 WAZ: Absolute Entgleisung - Kommentar von Rolf Potthoff
Geschrieben am 15-11-2007 |
Essen (ots) - Wolfgang Thierse ist ein besonnener Mann. Er erwarb
sich den Ruf, sich dem Sozialen, der Moral, verpflichtet zu fühlen.
Als "guter Mensch" gilt er allemal. Galt er allemal. Mit seinen
ebenso primitiven wie verletzenden Äußerungen gab er eine glanzvolle
Reputation auf.
Richtig ist, dass bei Gesprächen zwischen Politikern und
Journalisten offene Worte gesprochen werden. Es sind Worte, die
politische Hintergründe erhellen. Es sind auch Einschätzungen von
Parteikollegen oder von Personen und Motiven der konkurrierenden
Parteien. Das gehört in den Bereich der Vertraulichkeit.
Doch die vertrauliche Offenheit darf keine Wunden schlagen.
Thierse leistete sich eine Entgleisung, die geschmacklos war und in
intimste Empfindungen - nicht nur von Kohl - griff. Thierse versagte
als Mensch. Als Bundestags-Vizepräsident fügte er der Politik Schaden
zu.
Seine verkrampften entschuldigenden Erklärungen machen alles eher
schlimmer. Thierse pflegt hohe moralische Ansprüche bei anderen
anzulegen. Er sollte es jetzt bei sich tun. Dann weiß er, was ihm nun
obliegt.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
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