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Leitartikel zur Pandemie/70 Jahre Peanuts: Charlie Brown hilft in der Krise von Christine Straßer

Geschrieben am 29-09-2020

Regensburg (ots) - Das Große zeigt sich im Kleinen. Die wenigsten Menschen verändern den Lauf der Weltgeschichte. Die meisten ringen damit, ihren Alltag zu meistern. Sie arbeiten, bringen Essen auf den Tisch, zahlen Rechnungen, erziehen ihre Kinder. Die wenigsten kurven in einem Luxuswagen von Erfolg zu Erfolg. Auf die meisten wartet Mühsal. Sie erleben Enttäuschungen. Solche Geschichten schaffen es nicht in Geschichtsbücher. Das ist kein Stoff für eine Heldenrolle. Dabei sind es in Wahrheit die kleinen Geschichten, die darüber entscheiden, wie große Krisen der Menschheit gemeistert werden. Das bewahrheitet sich auch in der Corona-Pandemie. Ein Meister, im Kleinen das Große abzubilden, war der Zeichner Charles M. Schulz. Charlie Brown und sein Hund Snoopy sind die unverwechselbaren Charaktere des Comic-Strips "Die Peanuts". Vor 70 Jahren erfand Schulz den Anti-Helden im schwarz-gelben T-Shirt, dessen bester Freund ein Beagle ist. Die Comic-Strips rund um "Die Peanuts" sind wie gemacht, um in der Corona-Krise kühlen Kopf zu bewahren und zu lernen, mit Widrigkeiten umzugehen. Nicht nur weil wir jetzt wohl alle gerne wie Linus eine Schmusedecke hätten, die uns Halt gibt. Politik spielt bei den "Peanuts", die am 2. Oktober 1950 erstmals erschienen sind, so gut wie keine Rolle. Es geht um den Alltag in einer kleinen Welt, die aber alles ausmacht: die Familie und der Freundeskreis. Niederlagen, Ungerechtigkeit, Liebeskummer, zerstörte Träume, Angst - das sind die Themen von Charles M. Schulz. Auf den zumeist vier Bildern seiner Strips zeigt sich die ganze Welt kleiner Erlebnisse und großer Gefühle. Zugegeben, es ist eine Kinderwelt. Aber die Philosophie darin ist keineswegs infantil. In der Kindheit wird alles in uns angelegt. Im Erwachsenenleben wird es komplizierter. Aber in den entscheidenden Momenten stellen sich wieder ganz schlichte Fragen: Geht es meinen Liebsten gut? Und wie schaffe ich es, damit das so bleibt? Die Corona-Pandemie ist eine Herausforderung. Das Virus und seine Tücken kennen wir noch nicht genau. Jetzt blicken wir seit Wochen gebannt auf Zahlen und Statistiken: Infektionen, Inzidenz, Reproduktionsfaktor, freie Intensivbetten, Todesfälle. Aber bei der Suche nach Eindeutigkeit verirrt man sich schnell. Denn den einen Wert, der alles aussagt, gibt es nicht. Nicht alles in dieser Krise ist logisch. Wie viele Menschen dürfen sich treffen? Wo herrscht Maskenpflicht? Regeln unterscheiden sich. Mit solchen Widersprüchen gilt es jetzt auch ein Stück weit zu leben. Es ist gleichzeitig wichtig, Vorschriften regelmäßig zu hinterfragen. Die Balance zwischen dem, was nutzt und dem, was zu weit geht, muss immer wieder austariert werden. Die kleine Sally etwa fragt in den "Peanuts"-Geschichten dauernd, warum sie in die Schule gehen muss. Sie findet es nicht logisch, dass ihr das zugemutet wird. Es läuft nicht nach ihrem Willen, trotzdem macht sie das Beste daraus. Zum Lernen gehört der Fehlversuch. Wissenschaftler stellen in der Pandemie Thesen auf, die sie prüfen müssen. Scheitern sie, ist das ein Rückschlag, aber auch ein Erkenntnisgewinn. Dieses Prinzip veranschaulicht ein beliebter Charlie-Brown-Gag. Er läuft an, um den Football zu kicken. Jedes Mal zieht Lucy jedoch den Ball weg, kurz bevor er ihn treffen kann. Charlie Brown weiß das und versucht es trotzdem wieder und wieder. Er scheitert ständig, aber jedes Mal ein bisschen anders, besser, raffinierter. Kein schlechtes Motto, um Krisen zu meistern. Der Literaturkritiker Denis Scheck hat schon vor Monaten empfohlen, in Pandemie-Zeiten "Die Peanuts" zu lesen - wegen des unerschöpflichen Reservoirs an Zuversicht und Gelassenheit. Wie geht man damit um, wenn man nicht weiß, was kommt? "Die Peanuts" antworten mit Leichtigkeit. In einem berühmten Panel sitzen Charlie Brown und Snoopy am Anlegesteg eines Sees. Charlie Brown sagt: "Eines Tages werden wir alle sterben, Snoopy." Der Beagle antwortet: "Stimmt. Aber an allen anderen Tagen nicht." Snoopy ist eben ein richtig cooler Hund.

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