(Registrieren)

Branche unter Druck: Stimmt die Chemie auch 2040 noch?

Geschrieben am 30-06-2020

München (ots) -

- Die europäische Chemieindustrie hat das Potenzial, der Innovationstreiber der Zukunft zu werden. - Eine aktuelle Deloitte-Studie zeigt vier mögliche Zukunftsszenarien für 2040 auf. - Nachhaltigkeit und Wertschöpfung in einer Kreislaufwirtschaft sind bestimmende Faktoren.

Die Unsicherheit hat Hochkonjunktur und nahezu jede Branche muss sich Gedanken um ihre Zukunftsfähigkeit machen. Das gilt auch für die Chemieindustrie. Sie gehört zu den tragenden Säulen der deutschen und europäischen Wirtschaft - und steht vor großen Herausforderungen. Die Deloitte-Studie "Future of the chemicals value chain in Europe" wirft einen Blick in die Zukunft: Wie wird sich die Chemieindustrie in den nächsten 20 Jahren entwickeln? Wie wird sie auf Markttendenzen reagieren? Und wo wird sie sich im Kontext einer nahezu alles umfassenden Digitalisierung positionieren? Die Studie identifiziert insgesamt vier Optionen, die beide Enden der Skala bedienen: von einem eher protektionistischen Beibehalten des Status quo bis hin zum Innovationstreiber einer Industrie, die Maßstäbe in Sachen Nachhaltigkeit setzt.

"Die europäischen Player stellen immerhin 17 Prozent der globalen Chemieindustrie, das Umsatzvolumen liegt bei rund 565 Milliarden Euro. Sie kämpfen allerdings mit einem schwachen Wachstum der lokalen Märkte von weniger als einem Prozent pro Jahr", erklärt Alexander Keller, Partner im Bereich Oil, Gas & Chemicals bei Deloitte. "Auch mit der Klima- und Umweltdebatte sieht sich die Branche mit einer Problematik konfrontiert, die nicht nur sie selbst, sondern jede weitere Industrie betrifft, die von ihr beliefert wird."

Im Spannungsfeld zwischen Wertschöpfung und Wettbewerbsfähigkeit

Für die Entwicklung der Szenarien wurden zunächst die relevanten Treiber aus Wirtschaft, Gesellschaft, Politik und technischer Entwicklung identifiziert und 100 von ihnen miteinbezogen. Der Klassifizierung und Einordnung dieser Treiber folgt eine Einschätzung ihrer vermuteten Relevanz im Jahr 2040 entlang der Achsen "Wertschöpfung in einer Kreislaufwirtschaft" sowie "Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Chemieindustrie". Demnach wird Nachhaltigkeit eine noch viel größere Rolle spielen als heute. Zudem wird Europa Technologieführer bleiben, aber zusehends unter Druck geraten. Das Wachstum wird schwach bleiben und die Unternehmen müssen sich mit strengeren Umweltregeln auseinandersetzen.

Szenario 1: Speerspitze in eine grüne Zukunft

Im ersten Szenario übernimmt die Chemieindustrie eine tragende Rolle in einer nachhaltigen, kollaborativen Welt. Die Märkte sind offen und die Kunden verlangen immer mehr Produkte, die dem Umweltgedanken gerecht werden. Deshalb wird auch die Chemieindustrie Teil eines großen, orchestrierten und branchenübergreifenden Verbunds. Die europäischen Player schaffen es, Wertschöpfung in einer Kreislaufwirtschaft zu erzielen, und investieren massiv in Innovationen. Zudem entsteht sukzessive ein Netzwerk von Partnerschaften aller Branchenplayer entlang der Wertschöpfungskette. Auch werden Start-ups gegründet, die vermehrt auf digitale Potenziale setzen. Allerdings agieren die Unternehmen unter vergleichsweise strengen Umweltauflagen - die sich aber weltweit angleichen.

Szenario 2: Anpassung an repressive Rahmenbedingungen

Im zweiten Szenario steht die europäische Chemiebranche kollektiv unter Regulierungsdruck und öffentlicher Beobachtung - anders als in China und den USA. Die Unternehmen müssen sich verändern und Kosten sparen. Die Produktion regionalisiert sich, größere Investitionen rentieren sich kaum. Intelligente neue Ansätze sorgen dennoch für ein Überleben der Firmen. Da es kaum noch Produktinnovationen gibt, spielen die einzelnen Unternehmen international keine große Rolle mehr. Es besteht die Gefahr einer ungewollten und radikalen Konsolidierung, die durch eine entsprechende EU-Stelle kaum aufgehalten werden kann.

Szenario 3: Flucht in den Protektionismus

Die dritte mögliche Entwicklung führt zu einem Szenario mit starkem Euro-Protektionismus, wenig Innovationskraft und einem gesellschaftlichen Rückschritt hinsichtlich Nachhaltigkeit. Die realisierbaren Margen sind inzwischen teilweise auch von der Politik abhängig. Die Bedeutung des Exports und die Wettbewerbsfähigkeit schrumpfen und es kommt ebenfalls zu einer Konsolidierung. Die verbleibenden Akteure können jedoch - zumindest für eine gewisse Zeit - ein recht geruhsames Leben führen und die Branche auf niedrigem Niveau "verwalten".

Szenario 4: Wertschöpfung in der Kreislaufwirtschaft

Im vierten und letzten Szenario gelingt die profitable Wertschöpfung in der Kreislaufwirtschaft. Die Öffentlichkeit ist in Umweltfragen hoch sensibilisiert, was zu gezielten Innovationen und Kollaborationen in der Branche führt. Es herrschen ein Klima des Verbrauchervertrauens und die Bereitschaft, auch höhere Preise zu bezahlen. Jedoch bleiben Strukturen und Assets der Unternehmen weitgehend unverändert, was eine allgemeine Innovationswelle eher ausbremst als befeuert. Insgesamt sind Umwelt und Industrie eine enge Verbindung eingegangen, die Unternehmen zunehmend dazu bringt, ihre Profitabilität im Rahmen einer umfassenden Kreislaufwirtschaft zu sichern und managen.

"Die Dynamik wirkt sich sehr unterschiedlich auf die Subsektoren der Branche aus. Das Segment 'Building Blocks' etwa wird sich stark verändern müssen. Besonders im ersten Szenario, das kleinere, flexiblere Assets verlangt - was die bisherige Struktur auf den Kopf stellt. Auch bei synthetischen Materialien ist der Veränderungsdruck hoch, denn eine Kreislaufwirtschaft verlangt hier ganz neue Geschäftsmodelle. Im Bereich 'Specialities', einem recht heterogenen Subsektor, spielt die Erwartungshaltung der Konsumenten und der Öffentlichkeit eine herausragende Rolle - das allgemeine Vertrauen in die Nachhaltigkeit ist hier entscheidend", ergänzt Alexander Keller.

Über Deloitte

Deloitte erbringt Dienstleistungen in den Bereichen Wirtschaftsprüfung, Risk Advisory, Steuerberatung, Financial Advisory und Consulting für Unternehmen und Institutionen aus allen Wirtschaftszweigen; Rechtsberatung wird in Deutschland von Deloitte Legal erbracht. Mit einem weltweiten Netzwerk von Mitgliedsgesellschaften in mehr als 150 Ländern verbindet Deloitte herausragende Kompetenz mit erstklassigen Leistungen und unterstützt Kunden bei der Lösung ihrer komplexen unternehmerischen Herausforderungen. Making an impact that matters - für die rund 312.000 Mitarbeiter von Deloitte ist dies gemeinsames Leitbild und individueller Anspruch zugleich.

Deloitte bezieht sich auf Deloitte Touche Tohmatsu Limited ("DTTL"), eine "private company limited by guarantee" (Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach britischem Recht), ihr Netzwerk von Mitgliedsunternehmen und ihre verbundenen Unternehmen. DTTL und jedes ihrer Mitgliedsunternehmen sind rechtlich selbstständig und unabhängig. DTTL (auch "Deloitte Global" genannt) erbringt selbst keine Leistungen gegenüber Mandanten. Eine detailliertere Beschreibung von DTTL und ihren Mitgliedsunternehmen finden Sie auf http://www.deloitte.com/de/UeberUns .

Pressekontakt:

Julia Westermeir
Content & Media Manager
Tel: +49 89 29036 7605
jwestermeir@deloitte.de

Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/60247/4638257
OTS: Deloitte

Original-Content von: Deloitte, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

738917

weitere Artikel:
  • Dr. Hans-Christian Wirtz wird neuer Head of Government Affairs & Policy bei Johnson & Johnson Deutschland (FOTO) Neuss (ots) - Ab dem 1. Juli 2020 übernimmt Dr. Hans-Christian Wirtz die Leitung des Bereichs Government Affairs & Policy bei Johnson & Johnson Deutschland. In seiner neuen Funktion ist Wirtz für alle drei Geschäftsbereiche von Johnson & Johnson Deutschland verantwortlich. Neben Consumer Healthcare (Johnson & Johnson Consumer Health) zählen dazu der Bereich Pharmaceuticals (Janssen-Cilag) sowie Medical Devices & Diagnostics (Johnson & Johnson Medical). Damit bündelt Johnson & Johnson in Deutschland seine Government Affairs-Aktivitäten mehr...

  • Rechtssichere Unterschriften mit HelloSign jetzt auch in deutscher Sprache / HelloSign in 21 neuen Sprachen international verfügbar Hamburg/San Francisco (ots) - Der Anbieter für elektronische Signaturen HelloSign ist ab heute in 21 neuen Sprachen - darunter auch Deutsch - erhältlich, weitet seinen internationalen Support entscheidend aus und bietet ab sofort auch Datenspeicherung in Europa an. Dropbox (NASDAQ: DBX) kündigt heute an, dass die im vergangenen Jahr vom Unternehmen erworbene eSignatur-Lösung HelloSign ab sofort in deutscher Sprache sowie 20 weiteren Sprachen weltweit verfügbar ist. HelloSign ermöglicht rechtssichere elektronische Signaturen und ist DSGVO-konform. mehr...

  • Weltweiter Verkauf des KI-fähigen Staubsauger-Roboter "Whiz" der SoftBank Robotics Group übersteigt die 10.000-Marke London (ots/PRNewswire) - - Whiz ist jetzt nach Umsatz die weltweite Nr. 1 der autonomen professionellen Reinigungsroboter Die SoftBank Robotics Group Corp. ("SBRG"") gab heute bekannt, dass das Unternehmen bis Ende Juni 2020 weltweit kumulierte Verkäufe von mehr als 10.000 Einheiten des "Whiz", des von der SoftBank Robotics Corp. entwickelten und bereitgestellten KI-fähigen Staubsaugerroboters, verzeichnen konnte.* Nach Einführung des humanoiden Roboters "Pepper" kündigte SBRG im November 2018 Whiz als seinen zweiten Roboter an und begann mehr...

  • Umfassende Veränderungen am Arbeitsplatz werden in einer Welt nach der Pandemie erwartet, so eine Studie der Adecco Group Zürich (ots/PRNewswire) - - Unternehmen und Arbeitnehmer fordern mehr Flexibilität, Verträge auf Stundenbasis werden in Frage gestellt, während ein neues emphatisches Führungsprofil entsteht - Arbeitnehmer fordern mehr Flexibilität nach Coronavirus, wobei eine 50/50-Aufteilung von Remote- und Büro-Arbeitszeit als universelles Ideal bestätigt wird - Stundenbasierte Verträge werden in Frage gestellt, wobei 69 % der Befragten angeben, dass Verträge auf geleisteten Arbeitsergebnissen und nicht Arbeitsstunden basieren sollten - Digitale Fertigkeiten mehr...

  • Flowmon im Gartner Market Guide für Network Detection and Response 2020 anerkannt Brno, Tschechische Republik (ots/PRNewswire) - Flowmon Networks (https://www.flowmon.com/) , ein globales Netzwerkintelligenz-Unternehmen, gab heute bekannt, dass es in Gartners 2020 Market Guide for Network Detection and Response (NDR) anerkannt wurde. Diese Anerkennung folgt auf die kürzliche Aufnahme des Unternehmens in Gartners Network Performance Monitoring & Diagnostics Market Guide, der Flowmons Vision untermauert, SecOps und NetOps zusammenzubringen, um die Verweildauer zu verkürzen, die Auswirkungen von Sicherheitsverletzungen zu reduzieren mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht