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taz: Viele Tierversuche werden von ehemaligen Versuchsleitern genehmigt

Geschrieben am 18-10-2018

Berlin (ots) - Wichtige Aufsichtsbehörden lassen Anträge für
Tierversuche oft von Mitarbeitern genehmigen, die selbst jahrelang
solche Experimente durchgeführt haben. Teilweise wechselten die
Wissenschaftler ohne Wartezeit in die Behörde. Das zeigen Recherchen
der Tageszeitung "taz" (Donnerstagausgabe und taz.de) bei mehreren
Aufsichtsämtern, die vergleichsweise viele Anträge bearbeiten.
Tierrechtler halten solche Mitarbeiter für befangen.

Die Behörden dürfen laut Tierschutzgesetz die Versuche nur dann
genehmigen, wenn sich die wissenschaftliche Fragestellung
ausschließlich mit Tierexperimenten beantworten lässt. Das Leid und
die Zahl der Tiere müssen so gering wie möglich sein. Das sind
Ermessensfragen, die je nach Einstellung und Engagement der Prüfer
unterschiedlich beantwortet werden können.

Dennoch hat das Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales
(Lageso) gerade 3 Wissenschaftler als Prüfer eingestellt, die selbst
"viele Jahre" etwa als Versuchsleiter gearbeitet haben, wie aus einer
internen E-Mail an Mitarbeiter der Behörde hervorgeht. In einem Fall
gab es keine Karenzzeit. "Eine*r unserer neuen Mitarbeiter*innen war
direkt vor dem Wechsel zum LAGeSo an Tierversuchsvorhaben beteiligt,
bei den anderen lagen jeweils 3 Jahre zwischen dem Ende der
Beteiligung an Versuchen und der Einstellung beim LAGeSo", teilte die
Pressestelle des Amts der taz mit.

Ähnlich ist die Lage in anderen Bundesländern mit vergleichsweise
hohen Tierversuchszahlen. Das Niedersächsische Landesamt für
Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit schrieb der taz, dass
"ein Teil" der 4 für Tierversuchsangelegenheiten zuständigen
wissenschaftlichen Mitarbeiter mehrere Jahre selbst an solchen
Experimenten beteiligt gewesen sei. Zwischen dieser Tätigkeit und der
Beschäftigung im Amt "gab es keine Karenzzeit". Bei der für
Nordbayern zuständigen Regierung von Unterfranken haben sogar alle 3
Tierversuchsprüfer einschlägige Erfahrungen, wie das Amt der taz
mitteilte. Auch hier wurden mitunter direkt und ohne Wartezeit die
Seiten gewechselt.

Sämtliche betroffene Behörden bestreiten, dass ihre Prüfer
Interessenkonflikte hätten. Typisch ist die Begründung des Lageso:
"Tierversuchsanträge aus den Instituten, in denen die
Mitarbeiter*innen zuvor tätig waren, werden für einen Zeitraum von
mindestens 5 Jahren nach dem Wechsel durch andere Mitarbeiter*innen
des LAGeSo begutachtet und bearbeitet." Wer über "Praxiserfahrung"
verfüge, könne die Versuche "realistischer" beurteilen.

Doch Tierschützer überzeugt das nicht. "Die Entscheider sind
Tierversuchsleute und keine Leute, die Tierversuchen kritisch
gegenüber stehen", sagt Edmund Haferbeck, der die Rechts- und
Wissenschaftsabteilung der Tierrechtsorganisation Peta Deutschland
leitet. "Diese Leute sind befangen, weil sie natürlich weiter die
Genehmigungen erteilen wollen, wie sie es ja die ganze Zeit für sich
selbst reklamiert haben von den Behörden." Die meisten Anträge würden
genehmigt.

jma/mkr

Den vollständigen Artikel finden Sie hier:
http://www.taz.de/Wer-ueber-Tierversuche-entscheidet/!5538792/



Pressekontakt:
taz - die tageszeitung
taz Redaktion Wirtschaft & Umwelt
Telefon: +49-30-25902-227

Original-Content von: taz - die tageszeitung, übermittelt durch news aktuell


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