Behandlungen wegen Herzinsuffizienz stark zugenommen und
damit den Brustkrebs von der Spitzenposition der häufigsten Diagnose
verdrängt. An dritter Stelle folgen die Gallensteine. Die
durchschnittliche stationäre Krankenhauspatientin war 53 Jahre alt
(Männer: 51 Jahre) und verblieb 8,7 Tage (Männer: 8,5 Tage) im
Krankenhaus. 35 % aller Krankenhauspatienten verbleiben maximal 3
Tage, 64 % maximal 7 Tage im Krankenhaus. Bei rund 7 % der Patienten
erstreckt sich der Aufenthalt länger als drei Wochen. Fast 393 Tsd.
Menschen verstarben 2005 in einem Krankenhaus, das waren ca. 47 %
aller Todesfälle dieses Jahres. Krankenhaus-Report 2007:
Klauber/Robra/Schellschmidt (Hrsg.): Krankenhaus-Report 2007,
Schwerpunktthema: Krankenhausvergütung - Ende der Konvergenzphase?;
Schattauer-Verlag, Stuttgart 2008; broschiert; 49,95; EUR; ISBN
978-3-7945-2609-3.

Mehr Infos, Grafiken und Tabellen im Internet:
http://wido.de/khreport.html

Im Internetportal zum Krankenhaus-Report
http://www.krankenhaus-report-online.de finden registrierte Leser
neben allen Abbildungen und Tabellen die krankenhauspolitische
Chronik von 2000 bis Juli 2007 (mit Dokumenten zum Herunterladen ab
2004) sowie das Krankenhaus-Directory und die Zusammenfassungen der
vergangenen Jahre.

Originaltext: Wissenschaftliches Institut der AOK
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/32063
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_32063.rss2

Pressekontakt:
Wissenschaftliches Institut der AOK
Dr. Gregor Leclerque
Tel.: 0228 843-393
Fax.: 0228 843-144
E-Mail: wido@wido.bv.aok.de

Rezensionsexemplare:
Schattauer-Verlag
Frau Märker
Tel.: 0711 22987-20
Fax: 0711 22987-50
E-Mail: katharina.maerker@schattauer.de


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