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WAZ: Verhältnis Deutschland - China Angst vor Nachahmern - Leitartikel von Jutta Lietsch

Geschrieben am 18-11-2007

Essen (ots) - So eine Kränkung wird Folgen haben. Die deutsche
Regierung wird sich sehr anstrengen müssen, damit sich die
Beziehungen zwischen beiden Ländern wieder verbessern. Dies ist die
Botschaft, die chinesische Diplomaten in Peking bei jeder Gelegenheit
wiederholen, nachdem Kanzlerin Merkel den Dalai Lama in ihren
Amtsräumen empfangen hatte. Die Hoffnung Berlins, dass der Pekinger
Zorn schnell verrauchen würde, hat sich bislang nicht erfüllt.

Die Empörung über die deutsche Regierung trägt Peking nun auch in
die heimische Öffentlichkeit. In den staatlich gelenkten Zeitungen,
die Merkel noch vor wenigen Monaten als "eiserne Lady" gepriesen
hatten, erschienen in den letzten Tagen große Artikel mit - zum Teil
wenig schmeichelhaften - Fotos der deutschen Politikerin. Das
Parteiblatt "Global Times" und andere Magazine werteten den
Dalai-Lama-Empfang als Symptom einer grundsätzlichen Wende in der
China-Politik der Merkel-Regierung: Die ehemalige Ostdeutsche wolle
die Chinesen in ihre Schranken weisen, sich wieder stärker in eine
Front mit den USA stellen und den Aufstieg Chinas zu einer politisch
und wirtschaftlich führenden Weltmacht behindern.

Die chinesische Regierung fürchtet auch, dass Merkels Beispiel
Schule macht und andere Regierungschefs den Dalai Lama empfangen
könnten, nachdem er in jüngster Zeit bereits in Wien, Washington und
Ottawa zu Gast war. Zwar hat das frostigere politische Klima die
deutsch-chinesischen Geschäfte bislang nicht belastet, wie Kaufleute
in Peking berichten. Aber das Kalkül der chinesischen Politiker ist
es offenbar, einen Keil zwischen die Europäer zu treiben.
Frankreiches Präsident Nicolas Sarkozy wird in den nächsten Tagen in
Peking erwartet und dürfte mit lukrativen Wirtschaftsverträgen wieder
nach Hause fahren.

Zur neuen Merkel-Politik passe, so heißt es, eine kritischere
Haltung in der deutschen Öffentlichkeit gegenüber Peking. Hätten die
Deutschen in China früher vor allem den lockenden Markt gesehen,
fürchteten sie sich nun vor der wachsenden wirtschaftlichen
Konkurrenz. Letzte Woche demonstrierten einige Dutzend Chinesen in
Hamburg gegen Berichte des "Spiegel", der unter dem Titel "Die gelben
Spione" über chinesische Hacker-Attacken und Industriespionage
berichtet hatte. Chinas Politikern und Diplomaten, die an die
gelenkte Presse gewöhnt sind, ist der Gedanke völlig fremd, dass
solche Berichte nicht von der Berliner Regierung veranlasst wurden,
sondern von einer unabhängigen Redaktion stammen.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de


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