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3. Notfallkonferenz der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie/ Diese Sicherheitsmaßnamen schützen Krankenhäuser bei lebensbedrohlichen Einsatzlagen

Geschrieben am 29-11-2019

Ludwigshafen (ots) - Berlin/Ludwigshafen, 29.11.2019: Unfallchirurgen der
zivilen Versorgung und Ärzte der Bundeswehr haben heute bei einem Pressegespräch
die Sicherheitsanalyse von Krankenhäusern zum Schutz von Kliniken bei
lebensbedrohlichen Einsatzlagen beleuchtet. Anlass ist die heute stattfindende
3. Notfallkonferenz der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) mit dem
Titel "Sind unsere Kliniken sicher?" an der BG Klinik in Ludwigshafen. Als
sogenannte kritische Infrastruktur könnten Kliniken durch ein terroristisches
Attentat oder einen Amoklauf in den Fokus eines Anschlages rücken (TerrorMANV) -
wenn etwa Terroristen ganz bewusst eine Klinik angreifen. "Jedes Krankenhaus
muss seine Schwachstellen kennen. Dann lassen sich Sicherheitslücken auch schon
mit kleinen Maßnahmen schließen", sagte DGU-Präsident Prof. Dr. Paul A. Grützner
bei der Konferenz-Eröffnung. Militärmediziner zeigten vor den über 200
Teilnehmern auf, welche Maßnahmen auf die Sicherheitsanalyse folgen können, um
den Schutz der Kliniken bei einem TerrorMANV zu erhöhen: Sicherheitsüberprüfung
von Personen und Patienten, die in die Klinik kommen oder beispielsweise ein
Rammschutz, um die Zufahrt zum Krankenaus zu erschweren.

"Die sicherheitspolitischen Entwicklungen der letzten Jahre haben zu einem
gesteigerten Interesse des zivilen Gesundheitswesens an den spezifischen
Fähigkeiten und Erfahrungen des Sanitätsdienstes der Bundeswehr geführt, so dass
es inzwischen einen sehr intensiven und vertrauensvollen Austausch gibt", sagte
Generaloberstabsarzt Dr. Ulrich Baumgärtner, Inspekteur des Sanitätsdienstes der
Bundeswehr. Bereits 2016 haben die DGU und der Sanitätsdienst der Bundeswehr
einen 5-Punkte-Plan zur medizinischen Versorgung der Bevölkerung im Falle eines
Terrorereignisses aufgelegt. Kernstück des Plans ist der Kurs "Terror and
Disaster Surgical Care" (TDSC®), bei dem erfahrene Kliniker lernen, medizinische
Herausforderungen in einer Terror -oder Amoklage zu managen. Bis heute konnten
bereits über 350 Ärzte aus 10 regionalen Traumanetzwerken der Initiative
TraumaNetzwerk DGU® für den Ernstfall trainiert werden.

Nun setzen beide Partner die Klinik-Sicherheit und die Bedrohung durch
radiologische, chemische oder biologische Stoffe, die sogenannten "schmutzigen
Bomben", auf die Agenda: So wären Krankenhäuser frei zugängliche Institutionen,
die jederzeit für jeden erreichbar sind. Somit hätten Krankenhäuser
grundsätzlich keinen relevanten Schutz vor Angriffen von außen oder innen.
"Krankenhäuser müssen Konzepte entwickeln, wie sie ihre eigene Sicherheit
verbessern können", sagte Oberstarzt Professor Dr. Benedikt Friemert, Leiter der
DGU-Arbeitsgemeinschaft Einsatz-, Katastrophen- und Taktische Chirurgie (AG
EKTC). Dabei sei die Gefahren- und Sicherheitsanalyse von einem Krankenhaus der
erste Schritt und ein wichtiger Teil der Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz von
Kliniken. Zu einer Gefahrenanalyse gehört die Prüfung der regionalen
Gefahrenpotentiale, wie sie beispielsweise aufgrund von Chemieanlagen oder
besonderen politischen Institutionen bestehen können. Anhand der
Sicherheitsanalyse können Sicherheitslücken geschlossen werden. Zu den ersten
Schritten, wie Kliniken ihre Sicherheit erhöhen können, zählen:

- Sicherheitsüberprüfung der Personen, die in die Klinik kommen -
Sichtung/Triage inclusive Sicherheitsüberprüfung der Verletzten muss
vor die Klinik verlagert werden - Krankenhaus abriegeln -
Krankenhaus von innen überwachen - Zufahrt zum Krankenhaus
abschirmen/mit baulichem Rammschutz erschweren

Maßnahmen zum Vorgehen bei Verdacht auf die Verwendung von schmutzigen Bomben
sind:

- Patienten und Klinikpersonal auf Verschmutzung mit schädlichen
Substanzen prüfen - Behandlung, Dekontamination und Sicherung der
Klinik üben

Ein TerrorMANV ist eine logistische und medizinische Ausnahmesituation:
Szenarien wie diese sind in deutschen Kliniken unüblich. Daher gibt
DGU-Generalsekretär Professor Dr. Dietmar Pennig zu bedenken: "Die Bevölkerung
erwartet, dass solche Szenarien vorweg bedacht werden und dass wir auch in
Ausnahmesituationen absolut handlungsfähig sind. Daher muss der Ernstfall immer
wieder eintrainiert werden, um professionelles Handeln zu ermöglichen." Eine
Krankenhaus-Notfallübung koste bis zu 100.000 Euro. "Diese Kosten können nicht
von den Krankenhäusern getragen werden", sagte Pennig. Die DGU fordert daher
schon seit Jahren die Bereitstellung eines staatlichen Budgets für
Notfallübungen für die Kliniken. Die hohen Kosten seien einer der Gründe, warum
Notfallübungen in Deutschland bisher nicht zur Routine gehören, kritisierte
Pennig.

Die BG Kliniken der gesetzlichen Unfallversicherung sehen sich jedoch in
besonderer Weise der Prävention verpflichtet: So werden neben Notfallübungen
auch Vorhaltungen zum Katastrophenschutz und zum MANV getroffen. Darüber hinaus
verfügen einige Kliniken über besondere Kompetenzen: "Die BG Klinik Ludwigshafen
hält eine besondere Einrichtung vor zur Behandlung von Unfallverletzten, die mit
ionisierender Strahlung kontaminiert sind", sagte Grützner. "Es gibt in
Deutschland kaum Krankenhäuser, die so gut auf Notfallsituationen vorbereitet
sind wie die BG Kliniken. Sie spielen insbesondere bei der Behandlung von
Schwerbrand-, Querschnitt -, schwersten Schädel-Hirn-, Handverletzungen,
kindlichen Verletzungen sowie Polytraumata auch international eine führende
Rolle. Um auf besonders schwere Einsatzlagen vorbereitet zu sein, führen wir
außerdem in unseren Häusern bereits jetzt regelmäßig umfangreiche Krisenübungen
durch, bei denen alle Klinikbereiche einbezogen werden", sagte Reinhard Nieper,
Vorsitzender Geschäftsführer der BG Kliniken.

An der 3. Notfallkonferenz nehmen heute deutsche Spitzenvertreter der
Unfallchirurgie, weiterer chirurgischer Disziplinen, der Notfallmedizin, aus
Rettungs- und Sicherheitsorganisationen sowie aus Politik und der Bundeswehr
teil. Neben Fachvorträgen zur Sicherheit in der Klinik berichten Referenten zum
Umgang mit Chemieunfällen, radioaktiven Unfällen und ABC-Waffen. Zudem finden im
Rahmen der Tagungen an der BG Ludwigshafen Live-Demonstrationen von Übungen zu
den Themen Behandlung im Strahlenfall, Behandlung von Chemieunfällen und eine
Fahrzeugdemonstration statt.

Hintergrund:

Die Bedrohung durch den globalen Terrorismus sowie durch die zunehmende
innerdeutsche extremistische Gewalt ist aktuell eine große Herausforderung, denn
die Wahrscheinlichkeit terroristischer Anschläge in Deutschland nimmt zu. Ziel
der Attentate in Europa ist in der Regel die zivile Bevölkerung. Unkalkulierbare
Gefahrensituationen am Ort des Geschehens und schwere Verletzungsmuster wie
komplexe Schuss- und Explosionsverletzungen, sowie die hohe Anzahl hochgradig
lebensgefährlich verletzter Menschen an möglicherweise mehreren Orten zu
verschiedenen Zeitpunkten stellen Rettungskräfte, Notärzte und die Kliniken im
TraumaNetzwerk DGU® vor organisatorische, medizinische und taktisch-strategische
Herausforderungen.

Gemeinsames Ziel von DGU und Sanitätsdienst der Bundeswehr ist es, die
taktische/strategische und medizinische Kompetenz für die Versorgung von
Terroropfern wissenschaftlich fundiert, bundesweit flächendeckend herzustellen
und nachhaltig weiter zu entwickeln. Die Deutsche Gesellschaft für
Unfallchirurgie e.V. (DGU) trägt mit ihrer Initiative TraumaNetzwerk DGU® und
den über 600 teilnehmenden Traumazentren bereits seit 2006 dafür Sorge, dass
schwerverletzte Menschen an 365 Tagen im Jahr, rund um die Uhr und
flächendeckend in ganz Deutschland die bestmöglichen Überlebenschancen haben.
Der Sanitätsdienst der Bundeswehr verfügt wiederum über medizinische Kompetenzen
in besonderen Gefahrenlagen, wie beispielsweise der Rettung unter Beschuss und
die Versorgung von Schuss- und Explosionsverletzungen.

Weitere Informationen:

Programm der 3. Notfallkonferenz der DGU www.tdsc-kurs.de www.dgu-online.de

Pressekontakt:
Susanne Herda, Swetlana Meier
Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V. (DGU)
Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (DGOU)
Straße des 17. Juni 106-108
10623 Berlin
Tel.: +49 (0) 30 - 340 60 36 -06 oder -16
Fax: +49 (0) 30 - 340 60 36 21
E-Mail: presse@dgou.de
www.dgu-online.de

Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/122038/4454332
OTS: Presse- und Informationszentrum Sanitätsdienst

Original-Content von: Presse- und Informationszentrum Sanitätsdienst, übermittelt durch news aktuell


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