(Registrieren)

Strategiepapier des Bundesinnenministeriums warnt vor Wirtschaftscrash

Geschrieben am 01-04-2020

Berlin (ots) - Berater von Minister Seehofer halten Einbruch der Wirtschaftsleistung um bis zu einem Drittel für denkbar / BMI-Experten offen für Corona-Bonds

Berlin, 1. April 2020 - Das Bundesinnenministerium warnt wegen der Corona-Krise vor einem schweren Wirtschaftseinbruch mit unabsehbaren Konsequenzen. Falls es über mehrere Monate nicht gelinge, die Epidemie einzudämmen und unter Kontrolle zu bringen, könne die Wirtschaftsleistung in Deutschland im laufenden Jahr im Extremfall um 32 Prozent einbrechen, heißt es in einem vertraulichen Strategiepapier aus dem Ministerium, aus dem das Wirtschaftsmagazin 'Capital' (Online-Ausgabe) zitiert. "Dieses Szenario kommt einem wirtschaftlichen Zusammenbruch gleich, dessen gesellschaftliche und politische Konsequenzen kaum vorstellbar sind", schreiben die Beamten von Innenminister Horst Seehofer (CSU). Für die Analyse wurden auch externe Experten hinzugezogen, darunter Ökonomen der Wirtschaftsforschungsinstitute IW und RWI.

Im bestmöglichen Fall dürfte sich der Rückgang des Bruttoinlandsprodukts in Deutschland nach Einschätzung der Experten des Innenministeriums auf vier Prozent beschränken. Dies gelte für den Fall, dass die Zahlen der Neuinfizierten durch den aktuellen Shutdown bis zum Ende der Osterferien "deutlich heruntergehen", heißt es in dem Papier. In diesem Fall könnten Schulschließungen und Ausgangsbeschränkungen zum 20. April aufgehoben werden. Die Voraussetzung dafür sei, dass es bis dahin mithilfe einer massiven Ausweitung der Testkapazitäten möglich sei, Neuinfektionen schnell zu identifizieren und die Erkrankten sowie ihre Kontaktpersonen zu isolieren.

In diesem "Best Case" könne Deutschland dank starker Nachholeffekte ab dem Sommer mit einer wirtschaftlichen Bilanz aus der Krise kommen, die der Rezession in der Weltwirtschaftskrise 2009 ähnele, schreiben Seehofers Berater. In weiteren Szenarien gehen die Experten von einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts von neun beziehungsweise elf Prozent aus. Aus dem Strategiepapier mit dem Titel "Wie wir COVID-19 unter Kontrolle bekommen" hatten vergangene Woche bereits einzelne Medien zitiert - allerdings nicht aus dem wirtschaftspolitischen Teil.

Auf Anfrage von 'Capital' äußerte sich das Bundesinnenministerium nicht zu den Inhalten des Arbeitspapiers - auch nicht zu der Frage, inwiefern Ressortchef Seehofer sich die Prognosen und Empfehlungen seiner Berater zu eigen macht. Eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums, das innerhalb der Bundesregierung die Federführung für Konjunkturprognosen hat, sagte, es sei "vorausschauend", dass sich die Ressorts "in ihrem jeweiligen Zuständigkeitsbereich" auf verschiedene Szenarien einstellen, um auf alles vorbereitet zu sein. Wirtschaftsminister Altmaier werde "in den nächsten Tagen eine erste eigene Einschätzung zur wirtschaftlichen Entwicklung veröffentlichen".

Seehofer-Berater: "COVID-19-Gemeinschaftsanleihen" denkbar

In ihrem Strategiepapier zeigen sich die Berater von Innenminister Seehofer zudem grundsätzlich offen für gemeinsame europäische Anleihen, um besonders von der Epidemie betroffene EU-Staaten finanziell zu stützen. Die Antworten auf die aktuelle Krise bedürften "einer koordinierten fiskalischen Strategie auf europäischer Ebene", heißt es darin. "Diese Anstrengungen müssen die finanzielle Unterstützung für andere Länder der EU einschließen, die sonst durch die Eindämmung Krise finanziell überlastet wären (insb. Italien)." Als konkrete Instrumente für EU-Hilfen nennen sie "bestehende oder neu einzurichtende Kreditlinien des Europäischen Stabilitätsmechanismus ESM oder COVID-19-Gemeinschaftsanleihen". Über die sogenannten Corona-Bonds tobt in der EU derzeit ein heftiger Streit. Die Bundesregierung lehnt eine gemeinsame Schuldenaufnahme bislang ab. Dagegen schreiben Seehofers Berater: "Die Diskussion um die konkreten Instrumente sollte nicht den Blick auf die Notwendigkeit einer koordinierten fiskalischen Strategie verstellen."

Pressekontakt:

Thomas Steinmann, Redaktion 'Capital',
Telefon: 030/220 74-5119
E-Mail: steinmann.thomas@capital.de
www.capital.de

Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/8185/4562020
OTS: Capital, G+J Wirtschaftsmedien

Original-Content von: Capital, G+J Wirtschaftsmedien, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

727489

weitere Artikel:
  • Wirtschaftsfaktor Hygiene / Effizientes Hygienemanagement senkt Krankheitsraten und Kosten (FOTO) Duisburg (ots) - Es ist noch zu früh, abschließende Lehren aus der Corona-Krise zu ziehen. Eines aber ist jetzt schon klar: Hygiene ist ein Wirtschaftsfaktor, der alle Branchen betrifft, nicht nur den Gesundheits- und Lebensmittelsektor. Darüber hinaus wird deutlich, dass Dienstleister systemrelevant sind, die bislang nicht als solche wahrgenommen wurden. "Die Pandemie führt uns deutlich vor Augen, was vorher galt und auch in Zukunft gelten wird", sagt Jürgen Höfling, CEO der CWS Group. "Mangelnde Hygiene, vor allem mangelnde Handhygiene, verursacht mehr...

  • BGH verhandelt zum VW Abgasskandal - HAHN Rechtsanwälte will u.a. Zinsanspruch klären lassen Bremen (ots) - Im fünften Jahr nach dem Bekanntwerden des Dieselskandals bei der Volkswagen AG erreichen die Klagen geschädigter Kunden 2020 in letzter Instanz den Bundesgerichtshof (BGH). Die Verhandlung des ersten Falls (Az.: VI ZR 252/19) haben die obersten Zivilrichter in Karlsruhe für den 05.05.2020 angesetzt, wie das Gericht bereits am 19.12.2019 mitteilte. Wie nun bekannt wurde, wird der Bundesgerichtshof sich zwischen Mai und Juli mit drei weiteren Fällen zum VW Abgasskandal beschäftigen. Auch ein Fall von HAHN Rechtsanwälte, der vor mehr...

  • BDI zur Forderung nach Schutzgüter-Produktion: "Politik muss Unternehmen Anpassung der Produktion auf Schutzgüter erleichtern" Berlin (ots) - Zur Forderung von Bundesinnenminister Horst Seehofer an Industrieunternehmen, ihre Produktion für Hilfsmittel gegen das Coronavirus umzustellen, sagt Iris Plöger, Mitglied der BDI-Hauptgeschäftsführung: "Politik muss Unternehmen Anpassung der Produktion auf Schutzgüter erleichtern" "Wichtig ist, dass die Bundesregierung es den Unternehmen erleichtert, ihre Produktion auf Corona-Schutzgüter anzupassen. Lösungen für eine schnelle Zertifizierung und Zulassung der Schutzgüter sind ebenso entscheidend wie Abnahmegarantien der Bundesregierung, mehr...

  • GAC MOTOR begegnet COVID-19-Epidemie mit Präventions-, Schutz- und Hilfsmaßnahmen Guangzhou, China (ots/PRNewswire) - Als Reaktion auf den COVID-19-Ausbruch hat GAC MOTOR zum Schutz seiner Kunden und Mitarbeiter verschiedene Präventionsmaßnahmen eingeführt und arbeitet dabei mit Partnern aus sämtlichen Regionen zusammen, um sich am globalen Kampf gegen die Epidemie zu beteiligen. Nachdem bereits zahlreiche Herausforderungen überwunden werden konnten, hat GAC MOTOR seinen Betrieb im Bestreben, Produktions-und Lieferkette des Unternehmens unberührt zu lassen, wieder aufgenommen. Trotz des Krankheitsausbruchs konnte das Unternehmen mehr...

  • Debeka Krankenversicherung belegt auch nach zwanzig Jahren im Test Platz 1 / Analysten des map-report zeichnen Debeka für "hervorragende Leistungen" aus Koblenz (ots) - Die Debeka, Deutschlands größter privater Krankenversicherer, ist - mit Ausnahme des Jahres 2017 - seit 2001 Serien-Sieger im Vergleich von privaten Krankenversicherungen, der jährlich von den Analysten des map-report herausgegeben wird. Das Unternehmen verteidigte damit auch in diesem Jahr seine Top-Position als Deutschlands bester privater Krankenversicherer. Laut dem map-report, hinter dem das Versicherungsanalysehaus Franke und Bornberg steht, überzeugte die Debeka in allen Teilbereichen des Ratings: "Bilanz", "Service und Transparenz" mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht