(Registrieren)

Ein Jahr E-Scooter: TÜV-Verband fordert höhere Sicherheit und einheitliche EU-Regeln

Geschrieben am 12-06-2020

Berlin (ots) - +++ Nachbesserungen bei der technischen Sicherheit der Fahrzeuge notwendig +++ Verleiher und Kommunen haben auf anfängliches Durcheinander reagiert +++ Ausbau der Infrastruktur für neue Formen der Mikromobilität erforderlich

Mehr Flexibilität beim Zurücklegen kurzer Strecken auf der einen Seite. Gefährliche Unfälle, zahlreiche Verkehrsverstöße und herumliegende Fahrzeuge auf der anderen Seite. Seit dem 15. Juni 2019 ist es in Deutschland erlaubt, mit Elektrotretrollern auf Straßen und Fahrradwegen zu fahren. "E-Scooter haben sich in vielen Städten als zusätzliche Option für die Fortbewegung auf kürzeren Strecken etabliert und sind eine sinnvolle Ergänzung zu Auto, Fahrrad sowie Bus und Bahn", sagte Dr. Joachim Bühler, Geschäftsführer des TÜV-Verbands (VdTÜV). "Die hoch gesteckten Erwartungen an die Elektrotretroller als Teil der Mobilitätswende konnte das neue Fortbewegungsmittel aber bisher noch nicht erfüllen." Laut einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des TÜV-Verbands vom Jahreswechsel nutzen erst 1,5 Prozent der Bundesbürger:innen an Werktagen regelmäßig einen E-Scooter. Bühler: "Dennoch sind die Elektrotretroller auch in der aktuellen Corona-Lage auf kürzeren Strecken eine gute Alternative zu überfüllten öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Auto."

Insbesondere in den Monaten nach der Einführung herrschte vielerorts Durcheinander: Herumliegende E-Scooter im Stadtbild, alkoholisierte Fahrer:innen zu zweit auf dem Gehweg und Lärm beim Einsammeln der Fahrzeuge. "Seit dem Start der E-Scooter haben alle Beteiligten eine steile Lernkurve hingelegt - Nutzer, Verleiher, Verkehrspolizei und auch die Verantwortlichen vor Ort", sagte Bühler. Die Verleiher haben die Zahl der E-Scooter dem tatsächlichen Bedarf in den Städten angepasst und E-Roller zum Beispiel mit Wechsel-Akkus ausgestattet. Viele Kommunen haben Regelungen für das Abstellen der Fahrzeuge erlassen und Polizist:innen auf Regelverstöße hingewiesen. Viele E-Scooter-Fahrer:innen wussten offenbar nicht, dass sie nicht auf Bürgersteigen fahren dürfen und die gleichen Promillegrenzen wie beim Autofahren gelten. Da besonders viele Touristen mit Leih-Scootern unterwegs sind, sorgten die unterschiedlichen Vorschriften innerhalb der EU für zusätzliche Verwirrung. Der TÜV-Verband setzt sich deshalb in Brüssel dafür ein, die Regelungen für die Zulassung und Nutzung von E-Tretrollern in Europa zu vereinheitlichen: Um nationale Unterschiede bei der Erteilung einer Betriebserlaubnis zu vermeiden, sollten Elektrokleinstfahrzeuge als eigene Fahrzeugkategorie im Typgenehmigungsrecht EU verankert werden.

Sorge bereitet dem TÜV-Verband, dass es immer wieder zu Unfällen mit zum Teil schweren Verletzungen kommt. Erfahrungen aus den USA zeigen, dass neben Knochenbrüchen und Schürfwunden viele Unfallopfer Kopfverletzungen erleiden. "Wir empfehlen dringend, bei der Nutzung von E-Scootern einen Helm zu tragen", sagte Bühler. Der TÜV-Verband befürworte zwar eine Helmpflicht, bisher ist das Tragen eines Helms laut Straßenverkehrsordnung aber erst für Fahrzeuge mit einer Höchstgeschwindigkeit von mehr als 25 Km/h vorgeschrieben. E-Tretroller dürfen nicht schneller als 20 Km/h fahren. Der TÜV-Verband setzt daher auf eine bessere Aufklärung der Öffentlichkeit. "Wie E-Scooter beim Unfallgeschehen im Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln abschneiden, können erst mittel- bis langfristige Erhebungen zeigen", betonte Bühler. Eine entsprechende Datenbasis baue das Statistische Bundesamt gerade auf.

Zusätzliche technische Sicherheitsmaßnahmen notwendig

Sinnvolle technische Sicherheitsmaßnahmen sind aus Sicht des TÜV-Verbands eine Ausstattungspflicht mit einem hinteren Bremslicht und Blinkern. "Einhändiges Fahren, um einen Fahrtrichtungswechsel anzuzeigen, ist keine praktikable Option, da die meisten E-Scooter leicht ins Schlingern geraten", sagte Bühler. Daher sollte eine entsprechende Verpflichtung zur Ausstattung von E-Scootern mit "Fahrtrichtungsanzeigern" sowie mit Bremslicht in die Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung (eKFV) aufgenommen werden. Für jugendliche E-Scooter-Fahrer:innen, die noch über wenig Erfahrung im motorisierten Verkehr verfügen, sei zudem eine Mofa-Prüfbescheinigung sinnvoll. Die Ausbildung vermittelt in sechsmal 90 Minuten grundlegendes Wissen über die Verkehrsregeln und umfasst einmal 90 Minuten praktisches Üben. Es folgt eine theoretische Prüfung mit 20 Fragen. E-Scooter dürfen ab einem Alter von 14 Jahren gefahren werden.

Aus Sicht des TÜV-Verbands wird der E-Scooter erst im Laufe der Zeit sein volles Potenzial entfalten können, wenn die Verkehrsteilnehmer:innen den Umgang damit erlernt und die Verkehrsverwaltungen das Fahrzeug in ihre Planungen einbezogen haben. "Viele Formen der Mikromobilität wie E-Bikes, Lastenräder oder Elektrotretroller haben ihre Berechtigung und werden ihren Platz im Mobilitätsmix der Menschen finden", betonte Bühler. "Dazu bedarf es einem konsequenten Ausbau der Infrastruktur für diese immer stärker genutzten Fahrzeuge."

Zum Hintergrund: Die Sachverständigen der TÜV-Organisationen erstellen für Hersteller und Importeure von E-Scootern Gutachten, um beim Kraftfahrtbundesamt eine Allgemeine Betriebserlaubnis (ABE) für ihre Fahrzeuge beantragen zu können. Die technischen Anforderungen sind in der Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung geregelt.

Zur Methodik: Grundlage der Angaben ist eine repräsentative Umfrage der Ipsos GmbH im Auftrag des TÜV-Verbands unter 1.000 Personen zwischen 16 und 75 Jahren. Die Frage lautete: "Welche Verkehrsmittel nutzen Sie an einem gewöhnlichen Werktag?"

Über den TÜV-Verband: Der Verband der TÜV e.V. (VdTÜV) vertritt die politischen und fachlichen Interessen seiner Mitglieder gegenüber Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Der Verband setzt sich für technische und digitale Sicherheit bei Produkten, Anlagen und Dienstleistungen durch unabhängige Prüfungen und qualifizierte Weiterbildung ein. Mit seinen Mitgliedern verfolgt der TÜV-Verband das Ziel, das hohe Niveau der technischen Sicherheit in unserer Gesellschaft zu wahren und Vertrauen für die digitale Welt zu schaffen.

Pressekontakt:

Maurice Shahd
Pressesprecher
Verband der TÜV e.V. (VdTÜV)
Friedrichstraße 136 | 10117 Berlin
T 030 760095-320, E presse@vdtuev.de http://www.vdtuev.de |
http://www.twitter.com/vdtuev_news

Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/65031/4621584
OTS: VdTÜV Verband der TÜV e.V.

Original-Content von: VdTÜV Verband der TÜV e.V., übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

736610

weitere Artikel:
  • Den europäischen Exporten den Weg ebnen: Panaxia Israel gibt den Erhalt der EU-GMP-Zertifizierung bekannt, die für die Herstellung und den europäischen Export von medizinischem Cannabis und fortgeschr Tel Aviv, Israel (ots/PRNewswire) - - Das israelische Unternehmen ist das erste, das sich dem exklusiven Team internationaler Firmen anschließt, die von einer europäischen Agentur mit dem prestigeträchtigen Zertifikat ausgezeichnet wurden, das auch israelischen medizinischen Cannabisanbauern die Türen nach Europa öffnet. - Panaxia (TASE: PNAX), rechnet damit, im Laufe dieses Jahres mit dem Verkauf seiner Marken in Deutschland, dem größten europäischen Cannabismarkt, sowie in Dänemark zu beginnen. Dr. Dadi Segal, CEO von Panaxia Global, sagte: mehr...

  • 19. Juni startet die Onlinemesse Classics to Click / TV-Star Helge Thomsen (RTL2) zeigt live seine Oldie-Werkstatt (FOTO) Lübeck (ots) - +++ Große Sonderausstellung mit 360 Grad Rundgang +++ Acht Videokonferenzen mit spannenden Vorträgen +++ Privater Marktplatz +++ 24 Aussteller +++ 7000 Besucher erwartet +++ Countdown für die erste deutschsprachige Onlinemesse für Oldtimer, Youngtimer & Co: In genau einer Woche, am 19. Juni 2020, öffnet die Classics to Click ihre virtuelle Tore. Es ist eine digitale Premiere - eine solche Online-Ausstellung mit der Thematik Oldtimer und Youngtimer gab es in Deutschland, Österreich und der Schweiz noch nie. Veranstalter mehr...

  • "Now or never" am 24.6. im Ersten (FOTO) Baden-Baden (ots) - Tinka Fürst und Michael Pink auf der Suche nach dem richtigen Zeitpunkt zum Sterben / am 24. Juni 2020 im Ersten Rebecca hat einen Tumor und will selbstbestimmt sterben. Und zwar jetzt. Oder - vielleicht doch lieber noch nicht gleich? Um das Sterben, das Leben und die Zeit dazwischen kreist die SWR Tragikomödie "Now or never", die am 24. Juni 2020, 20:15 Uhr im Ersten ausgestrahlt wird. Sterbehelfer Henry kommt darin in unvorhergesehene Schwierigkeiten, als Klientin Rebecca ihn überredet, sie vor ihrem Tod noch zu einem Wunderheiler mehr...

  • ZDFinfo, kurzfristige Programmänderung / Mainz, 12. Juni 2020 Mainz (ots) - Woche 24/20 Freitag, 12.06. Bitte Programmänderungen beachten: 1.10 Warum wir hassen Ursprung USA 2019 "Syriens Herrscher - Das Haus Assad: Staatsstreich und Aufstieg" um 1.05 Uhr entfällt 1.50 Warum wir hassen Fremde USA 2019 "Syriens Herrscher - Das Haus Assad: Der Nachfolger und die Macht" entfällt 2.30 Warum wir hassen Propaganda USA 2019 "Syriens Herrscher - Das Haus Assad: Arabischer Frühling und Bürgerkrieg" um 2.35 Uhr entfällt 3.10 Warum wir hassen Extremismus USA 2019 mehr...

  • Corona-Folgen in Afghanistan: 8 Millionen Kinder werden humanitäre Hilfe benötigen Berlin (ots) - Die Zahl der hilfsbedürftigen Kinder in Afghanistan steigt weiter dramatisch an: Durch die Folgen der Corona-Pandemie könnten bis zum Jahresende 40 Prozent der Kinder in Afghanistan auf humanitäre Hilfe angewiesen sein, warnt Save the Children. Das entspricht einer Zahl von 8,12 Millionen Kindern - drei Millionen mehr als in der Prognose der Kinderrechtsorganisation vom Jahresbeginn. Schon im Februar hatte Save the Children die alarmierende Hochrechnung von 5,26 Millionen Kindern veröffentlicht, die noch in diesem Jahr lebenswichtige mehr...

Mehr zu dem Thema Sonstiges

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

Sat1.de mit neuem Online-Spiele-Portal Sat1Spiele.de / SevenOne Intermedia baut Bereich Games weiter aus

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht