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Lutz Seiler, Bettina Hitzer und Pieke Biermann erhalten den Preis der Leipziger Buchmesse 2020 / Bekanntgabe im Programm von Deutschlandfunk Kultur

Geschrieben am 12-03-2020

Berlin (ots) - Die Preisträger des diesjährigen Preises der Leipziger Buchmesse
stehen fest: Lutz Seiler erhält für sein Werk "Stern 111" den Preis der
Leipziger Buchmesse in der Kategorie Belletristik. Bettina Hitzer wird mit dem
Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Sachbuch/Essayistik für ihr Buch
"Krebs fühlen. Eine Emotionsgeschichte des 20. Jahrhunderts" ausgezeichnet.
Preisträgerin in der Kategorie Übersetzung ist Pieke Biermann für die
Übersetzung des Buches "Oreo" von Fran Ross. Die Bekanntgabe der Preisträger
erfolgte nach Absage der Messe in diesem Jahr in der Sendung "Lesart" im
Programm von Deutschlandfunk Kultur. Das werktägliche Literaturmagazin im
bundesweiten Radio sendete aus aktuellem Anlass eine zweistündige Sondersendung
mit dem Vorsitzenden der Auswahljury, Jens Bisky, und weiteren Juroren.
Deutschlandfunk und Deutschlandfunk Kultur berichten von den Themen und Büchern
der Messe auch in ihren weiteren Literatur- und Kultursendungen. Am 14. März
holt Deutschlandfunk Kultur die für die Messe geplante Live-Sondersendung
"Bücherfrühling" (13.00-16.00 Uhr) nach Berlin und gibt mit Lutz Seiler, Ingo
Schulze, Ulla Lenze, Irina Liebmann, Bov Bjerg und Abbas Khider einen Überblick
über zentrale Bücher der Saison.

"Die Leipziger Buchmesse und ihr Preis leben, auch wenn wir schweren Herzens,
aber aus Sorge um die Gesundheit und Sicherheit unserer Gäste die Buchmesse 2020
absagen mussten", erklärte Oliver Zille, Direktor der Leipziger Buchmesse. "Ich
danke Deutschlandfunk Kultur ganz herzlich für die pragmatische, kollegiale
Hilfe, in dieser Situation die Preisverkündung ins Radio zu verlegen, um
zumindest den Preisträgern einen Resonanzraum zu geben."

Die Preisträger in der Übersicht:

Kategorie Belletristik:

Lutz Seiler | Stern 111 | Suhrkamp Verlag

Zur Begründung:

Der "Stern 111", er leuchtet spektral. Legendäres Radiofabrikat der DDR, reine
Liebe für eine junge Frau, die Sternferne der Dichtkunst genauso wie der Star,
der die Eltern des Romanhelden in den Westen lockt. Dieser Roman leuchtet auf
jeder Seite, und das mit menschenfreundlichem Humor. Die Milchstraße wird
ziegengemacht, in jeder schnell errichteten Mauer krabbeln die Asseln der
Schwellenzeiten, unter dem Schimmel der uralten Konserven lauert rätselhafte
Süße. In Lutz Seiler kunstvollem Roman wird groß und genau die Neuordnung der
Dinge in einem plötzlich regellosen Raum beschrieben, und das in der Verquickung
von Geschichtsschreibung und Privatmärchen. Auf die Zeitläufe legt der Autor
eine sinnliche Zeitschreibung: die eines werdenden Dichters und jungen Mannes,
der sich elternlos finden muss, sich auf den Weg macht in ein poetisches Dasein.
Nicht zuletzt erzählt "Stern 111" - ohne die Geste des "Wenderomans" bemühen zu
müssen - vom sich binnen kurzem veränderndem Herzschlag der Mitte Berlins, erst
kommen die Künstler und Maurer, dann die Prostituierten, die Touristen. Während
die Älteren die Welt entdecken.

Der Autor:

Lutz Seiler, 1963 in Gera geboren, arbeitete nach einer Lehre als
Baufacharbeiter als Zimmermann und Maurer und studierte anschließend
Germanistik. Seit 1997 leitet er das Literaturprogramm im Peter-Huchel-Haus. Für
sein literarisches Werk erhielt Seiler mehrere Preise, darunter den
Ingeborg-Bachmann-Preis, den Bremer Literaturpreis, den Uwe-Johnson-Preis und
2014 den Deutschen Buchpreis. Er lebt in Berlin und Stockholm.

Kategorie Sachbuch und Essayistik:

Bettina Hitzer | Krebs fühlen. Eine Emotionsgeschichte des 20. Jahrhunderts |
Klett-Cotta Verlag

Zur Begründung:

Mit keiner Krankheit sind wir im privaten wie öffentlichen Umfeld so stark
konfrontiert wie mit Krebs. Bettina Hitzer zeichnet die Geschichte dieser
Erkrankung so umfassend nach wie noch nie: Sie schreibt eine
Gesellschaftsgeschichte, Emotionsgeschichte und Mediengeschichte. Ihr Buch
beleuchtet, wie unterschiedlich im 20. Jahrhundert in Deutschland Krebs
erforscht, besprochen und erlebt worden ist. Dabei zeigt sie auf, welchem
gesellschaftlichen Wandel der Umgang mit der Krankheit unterlag. Von der
Mündigwerdung des Patienten über die öffentliche Akzeptanz bis zur Erfindung der
Nachsorge entsteht so ein Panorama, das über einfache Fallgeschichten und
Ratgeber von Krebs weit hinausreicht. Mit ihrem emotionsgeschichtlichen Zugriff
vertritt Bettina Hitzer einen fruchtbaren neuen Ansatz der
Geschichtswissenschaft. Und am Ende steht dabei die Entdeckung: Noch nie haben
wir unsere Gefühle so stark rationalisiert wie heute in der Zeit ständiger
Selbstoptimierung und permanenter Gefühlsarbeit.

Die Autorin:

Bettina Hitzer studierte Geschichte, habilitierte sich und lehrt an der FU
Berlin. Seit 2014 leitet sie eine Forschungsgruppe am Max-Planck-Institut für
Bildungsforschung, die sich mit Krankheit als Emotionsgeschichte beschäftigt.
Ihre Arbeiten zur Wissens- und Wissenschaftsgeschichte sowie zur Migrations- und
Religionsgeschichte wurden 2016 mit dem Walter-de-Gruyter-Preis ausgezeichnet.
Sie lebt in Berlin.

Kategorie Übersetzung:

Pieke Biermann | Oreo von Fran Ross übersetzt aus dem amerikanischen Englisch |
dtv Verlag

Zur Begründung:

Außen schwarz und innen weiß, so sieht nicht nur ein Oreo-Keks aus, zwischen
zwei Hauttypen (und Milieuschichten) verpappt ist auch Christine, die Tochter
einer schwarzen Mutter und eines weißen Juden namens Schwartz. Christines
Geschichte ist dabei vor allem eines: kunterbunt. Zwischen Mythologie,
Rassismuskritik, Slapstick und Psychoanalyse-Satire changierend, brennt Fran
Ross in "Oreo" zudem ein sprachliches Feuerwerk ab, das seinesgleichen sucht.
Jiddische Ausdrücke, Gossenslang und akademisches Highbrow-Palaver stellen die
Übersetzung vor enorme Herausforderungen. Pieke Biermann hat sie bravourös
gelöst und das halsbrecherische Tempo dieser durch New York rasenden rotzfrechen
und oberschlauen Superfrau mit großem Erfindungsreichtum in ein Deutsch gebracht
hat, das eine solch schrill-schöne Vielgestalt auf so engem Raum selten gesehen
hat.

Die Übersetzerin:

Pieke Biermann, geboren 1950, studierte Deutsche Literatur und Sprache bei Hans
Mayer sowie Anglistik und Politikwissenschaft in Hannover und Padua. Seit 1976
ist sie freie Schriftstellerin und Übersetzerin, u.a. von Stefano Benni, Andrea
Bajani, Dacia Maraini, Agatha Christie und Dorothy Parker. Ihre Bücher wurden
mehrfach ausgezeichnet, unter anderem drei Mal mit dem Deutschen Krimipreis. Sie
lebt in Berlin.

--

Jury des Preises der Leipziger Buchmesse

Unter der Leitung von Jens Bisky wählte die siebenköpfige Jury mit Katharina
Herrmann, Tobias Lehmkuhl, Wiebke Porombka, Marc Reichwein, Katrin Schumacher
und Katharina Teutsch 15 Nominierte und drei Preisträger aus insgesamt 402
eingereichten Titeln für den Preis der Leipziger Buchmesse 2020 aus.

Über den Preis der Leipziger Buchmesse

Der mit insgesamt 60.000 Euro dotierte Preis der Leipziger Buchmesse ehrt seit
2005 herausragende deutschsprachige Neuerscheinungen und Übersetzungen in den
Kategorien Belletristik, Sachbuch/Essayistik und Übersetzung. Der Freistaat
Sachsen und die Stadt Leipzig unterstützen den Preis der Leipziger Buchmesse.
Partner des Preises ist das Literarische Colloquium Berlin. Medienpartner sind
das Kundenmagazin buchjournal und Deutschlandfunk Kultur.

Mehr Informationen im Internet

http://www.deutschlandfunkkultur.de
http://www.leipziger-buchmesse.de

http://www.preis-der-leipziger-buchmesse.de

Nachhören der Preisvergabe

Die Sondersendung des Literaturmagazins "Lesart" kann unter
http://www.deutschlandfunkkultur.de und in der Dlf Audiothek (App für iOS und
Android) nachgehört werden.

Pressekontakt:

Tobias Franke-Polz
Deutschlandradio
Redakteur Presse
tobias.franke-polz@deutschlandradio.de http://www.deutschlandradio.de/presse

Funkhaus Berlin
Hans-Rosenthal-Platz
10825 Berlin

Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/127530/4544757
OTS: Deutschlandradio

Original-Content von: Deutschlandradio, übermittelt durch news aktuell


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