(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum vereitelten Amoklauf an einer Kölner Schule

Geschrieben am 19-11-2007

Bielefeld (ots) - »Der Schüler war absolut unauffällig.« Die
Kölner Kripo brachte das Problem gestern auf den Punkt. Polizei wie
Pädagogen können die Umstände des gottlob »nur« geplanten Amoklaufs
nicht erklären. Was in dem Kopf des 17-Jährigen vorging, blieb
verworren - obwohl die Behörden frühzeitig und mustergültig
eingeschaltet wurden.
Großes Lob ist den Schülern zu zollen, die ihre Lehrer auf
Unregelmäßigkeiten aufmerksam machten. Nur dadurch kam es überhaupt
zur Befragung des jungen Mannes durch die Polizei.
Katastrophen verhindern, obwohl ein drohender Ausbruch nicht erkannt
werden kann, ist unmöglich. Dennoch muss alles unternommen werden,
Schlimmeres zu verhindern.
Der Selbstmord des 17-Jährigen unmittelbar nach der Befragung belegt
zweierlei. Das Verhalten des Täters war unkalkulierbar, und er meinte
es todernst.
Erst die anschließende Befragung des mutmaßlichen Komplizen im Alter
von 18 Jahren legte die Einzelheiten offen. Anfangs sollten
Molotow-Cocktails und Rohrbomben gebaut werden. Todeslisten wurden
geschrieben. Am Ende wurde wieder alles abgeblasen. Allerdings. Für
wie lange? Jederzeit hätten die zwei wieder den Kurs ändern können.
Der Politik blieb gestern nichts anderes übrig, als eine große Zahl
von Maßnahmen zur Vorbeugung in Erinnerung zu rufen. Insbesondere
wurde dabei auf den in diesen Wochen an die Schulen gehenden
Notfall-Ordner verwiesen.
Für Schulministerin Barbara Sommer gehören zur Vorsorge aber auch so
allgemeine und doch wichtige Dinge wie individuelle Förderung und
weniger Sitzenbleiben. Weiter betonte Sommer die gezielte Auswahl von
»wirksamen« Präventionsprogrammen sowie Fortbildungs-, Beratungs- und
Informationsangebote der Fachbehörden.
Aufgelistet wurden zudem die Zusammenarbeit Schule-Polizei zur
Verhütung von Jugendkriminalität, die Einrichtung von
Schulschiedsstellen sowie die Bildung von Kriseninterventionsteams
aus Schulpsychologen. Das Anliegen ist erkennbar, die Furcht, dass
selbst das alles nicht reichen könnte, aber auch.
Nur wenn die am Schulleben Beteiligten mit offenen Augen aufeinander
achten, gibt es eine Chance, Schülern zu helfen, die sich ausgestoßen
fühlen. Insofern ist der fast schon verschlissene, weil tausendmal
zitierte Lehrsatz der Schulpolitik eben doch richtig: »Es darf keiner
unterwegs verloren gehen.«
»Jeden Schüler dort abholen, wo er steht«, lautete der im Kern
gleiche Satz in Rot-Grün bei Sommers Vorgängerin Ute Schäfer von der
SPD.
Sensibel und angemessen muss reagiert werden. Die früher übliche
Neigung zur Vertuschung, »um den Ruf der Schule zu wahren«, sollte
weitgehend überwunden sein. Allen anderen Verantwortlichen hat es die
Ministerin gestern noch einmal ins Stammbuch geschrieben: »Eine
Amok-Drohung ist de facto die Androhung einer Straftat gegen das
Leben - und die kann man nicht unter den Tisch kehren.«

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

105477

weitere Artikel:
  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Bahn-Konflikt Bielefeld (ots) - Seit gestern gibt es wieder Hoffnung, dass im Bahn-Konflikt doch noch die Weichen zu einer Einigung gestellt werden. Bahn-Chef Hartmut Mehdorn und der Vorsitzende der Lokführergewerkschaft GDL, Manfred Schell, spüren, dass das Verständnis für ihre unbewegliche Haltung rapide abnimmt. Die Bevölkerung hat lange Zeit die seit Monaten andauernden Tarifauseinandersetzungen geduldig hingenommen und bis zuletzt noch viel Sympathie für die streikenden Lokführer bewiesen. Doch dies kann jetzt schnell umschlagen, der Erfolgsdruck mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum drohenden Streik im NRW-Einzelhandel Bielefeld (ots) - Die meisten haben es wahrscheinlich noch gar nicht gemerkt. Aber außer bei der Deutschen Bahn ist auch der Einzelhandel in einen Arbeitskampf verstrickt. Bislang haben die Säbel eher hinter den Kulissen gerasselt. Doch das nahende Weihnachtsfest und vermutlich auch der Aufmerksamkeitserfolg der streikenden Lokführerkollegen haben Verdi dazu geführt, den großen Hammer herauszuholen. Dabei wissen die Gewerkschafter ganz genau, dass die Einzelhändler in der gegenwärtigen Situation nicht viel zu verteilen haben. Allen Meldungen mehr...

  • Stiegler wirft Wirtschaftsminister und Netzagentur Untätigkeit vor / Pofalla widerspricht Wortbruch-Vorwürfen Bonn (ots) - Der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Ludwig Stiegler hat der Bundesnetzagentur und dem Wirtschaftsministerium Untätigkeit bei der Umsetzung des Postgesetzes vorgeworfen. In der PHOENIX-Sendung "Unter den Linden" (Ausstrahlung heute 22.15 Uhr) sagte er: "Wir haben die Situation, dass das Postgesetz eigentlich einen Mindestlohn vorschreibt zwischen zehn und elf Euro. Der ist bisher nicht eingehalten. Die Bundesnetzagentur schläft, der Bundeswirtschaftsminister lässt sie schlafen und niemand unternimmt etwas dagegen." mehr...

  • Rheinische Post: Grünen-Chefin Roth umwirbt die SPD Düsseldorf (ots) - Kurz vor dem Parteitag der Grünen, der am Freitag in Nürnberg beginnt, wirbt Parteichefin Claudia Roth heftig um die SPD. "Ich finde, die SPD fängt wieder an, sozialdemokratische Politik in der großen Koalition zu denken", sagte sie der in Düsseldorf erscheinenden Rheinischen Post (Dienstagausgabe). Das Tabu um die Agenda 2010 aufzuheben, sei gut und längst überfällig gewesen. Mit der Verlängerung des Arbeitslosengeldes I stehe der einstige Koalitionspartner den Grünen nahe. Deutlich näher als eine Union, die sich "in mehr...

  • Rheinische Post: Große Koalition will massiv gegen Sterbehilfe vorgehen: "Wir werden das Treiben von Dignitas in Deutschland beenden" Düsseldorf (ots) - DÜSSELDORF. Die große Koalition in Berlin will mit scharfen Gegenmaßnahmen auf den Plan der Schweizer Sterbehilfe-Organisation Dignitas reagieren, einen Präzedenzfall auf deutschem Boden vorzubereiten. "Wir werden das Treiben von Dignitas in Deutschland beenden", kündigte der innenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Dieter Wiefelspütz, an. Die Rechtslage sei dafür völlig ausreichend. "Mit dem Tode von schwerkranken Menschen treibt man keine Geschäfte. Ich erwarte, dass die zuständigen Behörden Dignitas mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht