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NABU steigt aus Zertifizierungsprozess für neuseeländischen Hoki aus - "MSC-Fischsiegel verliert weiter an Glaubwürdigkeit"

Geschrieben am 02-10-2018

Berlin (ots) - Der NABU und die NABU International
Naturschutzstiftung erklären heute ihren Ausstieg aus dem
Zertifizierungsprozess des Marine Stewardship Council (MSC) zum
neuseeländischen Hoki. "Der Hoki-Fang in Neuseeland ist nachweislich
nicht nachhaltig und verdient das MSC-Siegel nicht. Dass der Fisch
dennoch rezertifiziert wurde, spricht für die Unglaubwürdigkeit des
Siegels und offenbart erneut die vielfach kritisierten Schwächen des
Bewertungssystems insbesondere in Bezug auf Nachhaltigkeit, beim
Schutz bedrohter Arten und bei der Prozesstransparenz", so Thomas
Tennhardt, NABU-Vizepräsident und Vorsitzender der NABU International
Naturschutzstiftung.

Der Hoki, auch Blauer Seehecht genannt, ist ein in
neuseeländischen Gewässern gefischter Tiefseefisch, der in großen
Mengen auch nach Deutschland verkauft wird. Seine Zertifizierung
ignoriere wissenschaftliche Studien und interne Regierungsberichte,
die belegen, dass der Fang der Fischart in Neuseeland seit vielen
Jahren illegalen Praktiken wie Rückwürfen, Fang in Brutgebieten und
falschen Angaben von Fangmengen unterliegt, so NABU International.

"Insbesondere der Schutz sensibler Lebensräume und der Beifang
geschützter Arten sprechen gegen eine erneute MSC-Zertifizierung des
Hoki. Diese Missstände haben wir gegenüber der Zertifizierungsagentur
im Rahmen des MSC-Prozesses umfangreich deutlich gemacht", sagte
Barbara Maas, Leiterin für Internationalen Artenschutz der NABU
International Naturschutzstiftung. Jährlich verendeten rund 222
Seebären als Beifang in Fischernetzen. Der Beifang weiterer auch
gefährdeter Arten wie Albatross, Riesenhai und Delfin, einschließlich
des akut vom Aussterben bedrohten Hector- und Maui-Delfins, seien
nicht oder nicht zuverlässig erfasst. Auch die stark rückläufige
Bestandsentwicklung der Zielfischart selbst sei mit einer
Zertifizierung unvereinbar. "Unter diesen Umständen ist eine
fachliche Beteiligung des NABU an der MSC-Zertifizierung unmöglich",
so Maas.

Hinzu käme, dass fast alle Daten, die in die
Hoki-Bestandsbewertung einfließen, von der Fischereiindustrie stammen
anstatt von unabhängigen wissenschaftlichen Institutionen und daher
unzuverlässig seien. "Der NABU und NABU International fordern,
Fischereiüberwachung und Fischereiforschung in unabhängige und
glaubwürdige Hände zu geben, damit das MSC-Siegel ist, was es
verspricht: Ein Beleg für nachhaltig gefangenen Fisch. Dass
Zertifizierungsagenturen nicht von der Fischerei selbst beauftragt
und bezahlt werden, sondern ihr gegenüber unparteiisch und unabhängig
agieren können, ist eine Grundvoraussetzung für ein glaubwürdiges
Siegel", sagte Maas.

Die Entscheidung des NABU und der NABU International
Naturschutzstiftung, sich aus dem MSC-Zertifizierungsprozess
zurückzuziehen, reiht sich ein in eine wachsende Welle öffentlicher
Kritik des Fischsiegels. Zum Jahresbeginn hatte ein internationaler
Zusammenschluss von 66 Wissenschaftlern, Institutionen und Verbänden
den MSC hinsichtlich seiner Zertifizierungspraxis öffentlich scharf
kritisiert. 82 Verbände aus aller Welt, einschließlich der NABU
International Naturschutzstiftung, haben sich in der Koalition "Make
Stewardship Count" mit dem Ziel zusammengeschlossen, vom MSC dringend
notwendige Reformen einzufordern.

Weitere Informationen:

- Mit einem Wert von mehr als 130 Milliarden Euro im vergangenen
Jahr ist der Hoki Neuseelands wichtigster Exportfisch.
- Nach China, Australien, Polen und Frankreich ist Deutschland mit
3.300 Tonnen importiertem Hoki im Wert von knapp 10 Millionen
Euro im Jahr 2017 das fünftgrößte Importland für Hoki aus
Neuseeland.
- In Deutschland genießt der MSC-Siegel mit etwa 5.000
Fischprodukten, von Filets bis hin zum Katzenfutter, einen rund
sechzigprozentigen Marktanteil.
- Weltweit ist die Restaurantkette McDonald´s der bedeutendste
Großabnehmer für Hoki aus Neuseeland

Mehr zu dem Thema online:
www.NABU.de/msc-reformbeduerftig

Mehr Infos & Pressefotos
www.NABU.de/presse



Für Rückfragen:

Dr. Barbara Maas, Leiterin internationaler Artenschutz der NABU
International Naturschutzstiftung, E-Mail: barbara.maas@nabu.de, Tel.
+44 (0)79 70 98 19 56

NABU-Pressestelle:
Kathrin Klinkusch | Iris Barthel | Britta Hennigs | Nicole Flöper |
Silvia Teich
Tel. +49 (0)30.28 49 84-1510 | -1952 | -1722 | -1958 | -1588
Fax: +49 (0)30.28 49 84-2000 | E-Mail: presse@NABU.de

Original-Content von: NABU, übermittelt durch news aktuell


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