(Registrieren)

Studie im Auftrag von "ZDFzoom": Bis zu 100 Milliarden Euro werden auf dem Bau schwarz erwirtschaftet (FOTO)

Geschrieben am 20-11-2018

Mainz (ots) -

Auf dem Bau in Deutschland wird im Schnitt jede dritte Stunde
schwarz gearbeitet. Das hat der renommierte Experte für Schwarzarbeit
und Schattenwirtschaft, Prof. Friedrich Schneider, in einer für
"ZDFzoom" erstellten Studie für die Jahre 2014 bis 2018 als
Durchschnitt berechnet. Selbst bei seiner Minimalschätzung wird noch
immer jede vierte Stunde auf dem Bau schwarz oder halblegal
gearbeitet, wie Schneider im "ZDFzoom"-Interview erläutert: "Indem
etwa eine rumänische, bulgarische oder kroatische Baufirma nach
Deutschland kommt und bestimmte Dienstleistungen anbietet und dann
sagt: Die Steuern werden alle korrekt im Heimatland abgeführt.
Beziehungsweise: Ich bezahle meine Arbeiter hier mindestens nach
Mindestlohn. Das wird ja in den seltensten Fällen überprüft, dass das
tatsächlich geschieht."

Der Gesamtumsatz in der Baubranche liegt bei 241 Milliarden Euro,
der Anteil der Schattenwirtschaft daran ist enorm: "102 Milliarden
wäre die Obergrenze, 65,7 Milliarden wäre die Untergrenze, was im
gesamtem Baugewerbe schwarz erwirtschaftet wird - also im Schnitt
ungefähr ein Drittel", so der Ökonom, der seit Jahrzehnten zur
Schwarzarbeit forscht. Die Bauwirtschaft sei so anfällig für illegale
oder halblegale Arbeiten, weil es üblich sei, dass viele Aufträge an
ganze Ketten von Subunternehmen vergeben würden. "Das ist dann
natürlich in vielen Fällen nur schwer nachkontrollierbar. Ist das
jetzt schwarz, ist ein Teil schwarz?"

Bauunternehmen, die Subunternehmer-Ketten mit Billigkräften aus
dem osteuropäischen Ausland beauftragen, haben oft einen klaren
Wettbewerbsvorteil. Wenn sie im unübersichtlichen System der
Auftragsweitergabe Zahlungen für Steuern und Sozialabgaben vermeiden,
können sie sich mit Dumpingpreisen um Bauaufträge bewerben und dann
als billigster Anbieter den Zuschlag bekommen.

Dies finde sich auch bei staatlichen Bauprojekten. "Auch der
öffentliche Bauherr hat einen starken Kostendruck, und sehr häufig
werden die Gebäude wesentlich teurer, dann gibt es unangenehme
öffentliche Diskussionen." Schneider erläutert weiter: "Daher wird in
vielen Fällen nicht so genau kontrolliert, wie man vielleicht
müsste." Der Finanzwissenschaftler sieht an dieser Stelle den Staat
in der Pflicht: "Ehrlicher wäre es, wenn man die Bauten wirklich mal
bei der Vergabe in allen Bereichen mit deutschen Abgaben
durchkalkulieren würde." Doch der jeweilige staatliche Bauherr -
Gemeinde, Land, Bund - achtet meist nur auf sein eigenes Baubudget.
Das Projekt würde durch bessere Vorgaben und Kontrollen der
Entlohnungspraxis definitiv teurer werden. Also werde nicht streng
geprüft - auch wenn dem Staat dadurch letztlich Milliardensummen bei
Steuereinnahmen und Sozialabgaben entgehen. Nimmt man zum Bau noch
das Handwerk hinzu, betrage der Schätzwert der in der
Schattenwirtschaft erbrachten Leistungen durchschnittlich sogar
mindestens 81,4 Milliarden und maximal 126,5 Milliarden Euro. Genauer
lässt sich dieses Feld nicht erhellen. "Weil es keine exakte
Abgrenzung gibt, was zur Schattenwirtschaft zählt, [...] liegt der
tatsächliche Umfang ungefähr in der Mitte, also sagen wir bei 100
Milliarden Euro in Deutschland", sagt Schneider.

Der Bau- und Handwerksbereich ist laut Studie unverändert der
Wirtschaftssektor mit dem größten Anteil von illegaler Wertschöpfung.
Den Wert, der in den vergangenen vier Jahren in der
Schattenwirtschaft insgesamt erarbeitet wurde, bemisst Professor
Schneider im Schnitt auf 332,9 Milliarden Euro - das sind mehr als 10
Prozent des deutschen Bruttoinlandprodukts. Allein Bau und Handwerk
machen mit 126,5 Milliarden Euro 38 Prozent aus. Dabei ist die
Schattenwirtschaft in diesem Zeitraum in allen Sektoren insgesamt
leicht zurückgegangen.

Mehr zur Schattenwirtschaft auf dem Bau und teuren staatlichen
Großprojekten in "ZDFzoom - Teuer und verplant - Kostenfalle
staatliche Bauprojekte" von Joachim Ottmer. Mittwoch, 21. November
2018, 22.45 Uhr.


Ansprechpartner: Thomas Hagedorn, Telefon: 06131 - 70-13802;
Presse-Desk, Telefon: 06131 - 70-12108, pressedesk@zdf.de

Fotos sind erhältlich über ZDF Presse und Information, 06131 -
70-16100, und über https://presseportal.zdf.de/presse/zdfzoom

Pressemitteilung "ZDFzoom: Teuer und verplant - Kostenfalle
staatliche Bauprojekte": https://ly.zdf.de/2Jg/

https://twitter.com/ZDFpresse



Pressekontakt:
ZDF Presse und Information
Telefon: +49-6131-70-12121

Original-Content von: ZDF, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

663727

weitere Artikel:
  • Programmhinweise und -änderungen für das SWR Fernsehen von Donnerstag, 22. November 2018 (Woche 47) bis Dienstag, 25. Dezember 2018 (Woche 52) Baden-Baden (ots) - Donnerstag, 22. November 2018 (Woche 47)/20.11.2018 22.45 Kunscht! Kultur im Südwesten Moderation: Ariane Binder "Oper auf schwäbisch" - der Backnanger Bariton Jürgen Deppert und seine Parodien auf berühmte Arien "Thomas Mann in Amerika" - eine Ausstellung in Marbach und Gedanken zur Demokratie mit Frido Mann "Die Reise" - eine Begegnung mit Max Giesinger zum Erscheinen seines neuen Albums am 23. November "Alles ist Kunst" - Marcel Duchamp und seine Readymades in der Staatsgalerie mehr...

  • "Einfluss von Werbung ist größer denn je" / Gut besuchte 16. Augsburger Mediengespräche zur "schönen neuen Werbewelt" München (ots) - Wie stark beeinflusst uns digitale Werbung und wie gläsern wollen wir als Konsumenten in der "schönen neuen Werbewelt" eigentlich sein? Werbung durchdringt heute sämtliche Lebensbereiche und verändert sich in einem enormen Tempo. Sie zu erkennen, wenn sie nicht klar gekennzeichnet ist, wird für die Konsumenten immer schwieriger. Da waren sich die Diskutanten auf dem Podium der Augsburger Mediengespräche gestern Abend einig. Auf Einladung der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien und der Augsburger Lokalsender mehr...

  • Das Erste / Zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust: Das Erste zeigt die beiden Doku-Dramen "Die Unsichtbaren - Wir wollen leben" und "Das Geheimarchiv im Warschauer Ghetto" München (ots) - Der Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust erinnert an die Befreiung des nationalsozialistischen Vernichtungs- und Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau am 27. Januar 1945. Im Vorfeld des Gedenktages zeigt Das Erste zwei Doku-Dramen: Mittwoch, 16. Januar 2019, 20:15 Uhr "Die Unsichtbaren - Wir wollen leben" (NDR, rbb, SWR, WDR) Berlin, 1943. Das Nazi-Regime hat die Reichshauptstadt offiziell für "judenrein" erklärt. Doch einigen Jüdinnen und Juden gelingt tatsächlich das Undenkbare. Sie werden unsichtbar mehr...

  • ZDFinfo, Programmänderung / Mainz, 20. November 2018 Mainz (ots) - Woche 49/18 Montag, 03.12. Bitte Programmänderungen beachten: 18.45 ZDFzeit Supermächte - Angst vor China? Deutschland 2018 "Geheimnisse des "Dritten Reichs": Speers Täuschung" entfällt 19.30 Chinas Marsch nach Westen - Ein Wirtschaftsriese erwacht "Geheimnisse des "Dritten Reichs": Himmlers Macht" entfällt 20.15 Geheimes Saudi-Arabien Aufbruch und Unterdrückung "Verschleppt - Die Kinder des 20. Juli" entfällt 21.00 Geheimes Saudi-Arabien Auf der Spur des Geldes "Geheimnisse mehr...

  • FAKT: IKEA nimmt verdächtige Fleischprodukte aus den Regalen / McDonalds bezog Fleisch aus dem geschlossenen Schlachthof in Oldenburg / Amtliche Veterinäre duldeten Tierquälerei Leipzig (ots) - Folgender Text ist bei exakter Quellenangabe "FAKT" ab sofort zur Veröffentlichung freigegeben. Das ARD-Magazin "FAKT" ist bei Recherchen auf bislang unbekannte Abnehmer des mittlerweile geschlossenen Schlachthofes in Oldenburg gestoßen. Amtliche Veterinäre haben dort Tierquälereien geduldet und sich sogar an der Tötung von Rindern beteiligt. Das zeigen entsprechende Videoaufnahmen des Vereins "Deutsches Tierschutzbüro", die "FAKT" vorliegen. Der schwedische Möbelkonzern IKEA teilte auf "FAKT"-Nachfrage mit, mehr...

Mehr zu dem Thema Sonstiges

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

Sat1.de mit neuem Online-Spiele-Portal Sat1Spiele.de / SevenOne Intermedia baut Bereich Games weiter aus

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht