(Registrieren)

Börsen-Zeitung: Wo ein Wille ist . . . / Kommentar zum Brexit-Deal zwischen London und Brüssel von Andreas Heitker

Geschrieben am 17-10-2019

Frankfurt (ots) - Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg, sagt der
Volksmund. Und in diesem Fall scheint er damit recht zu behalten.
Großbritannien und die EU-27 haben sich auf jeden Fall auf ein
Austrittsabkommen verständigt, das so noch vor kurzem undenkbar
gewesen wäre. Und dies ging nur, weil sich beide Seiten flexibel
gezeigt und auf den letzten Metern doch noch substanzielle
Zugeständnisse gemacht haben. Der britische Premier Boris Johnson hat
akzeptiert, dass Nordirland langfristig in einigen Bereichen an den
EU-Binnenmarkt angebunden bleibt. Und er hat akzeptiert, dass es
künftig eine Zollgrenze in der Irischen See gibt. Bisher galt dies
noch als rote Linie, die kein britischer Premier übertreten darf.

Die EU hat im Gegenzug auf den umstrittenen Nordirland-Backstop
verzichtet, der in Brüssel eigentlich als sakrosankt galt. Und sie
überträgt hoheitliche Aufgaben - das Erheben von Zöllen - auf einen
künftigen Drittstaat. Auch dies ist nicht ohne Risiko. Aber besondere
Situationen erfordern besondere Maßnahmen, wie EU-Chefunterhändler
Michel Barnier sagte. Und auch an dieser Redensart ist ein wenig
Wahrheit dran.

Ärgerlich ist nur, dass es nicht schon früher diese Erkenntnisse
und Kompromissbereitschaft gegeben hat. Denn so einige Elemente aus
dem jetzigen Deal waren auch schon 2018 unter einer Premierministerin
Theresa May diskutiert und wieder verworfen worden. An dem Punkt, an
dem wir jetzt sind, hätten Brüssel und London auch schon vor einem
Jahr sein können. Viele vom Brexit Betroffene hätten dann wohl eine
Menge Geld und Nerven sparen können.

Ist der gestrige Durchbruch nun also das Ende der mittlerweile
mehr als dreijährigen Brexit-Saga? Keineswegs. Denn wie Johnson sein
Abkommen durchs britische Parlament bekommen will, dürfte noch
äußerst interessant werden. Die ersten Reaktionen aus London stimmen
nicht gerade optimistisch. Und dann stehen - so oder so - auch noch
die Gespräche über ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und
Großbritannien an, die ähnlich konfrontativ wie die
Brexit-Verhandlungen werden dürften. Immerhin haben sich beide Seiten
jetzt schon grundsätzlich auf ein Level Playing Field verpflichtet,
was die Sorgen in Brüssel vor einem künftigen Steuer- oder
Sozialdumping ein wenig mindern dürfte.

Das jetzige Abkommen macht Hoffnung, dass ein geregelter Austritt
Großbritanniens doch noch möglich ist und die Brexit-Kosten für die
EU-Wirtschaft damit in Grenzen gehalten werden. Jetzt muss es nur
noch ratifiziert und umgesetzt werden.

(Börsen-Zeitung, 18.10.2019)



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de

Original-Content von: Börsen-Zeitung, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

706645

weitere Artikel:
  • NOZ: Bauernverbandspräsident appelliert: Landwirtdemos sollen friedlich bleiben Osnabrück (ots) - Bauernverbandspräsident appelliert: Landwirtdemos sollen friedlich bleiben Rukwied: Wir sind solidarisch, solange die Aktionen gewaltfrei bleiben Osnabrück. Nach gewaltsamen Protesten niederländischer Landwirte hat der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, vor Eskalationen bei Demos in Deutschland gewarnt. Er könne diese "nicht ausschließen", sagte Rukwied im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung". "Der Unmut und die Enttäuschung über die Politik sind sehr groß", erklärte der mehr...

  • BB&T gibt Unternehmensgewinn in Höhe von 735 Millionen US-Dollar bekannt; 0,95 US-Dollar pro verwässerter Stammaktie Winston-Salem, North Carolina (ots/PRNewswire) - Die BB&T Corporation (NYSE: BBT) hat heute ihre Erträge für das dritte Quartal 2019 bekanntgegeben. Der den Stammaktionären zurechenbare Nettogewinn erreichte 735 Millionen US-Dollar, ist also um 6,8 Prozent geringer als im dritten Quartal des vergangenen Jahres. Der Gewinn pro verwässerter Stammaktie belief sich auf 0,95 US-Dollar und ist im Vergleich zum entsprechenden Zeitraum im Vorjahr somit um 5,9 Prozent geringer. Die Ergebnisse des dritten Quartals zeigten eine annualisierte mehr...

  • Rheinische Post: Chemiearbeitgeber fordern Nullrunde Düsseldorf (ots) - Angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage hat der Chemiearbeitgeberverband BAVC die IG BCE vor überzogenen Forderungen in der Tarifrunde gewarnt. BAVC-Verhandlungsführer Georg Müller sagte der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Freitag): "In unserer Branche geht die Produktion 2019 um sechs Prozent zurück - wir sind bei Werten angelangt, die wir seit der Weltwirtschaftskrise 2008/09 nicht mehr hatten." Die Umsätze gingen um fünf Prozent zurück. "Wir erleben eine waschechte Krise in der Chemie." Die Firmen könnten mehr...

  • Wichtige Änderungen im Test "BESTE BANK vor Ort 2020": der einzige Bankentest nach DIN 77230! (FOTO) Stuttgart (ots) - Seit vielen Jahren beschäftigen wir uns mit dem Thema Beratungsqualität in Filialbanken und haben sowohl unseren Testfall als auch den Fragebogen von Jahr zu Jahr weiterentwickelt. Veränderungen im Jahr 2020 Auch in diesem Jahr bleiben die Kontinuität und Berechenbarkeit unserer Vorgehensweise unser Markenkern. Das bedeutet, dass wir weiterhin und ausschließlich die Beratung eines Privatkunden "unter die Lupe nehmen". Das Testszenario sieht einen klar definierten Kundentypen vor, damit eine optimale mehr...

  • Carbon offsetted flights Berlin - Sweden as Braathens Regional Airlines open two new routes direct to Malmoe and Gothenburg Stockholm (ots) - As from 30 March will Braathens Regional Airlines operate daily Berlin Tegel Airport - Gothenburg, and twice a week Berlin Tegel - Malmoe. Flight tickets www.flygbra.se/en start at 60 EUR, one way to Malmoe, and 65 EUR to Gothenburg. All flights are always fully carbon offsetted. It is the demand for sustainable international flights, followed by the flight shame in Sweden, that make Braathens Regional Airlines expand international. The airline will also open new flight routes from Stockholm to Oslo Torp, Riga mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht