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Von Eulen und Beulen, Kommentar zur EZB von Mark Schrörs

Geschrieben am 23-01-2020

Frankfurt (ots) - Die neue EZB-Präsidentin Christine Lagarde will sich
geldpolitisch weder als "Falke" noch als "Taube" einordnen lassen - also weder
als Zins-Hardlinerin noch als Vertreterin eines im Zweifelsfall eher lockeren
Kurses. Sie wolle eine "Eule" sein, hat sie gesagt - weil Eulen als "weise"
gelten. Wie um das zu dokumentieren, hat sie am Donnerstag eine goldene Eule am
Revers getragen. Tatsächlich braucht Lagarde in den nächsten Monaten viel
Weisheit, wenn sie am Ende - um mit einem bekannten Kinderbuch zu sprechen -
keine "Eule mit der Beule" sein will.

Weisheit braucht es zum einen mit Blick auf den geldpolitischen Kurs. Aktuell
spielt Lagarde in die Hände, dass sich Wachstum und Inflation in die richtige
Richtung entwickeln und die Geldpolitik quasi auf Autopilot steuert. Deswegen
besteht in der Tat aktuell kaum Grund zum Handeln. Sollte sich die Entwicklung
wider Erwarten eintrüben, muss Lagarde aber dem Drang widerstehen, gleich wieder
nachzulegen. Die Geldpolitik hat ihre Grenzen erreicht, und Aktionismus würde
auch das Drängen auf ein stärkeres Engagement der Fiskalpolitik konterkarieren.
Hält der positive Trend dagegen an, muss Lagarde rechtzeitig an den Exit denken.
Ihr Vorgänger Mario Draghi hat da vor allem 2017 Chancen vertan.

Weisheit ist aber auch bei der nun gestarteten Überprüfung der EZB-Strategie
nötig. So richtig es ist, nach mehr als 16 Jahren mal wieder alles auf den
Prüfstand zu stellen - ohne Risiko ist es nicht. Das gilt vor allem dann, wenn
sich die EZB verzettelt.

Lagardes Beharren auf dem Klimawandel als zentralem Thema - übrigens eher im
Widerspruch zur offiziellen Mitteilung - und ihr Liebäugeln mit einer "grünen"
Geldpolitik ist da besonders riskant. Sie schürt Hoffnungen, die die EZB kaum
erfüllen kann, und sie läuft Gefahr, dass sich die Politik erneut aus der
Verantwortung stiehlt. Und noch etwas: Wenn in Zukunft bei den EZB-Anleihekäufen
grüne Titel bevorzugt würden, würde das einen späteren Ausstieg nur noch viel
diffiziler machen. Die EZB begäbe sich da auf ein (geld)politisches Minenfeld.

Aber Weisheit braucht es auch da, wo Geldpolitik und Strategieüberprüfung
zusammenkommen. Es ist gut möglich, dass die Diskussion über die EZB-Zukunft
mitunter für Unruhe an den Finanzmärkten sorgen wird. Dann muss Lagarde kühlen
Kopf bewahren.

Natürlich kann die EZB nicht ignorieren, was an den Märkten passiert, weil die
geldpolitische Transmission auch stark über diese läuft. Andererseits hat sich
unter Draghi ein nahezu exzessiver Fokus auf die Märkte etabliert. Sich davon zu
lösen - das wäre ganz sicher Ausdruck von Weisheit.

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Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
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