(Registrieren)

Angst vor zweitem Lockdown / Kommentar zu Marktreaktionen auf steigende Corona-Infektionen von Christopher Kalbhenn

Geschrieben am 16-10-2020

Frankfurt (ots) - Mit Zuversicht haben die Aktienmärkte der Quartalsberichtssaison entgegengesehen. Die deutliche Erholung der Konjunktur und damit verbunden ein starker Anstieg der Unternehmensgewinne vom zweiten auf das dritte Quartal, so die Hoffnung, würden den Weg frei machen für einen neuen Aufwärtsschub an den Aktienmärkten. Die Hoffnung könnte sich zerschlagen. Denn die Corona-Pandemie meldet sich mit Macht als kursbewegender Faktor zurück. Die Vereinigten Staaten sind immer noch weit davon entfernt, das Infektionsgeschehen in den Griff zu kriegen, Europa ist von einer zweiten Welle erfasst worden und droht ebenfalls die Kontrolle zu verlieren.

Die rasant steigenden Infektionszahlen und die dadurch ausgelösten zunehmenden Mobilitätsbeschränkungen schüren an den Aktienmärkten Befürchtungen, dass ein neuer großer Lockdown mit verheerenden wirtschaftlichen Konsequenzen bevorstehen könnte, nicht zuletzt, weil der Winter günstige Bedingungen für die Ausbreitung des Virus schaffen wird. Manche Regionen in Europa haben bereits Auflagen, die nicht mehr weit von einem Lockdown entfernt sind, einige Branchen sind eigentlich schon so weit. Die Luft- und Reisebranche befinde sich faktisch in einem zweiten Lockdown, erklärte in der abgelaufenen Woche die Arbeitsgemeinschaft deutscher Verkehrsflughäfen. In diesem Umfeld ist es kein Wunder, dass vor allem Touristik- und Freizeitaktien derzeit unter Druck geraten, nicht zuletzt eben Flughafentitel. Die Fraport-Aktie findet sich nach ihren jüngsten Verlusten in den Tiefenregionen wieder, die im Corona-Crash Mitte März erreicht worden. Das Gleiche gilt für Tui. Auch Airline-, Kreuzfahrt- und Hotelaktien mussten Federn lassen.

Steigen die Infektionszahlen weiterhin exponentiell an, was weitere Einschränkungen zur Folge haben würde, könnte es zu einem deutlichen Rückschlag in der Wirtschaft und an den Aktienmärkten kommen. "Die Zahl der Neuinfektionen steigt in den meisten europäischen Ländern schon seit einigen Wochen rapide an", so die DZ Bank. "Obwohl die Regierungen und die zuständigen Behörden rund ein halbes Jahr Zeit hatten, sich auf dieses Szenario vorzubereiten, wird ein Rezept, wie die Ausbreitung des Virus ohne einen generellen Lockdown in Grenzen gehalten werden kann, allerorten noch verzweifelt gesucht. Denn ein neuer Lockdown würde unweigerlich in eine weitere Rezession führen. Und deren Konsequenzen könnten gravierender sein als die bisher absehbaren Folgen der Frühjahrskrise.

Die Helaba verwies am Freitag darauf, dass die aktuellen rekordhohen Infektionszahlen mit denen der ersten Corona-Welle nur bedingt verglichen werden können, weil mittlerweile deutlich mehr getestet wird. Entscheidend sei jedoch, dass zur Eindämmung der Pandemie nun in vielen Ländern wieder vermehrt Restriktionen verhängt würden. "Auch wenn versucht wird, diese selektiver und zielgerichteter als im Frühjahr zu dosieren, könnte die in den vergangenen Monaten gewachsene Zuversicht auf eine sehr dynamische Erholung der Wirtschaft einen Dämpfer erhalten", so das Institut. Die Anleger seien bis zuletzt relativ entspannt mit diesem Thema umgegangen. Diese Gelassenheit werde in den kommenden Wochen jedoch möglicherweise auf die Probe gestellt werden.

Zwar ist die Pandemie nicht das einzige Thema, das die Aktienmärkte in den kommenden Wochen treiben wird. Aber sie ist nun ein deutlich negativerer Faktor geworden als noch vor einigen Wochen. Hinzu kommen mit dem Brexit und den US-Wahlen weitere potenzielle Belastungsfaktoren, die ebenfalls für Rückschläge sorgen könnten. Aus mittel- bis langfristiger Sicht würden sie aber wahrscheinlich günstige Einstiegsgelegenheiten bedeuten. Unabhängig vom jeweiligen Ergebnis wird in absehbarer Zeit geklärt sein, wer in den kommenden vier Jahren die USA führen wird, wann das nächste US-Fiskalpaket kommt beziehungsweise wie groß es ausfallen wird und wie die zukünftigen Beziehungen zwischen der EU und Großbritannien aussehen werden. Nicht zu vergessen, dass auf Sicht wahrscheinlich auch ein Corona-Impfstoff zur Verfügung stehen wird, auch wenn es in der Erprobung von Impfstoffen zuletzt Rückschläge gegeben hat.

Überdies sind die Haupttreiber der Aktienmärkte intakt. Die Finanzmärkte schwimmen in Liquidität, die angelegt werden muss. Gleichzeitig werden die extrem niedrigen Zinsen noch lange erhalten bleiben und damit auch der Mangel an Alternativen zu Dividendentiteln.

(Börsen-Zeitung, 17.10.2020)

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de

Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/30377/4736671
OTS: Börsen-Zeitung

Original-Content von: Börsen-Zeitung, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

752649

weitere Artikel:
  • Chinas vierte Importexpo nimmt Anmeldungen für Unternehmensausstellung entgegen Shanghai (ots/PRNewswire) - Seit dem 28. September nimmt die offizielle Webseite der Chinesischen Internationalen Importexpo (CIIE) Anmeldungen der Teilnehmer an der Unternehmensausstellung der vierten Importexpo entgegen. Die Unternehmen (oder Organisationen), die sich zum ersten Mal für die Importexpo anmelden, können auf der offiziellen Website der Messe ein Konto einrichten und ihre Firmen- und Anmeldeinformationen eingeben. Sobald ihr Antrag genehmigt ist, werden sich die Mitarbeiter mit ihnen in Verbindung setzen. Diejenigen, die sich mehr...

  • GWM kündigt erste Märkte für die Markteinführung des neuen POER-Pickups an sowie weitere Sicherheitstechnik Peking (ots/PRNewswire) - GWM (601633.SS/02333.HK), ein weltbekannter SUV- und Pickup-Hersteller, hat heute bekannt gegeben, dass sein neuer Pickup, dessen Name POER kürzlich auf der Auto China 2020 enthüllt wurde, zuerst in Australien, Südafrika, Saudi-Arabien und Chile auf den Markt kommt, und damit GWM in diesen Märkten noch wettbewerbsfähiger macht. Der neue POER-Pickup weist zusätzliche intelligente Sicherheitsfunktionen auf. Die Integration dieser intelligenten Sicherheitstechnik ist der bedeutendste Wettbewerbsvorteil dieses Pick-ups mehr...

  • IG-Metall-Bezirksleiter Giesler warnt vor "Managern mit offenen Rechnungen bei Thyssenkrupp" Düsseldorf (ots) - Die IG Metall in NRW stemmt sich gegen einen Verkauf der Stahlsparte von Thyssenkrupp an den britischen Konzern Liberty Steel. NRW-Bezirksleiter Knut Giesler sagte der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Samstag): "Wir benötigen keinen Investor ohne industrielles Konzept und können keine Manager gebrauchen, die noch offene Rechnungen mit Thyssenkrupp besitzen." Giesler spielte damit auf die gestrige Ernennung von Premal Desai zum Chief Operating Officer bei der Liberty-Steel-Mutter GFG Alliance an. Desai war von Juni 2019 bis Ende mehr...

  • Liberty-Steel-Inhaber Gupta: Zusammenschluss mit Thyssenkrupp sichert Arbeitsplätze Düsseldorf (ots) - Der Inhaber des britischen Konzerns Liberty Steel, Sanjeev Gupta, sieht die europäische Stahlindustrie in einer schwierigen Situation. Gupta, dessen Unternehmen am Freitag ein Angebot für die Stahlsparte von Thyssenkrupp abgegeben hatte, sagte der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Samstag): "Die Werke sind nicht ausgelastet und die Klimabilanz der Branche ist alles andere als gut. Deshalb müssen wir Stahl möglichst schnell CO2-neutral produzieren. Das treibt mich an, als Familienvater und Unternehmer. Gemeinsam mit Thyssenkrupp mehr...

  • Dreame Technology sichert sich über $1M für T20 Akku-Staubsauger Los Angeles (ots/PRNewswire) - T20 erreicht als erster Staubsauger auf Indiegogo eine Finanzierung von 1 Mio. USD Dreame Technology (Dreame), ein smartes Consumer-Technologie-Unternehmen, das sich auf schnurlose Staubsauger, Roboterstaubsauger und Mopps spezialisiert hat, konnte heute auf Indiegogo in einer Crowdfunding-Kampagne über 1 Million USD für seinen neuesten schnurlosen Staubsauger T20 sammeln. Seit ihrem Start am 1. September konnte die Kampagne über 4.290 Geldgeber überzeugen. Noch nie vorher hat ein Staubsauger bei der Schwarmfinanzierung mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht