(Registrieren)

Ex-Verfassungsrichter Di Fabio klar gegen Vermögensabgabe

Geschrieben am 19-05-2020

Berlin (ots) - "Was der Staat nicht muss, darf er auch nicht" / Interview-Reihe in neuer 'Capital'-Ausgabe

Berlin, 19. Mai 2020 - Der frühere Verfassungsrichter Udo Di Fabio hat die Einführung einer Vermögenssteuer oder eines Notopfers für besonders wohlhabende Menschen als verfassungswidrig abgelehnt. Dem Wirtschaftsmagazin 'Capital' (Ausgabe 6/2020, EVT 21. Mai) sagte Di Fabio, Deutschland könne sich derzeit gewaltige finanzielle Mittel an den internationalen Finanzmärkten leihen, noch dazu "zu spektakulär niedrigen" Zinsen. "Der Staat ist gegenwärtig voll handlungsfähig. Er muss nicht an die Substanz der Bürger gehen. Und wenn er das nicht muss, dann darf er es auch nicht", erklärte Di Fabio gegenüber 'Capital'.

Der frühere Richter am Bundesverfassungsgericht wandte sich damit gegen Forderungen insbesondere aus Teilen der SPD und der Linken. SPD und Linke hatten eine Vermögensabgabe ins Spiel gebracht, um Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie zu finanzieren. Dagegen sagte Di Fabio: "Eingriffe in die Substanz wie bei der Vermögenssteuer sind verfassungsrechtlich etwas ganz anderes als die leistungsgerechte Besteuerung des Erwerbs oder des Konsums. Es handelt sich um ein eigentlich im Blick auf Art. 14 GG systemwidriges Notopfer, das man nur in außergewöhnlichen Lagen in Erwägung ziehen darf - wie beim Lastenausgleich nach dem Zweiten Weltkrieg. Eine solche Lage sehe ich derzeit nicht."

Das Interview ist Teil eines großen Gesprächs-Zyklus in der Juni-Ausgabe von 'Capital', die diese Woche erscheint. Neben Di Fabio sprachen 'Capital'-Redakteure über die Folgen der Corona-Pandemie auch mit dem US-Politologen Francis Fukuyama, der stellvertretenden EU-Kommissionspräsidentin Margrethe Vestager, dem britischen Wirtschaftshistoriker Adam Tooze, dem US-Starinvestor und Chefberater der Allianz, Mohamed El Erian, und der Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht.

Im Interview mit 'Capital' verteidigte Di Fabio zugleich die zahlreichen staatlichen Eingriffe in die Freiheitsrechte. Durch die Einschränkungen der Bewegungsfreiheit, Kontaktverbote oder auch den staatlichen verordneten Stillstand in weiten Bereichen der Wirtschaft seien Demokratie und Freiheit keineswegs grundlegend gefährdet, so Di Fabio: "Ich sehe in unserem Land zur Zeit nichts, was in dieser Hinsicht wirklich besorgniserregend wäre." Auch der Streit über die Maßnahmen gehöre zu einer Demokratie dazu, gleichwohl gingen die Eingriffsrechte des Staates in einer Pandemie eben "sehr weit". Wenn Bürger nun eine Lockerung der Einschränkungen forderten, sei es zuerst an ihnen selbst, dafür die Voraussetzungen zu schaffen: "In der Demokratie kommt es auf die Menschen an: Sie handeln im Alltag, sie arbeiten, sie wählen. Wenn wir die Routine des Abstands und der Hygiene beherrschen, können wir nicht nur die weiter drohenden Gesundheitsgefahren, sondern auch die massiven Nebenwirkungen des Lockdowns entscheidend mindern."

Pressekontakt:

Timo Pache, Chefredaktion 'Capital'
Tel. 030/220 74-5125
E-Mail: pache.timo@capital.de
www.capital.de

Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/8185/4600935
OTS: Capital, G+J Wirtschaftsmedien

Original-Content von: Capital, G+J Wirtschaftsmedien, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

733684

weitere Artikel:
  • "Ende Juni könnte Überlastung des Gesundheitssystems drohen" / Die Infektionskurve flach zu halten, muss oberstes Ziel bleiben Wiesbaden (ots) - - Analysten warnen: Überlastung des aktuellen Gesundheitssystems droht Ende Juni. - Bevorstehende COVID-19-Wellen könnten Gesellschaft härter treffen als bisherige. - Politik ist gefordert, Vorkehrungen für erneute Ausbrüche zu treffen. Bevorstehende COVID-19-Wellen könnten stärkere Auswirkungen auf das deutsche Gesundheitssystem und damit die Bevölkerung mit sich bringen als die bereits überstandene. Das zeigen Vorausschauen von Analyse-Experten der Wiesbadener Technologieberatung Invensity. Sie haben die aktuellen mehr...

  • Corona-Krise: mehr als die Hälfte der Beschäftigten am heimischen Schreibtisch / Aktuelle Befragung zeigt massiven Anstieg der Homeoffice-Quote / Unterschiede zwischen den Branchen Leverkusen (ots) - Die Corona-Pandemie hat massive Auswirkungen auf die Arbeitswelt. Rund die Hälfte der Beschäftigten in Deutschland arbeitet aktuell zumindest teilweise im Homeoffice. Vor der Krise war lediglich jeder fünfte Arbeitnehmer zumindest zeitweise von zuhause aus tätig. Dies sind Ergebnisse einer Befragung zum Arbeiten in der Corona-Krise unter 942 deutschen Arbeitnehmern, die im April 2020 durchgeführt wurde, sowie der Studie "Digital, dynamisch, dauergestresst? Arbeiten 2020", für die im Januar und Februar diesen Jahres 1.875 Beschäftigte mehr...

  • Unfälle unter Alkoholeinfluss 2019: Jahreshöchstwert am Vatertag / Alkoholunfälle mit Personenschaden ebenfalls mit Jahreshöchstwert Wiesbaden (ots) - An Christi Himmelfahrt 2019 war nach vorläufigen Ergebnissen bei deutschlandweit 263 Straßenverkehrsunfällen Alkohol im Spiel. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, gab es damit am "Vatertag" so viele Unfälle mit Alkoholeinfluss wie an keinem anderen Tag des Jahres. Zum Vergleich: Im Durchschnitt kam es auf deutschen Straßen im Jahr 2019 pro Tag zu rund 98 Unfällen, bei denen Alkohol bei mindestens einer oder einem der beteiligten Verkehrsteilnehmerinnen oder -teilnehmer nachgewiesen wurde. Insgesamt verzeichnete mehr...

  • Half-Year Figures: ZEISS Looks back on Good First Six Months Overall Oberkochen (ots) - Half-year revenue reaches 3.2 billion euros (+6% compared to prior year) - EBIT at 455 million euros (+12 million euros compared to prior year) · The Semiconductor Manufacturing Technology and Medical Technology segments contributed in particular to growth in the first six months · Initial impact of the COVID-19 pandemic felt particularly in Q2 · ZEISS portfolio ensures stability even during the COVID-19 pandemic · Difficult to form outlook on further progression of fiscal year Overall, the first six months of mehr...

  • Halbjahresbilanz: ZEISS blickt auf ein insgesamt gutes erstes Halbjahr zurück Oberkochen (ots) - Halbjahresumsatz erreicht 3,2 Milliarden Euro (+6 % ggü. Vj.) - EBIT bei 455 Millionen Euro (+12 Mio. Euro ggü. Vj.) · Insbesondere die Sparten Semiconductor Manufacturing Technology und Medical Technology tragen zum Wachstum im ersten Halbjahr bei · Erste Auswirkungen der COVID-19-Pandemie vor allem im zweiten Quartal zu spüren · ZEISS Portfolio sorgt auch während der COVID-19-Pandemie für Stabilität · Ausblick auf weiteren Verlauf des Geschäftsjahres schwer prognostizierbar Die ZEISS Gruppe schließt die ersten mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht