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Zahlungsmoral der Verbraucher lässt nach - Vorm Weihnachtsgeschäft kämpft der Onlinehandel mit laxen Zahlern - Städte und Kommunen schlechte Schuldner - Neue Trendumfrage der Inkassounternehmen

Geschrieben am 22-11-2018

Berlin (ots) - Gegensätzliche Trends bei der Zahlungsmoral:
Während Firmenkunden ihre Rechnungen jetzt besser bezahlen als vor
einem Jahr, lässt die Rechnungstreue der Verbraucher leicht nach.
Grund ist die gute Konjunktur.

Das ist das Ergebnis der traditionellen Herbstumfrage unter den
550 Mitgliedern des Bundesverbands Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V.
(BDIU), Berlin.

Immerhin 27 Prozent der Inkassounternehmen melden, dass
Verbraucher ihre Rechnungen jetzt nachlässiger begleichen - nur 23
Prozent melden eine bessere private Zahlungsmoral.

Kirsten Pedd, Präsidentin des BDIU: »Eigentlich klingt es absurd,
aber: Viele Verbraucher haben deutlich mehr Geld zur Verfügung, und
deshalb bezahlen sie ihre Rechnungen nicht mehr so sorgfältig wie
früher. Manche Schuldner haben die finanziellen Risiken eines
möglichen Fehlverhaltens - von Mahngebühren bis hin zu Gerichtskosten
- inzwischen eingepreist.«

Besonders bedenklich: 57 Prozent der Inkassounternehmen machen die
Erfahrung, dass private Schuldner fällige Rechnungen absichtlich erst
viel später als vereinbart oder aber auch gar nicht bezahlen.

Top-Antwort bei der Frage, warum Verbraucher ihre Rechnungen nicht
bezahlen, ist ein unkontrolliertes Konsumverhalten (67 Prozent in der
Umfrage). Überschuldung - in den vergangenen Jahren immer an erster
Stelle dieser Liste - melden jetzt nur noch 65 Prozent als
Nichtzahlgrund (11 Prozentpunkte weniger als 2017). Noch weniger (38
Prozent) nennen Arbeitslosigkeit als Grund.

Befragt danach, welche Firmen zurzeit besondere Probleme mit dem
Zahlungsverhalten ihrer Kunden haben, nennen 55 Prozent den Online-
beziehungsweise Versandhandel. Weitere betroffene Branchen sind
Energieversorger (42 Prozent), das Handwerk (40 Prozent), die
Dienstleistungsbranche allgemein (36 Prozent), die
Immobilienwirtschaft (31 Prozent) sowie Betreiber von Fitnessstudios
(31 Prozent). »Die maue Rechnungstreue vieler Onlinekunden ist ein
klarer Beleg dafür, dass die Firmen ihr Forderungsmanagement
verbessern müssen. Sollte die Konjunktur abkühlen, sind schlecht
zahlende Kunden für jede Firma ein Krisenverstärker.«

Es sind aber nicht nur die privaten Schuldner, die den Gläubigern
im Moment Probleme bereiten. 75 Prozent berichten in der Umfrage,
dass Zahlungsausfälle bei eigenen Kunden der Grund sind, warum
gewerbliche Schuldner Rechnungen derzeit nicht bezahlen. Dieser Wert
ist im Vergleich zum letzten Jahr sprunghaft angestiegen. 2017 hatten
nur 52 Prozent der Inkassounternehmen diese Angabe gemacht.

»Weil die Geschäfte im Moment so gut laufen, mahnen manche
Unternehmen zu spät und übergeben Forderungen auch erst viel später
an einen Rechtsanwalt oder einen Inkassodienstleister«, sagt Pedd.
»Wenn sie dann nicht genügend Geld in der Kasse haben, um ihre
eigenen Zahlungsverpflichtungen zu bedienen, kommt es zum
Dominoeffekt bei der Zahlungsmoral.«

Schlechte Noten verteilt die Branche dem öffentlichen Sektor.
Dessen Zahlungsmoral bleibt miserabel. Nur 4 Prozent der befragten
Inkassounternehmen melden hier einen besseren Trend.

Kritik äußern die Inkassounternehmen aber auch am
Forderungsmanagement der öffentlichen Hand. Pedd verweist auf die
hohen Außenstände des Staates, die sich inzwischen auf über 76
Milliarden Euro summieren. »Das ist Geld, das dem Steuerzahler
zusteht. Inkassounternehmen könnten im Wege der Verwaltungshilfe
diese hohen Außenstände reduzieren helfen. Für die Haushalte brächte
das deutliche Mehreinnahmen. Rechtlich ist diese Zusammenarbeit
möglich, in der Praxis scheitert es leider zu oft am fehlenden Mut
der Behörden«

Bei ihrer Prognose für die weitere Entwicklung sehen die
Inkassounternehmen - anders als in den letzten Jahren - gleich
mehrere Risikofaktoren. 34 Prozent erwarten, dass die Zahlungsmoral
schlechter wird. 57 Prozent befürchten einen Rückgang der Konjunktur.
Weitere Risiken drohen durch rechtliche Änderungen. So könnten im
Zuge der EU-weiten Harmonisierung des Insolvenzrechts die Hürden zur
Erteilung einer Restschuldbefreiung in Deutschland gesenkt werden.

Dieses Jahr rechnet der BDIU mit fast 70.000
Verbraucherinsolvenzen. Würde der Zugang zu den Verfahren
erleichtert, befürchtet Pedd ein sprunghaftes Ansteigen der Fälle -
eine Verdoppelung wäre nicht ausgeschlossen. »Das würde die Gerichte
völlig überfordern. Besser ist es, wenn sich Gläubiger und Schuldner
außergerichtlich einigen.«

Umso wichtiger ist es für Gläubiger, dass sie ihre
Zahlungsansprüche effektiv und kostengünstig durchsetzen können. Pedd
verweist auf eine umfangreiche Branchenstudie, die der BDIU aktuell
durchführt. Sie wird im Januar 2019 abgeschlossen sein und aktuelle
Zahlen zur Leistungsfähigkeit der Inkassounternehmen liefern.

Erste Trends aus den Befragungen liegen bereits vor. Pro Jahr
bearbeiten die Inkassounternehmen demnach deutlich mehr als 20
Millionen neue Forderungen. Neun von zehn davon erledigen sie
erfolgreich. »Das ist ein enormer Beitrag für die Allgemeinheit«, so
Pedd. »Ohne die Rechtsdienstleistung Inkasso wären die Gerichte jedes
Jahr mit rund 20 Millionen zusätzlichen Fällen belastet.«

»Inkasso hat als Ziel, die Interessen der Verbraucherinnen und
Verbraucher mit denen der Gläubiger auf Durchsetzung ihres
Zahlungsanspruchs auszugleichen. Das funktioniert nur im fairen
Dialog - und für diesen Dialog stehen wir.« Die Bundesregierung will
noch in dieser Legislaturperiode das Inkassorecht
verbraucherfreundlich verbessern. 72 Prozent der Inkassounternehmen
befürchten in diesem Zusammenhang allerdings, dass neue gesetzliche
Regulierungen den Gläubigern das Durchsetzen ihrer Forderungen
erschweren werden.

Alle Ergebnisse, Analysen und Grafiken zur Illustration:
www.inkasso.de/presse/zahlungsmoral



Pressekontakt:
BDIU e.V.
Pressesprecher: Marco Weber
marco.weber@inkasso.de - 0170-2015475

Original-Content von: Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen BDIU, übermittelt durch news aktuell


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