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Illegales Tropenholz auf Segelschulschiff "Gorch Fock" - Beschaffungsbehörden ignorieren bestehende Vorschriften

Geschrieben am 26-09-2018

Freiburg/Elsfelth (ots) - WWF Deutschland und die ARD Sendung
Report Mainz (Sendung vom 25.09.2018) haben bei Recherchen
herausgefunden, dass bei der seit 2015 laufenden Sanierung des
Segelschulschiffs "Gorch Fock" wahrscheinlich illegal geschlagenes
Holz aus Myanmar verbaut wurde. Wie es ausgerechnet bei dem einstigen
Stolz und Aushängeschild der Deutschen Marine dazu kommen konnte, ist
schwer nachvollziehbar, gilt doch bereits seit 2007 ein für
Bundesbehörden bindender Erlass für die Beschaffung von
Holzprodukten. Dieser fordert eindeutig die Beschaffung von Holz aus
zertifizierter nachhaltiger Waldwirtschaft. Für den Schiffsbau gibt
es gleichwertige FSC-zertifizierte Alternativen zum Teakholz aus
Myanmar.

"Weiß ist das Schiff, das wir lieben, weiß die Segel, die sich
bläh'n"... so rosig wie im Refrain des bekannten Gorch Fock-Liedes
besungen, ist es jetzt offensichtlich nicht um die Überholung des
Segelschulschiffes bestellt. Die Beschaffung von Teakholz aus
Myanmar, welches mit hoher Wahrscheinlichkeit aus illegalem Einschlag
in Naturwäldern stammt, birgt nun ein erneutes Imageproblem für das
einstige Aushängeschild der Deutschen Marine.

"Die Beschaffungsregeln der Bundesregierung für Holz sind klar und
wurden aus gutem Grund verabschiedet", so Dr. Uwe Sayer,
Geschäftsführer von FSC Deutschland. "Sollten sich die Vorwürfe von
WWF Deutschland und ARD als richtig herausstellen, ist der Vorgang
schlichtweg skandalös. Zertifizierungssysteme wie der FSC arbeiten
seit Jahren darauf hin, Holzimporte nicht nur legal, sondern auch
nachhaltiger zu machen. Sowohl die Bundesregierung sowie der gesamte
Verbraucherschutz in Deutschland fordern den privaten Handel und die
Industrie dazu auf, ihre Holzbeschaffung umzustellen. Dass sich nun
öffentliche Behörden ausgerechnet bei einem Prestigeobjekt wie der
"Gorch Fock" darüber hinwegsetzen, wirft den gesamten Bereich um
Jahre zurück und zeigt auf erschreckende Weise, wie wenig ernst wir
dieses Thema in Deutschland nehmen." Der Fall zeugt aus Sicht des
promovierten Ökologen Sayer von Ignoranz gegenüber dem Wert intakter
und bedrohter Wälder: "Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, messen
die Aufsichtsbehörden hier offensichtlich mit zweierlei Maß. Jeder
kleine Holzhändler oder Bootsbauer würde von den Behörden in so einem
Fall - völlig zu Recht - mit Sanktionen und Strafen konfrontiert. Das
betroffene Holz wäre bis zur endgültigen Klärung beschlagnahmt."

Bereits seit 2007 gelten für den Bund und die nachgeordneten
Behörden klare Regeln für die Beschaffung von Holzprodukten. Dort ist
klar geregelt, dass der Bund zur Förderung nachhaltiger
zertifizierter Forstwirtschaft FSC-zertifiziertes Holz beschafft oder
zumindest gleichwertig anerkannte Nachweise für Legalität und
nachhaltige Forstwirtschaft erbringt. Der Erlass verlangt also nicht
nur die Legalität für den Einkauf von Holz, sondern geht drüber
hinaus und fordert auch den Kauf von zertifiziertem Holz, welches
z.B. mit FSC-Zertifikat einen positiven Beitrag zum Erhalt des
Waldökosystems und zu nachhaltiger Entwicklung leistet. Ausgerechnet
bei einem Prestigeobjekt wie der "Gorch Fock" wurden nun diese Regeln
- gemäß den Berichten von Report Mainz und WWF Deutschland - von den
zuständigen Stellen möglicherweise fahrlässig ignoriert. Dabei wären
geeignete Alternativen am Markt vorhanden, wie der Leiter
Marktbereich beim FSC Deutschland, Ulrich Malessa, unterstreicht:
"Für den Schiffsbau gelten hohe Anforderungen an das Holz. Dies
rechtfertigt jedoch nicht den Kauf von Hölzern aus unsicheren oder
illegalen Quellen. Es gibt Alternativen mit FSC-Zertifikat zum
Teakholz aus Myanmar. Indien etwa verfügt über nachhaltig
bewirtschaftete, FSC-zertifizierte Wälder mit Teak und auch
alternative Holzarten wie Salomon Padouk mit FSC, die sich in den
letzten Jahren für den Bootsbau etabliert haben."

WWF-Holzexperte Johannes Zahnen, der selber die Arbeit des
ARD-Teams unterstützt hatte, zeigt sich von den
Untersuchungsergebnissen entsetzt: "Im Fall der Gorch Fock haben
gleich zwei staatliche Behörden versagt. Das Bundesamt für
Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw)
ist entweder überfordert oder schert sich nicht um geltendes Recht.
Nach geltendem Erlass für die Beschaffung des Bundes hätte hier nur
Holz mit Zertifikat - aus Sicht des WWF am besten FSC - beschafft
werden dürfen. Entsprechende Holzqualitäten mit FSC-Zertifikat
müssten aus entsprechend alten Plantagen beschafft werden oder man
muss nach Alternativhölzern Ausschau halten. So gibt es z.B.
interessante Versuche mit Robinie im Bootsbau [Quelle:
https://wp2.textour-freiburg.de/projekt/]. Dieses Tropenholz hätte
nie eingeführt werden dürfen, die für Importkontrollen zuständige
Bundesanstalt für Landwirtschaft (BLE) hätte dies spätestens stoppen
müssen. In Myanmar werden die letzten natürlichen Tropenwälder von
einem kriminellen Regime geplündert und deutsche Behörden drücken
beide Augen zu." Zahnen fordert nun von den Behörden rasches Handeln:
"Für das nicht legale und nicht nachhaltige Holz muss eine
alternative Nutzung gesucht werden. Für die "Gorch Fock" sollte jetzt
umgehend FSC-zertifiziertes Holz beschafft werden, um dem Schiff und
der Marine eine weitere Blamage zu ersparen."

FSC Deutschland fordert nun, den Fall grundlegend zu analysieren
und falls erforderlich zügig und konsequent zu korrigieren, sollten
sich die Vorwürfe bewahrheiten. Zudem muss sichergestellt sein, dass
derartige Beschaffungsvorgänge sich in Zukunft nicht wiederholen, der
Staat seiner Sorgfaltspflicht uneingeschränkt nachkommt und die
eigenen Erlasse richtig anwendet.

Über FSC:

Der Forest Stewardship Council® (FSC®) ist eine internationale,
gemeinnützige Organisation mit dem Ziel, mit Hilfe eines Siegels
ökologisch und sozial verantwortliche Waldbewirtschaftung global auf
Produkten sichtbar zu machen. Weltweit sind 200 Millionen Hektar Wald
FSC-zertifiziert, in Deutschland sind es 1,36 Millionen Hektar Wald
(Stand: August 2018). In deutschen Wäldern steht der FSC u.a. für
eine Waldwirtschaft, die den Wald nicht übernutzt, die biologische
Vielfalt fördert und ohne Kahlschläge, Gentechnik und Pestizide
auskommt. FSC setzt sich hier für die Mehrung natürlicher
Mischwälder, für den Schutz seltener Arten und Ökosysteme sowie für
faire Entlohnung und mehr Bürgerbeteiligung ein. Als einziges
Waldzertifizierungssystem wird FSC von Umwelt- und Sozialverbänden
wie z.B. WWF, Robin Wood, NABU, BUND und IG BAU, BDF sowie IG Metall
unterstützt. Die Zertifikatsvergabe erfolgt durch unabhängige Dritte
und wird jährlich überprüft.



Pressekontakt:
Pressekontakt:
Lars Hoffmann, Tel.: 0761-3865368, E-Mail:
lars.hoffmann@fsc-deutschland.de

Original-Content von: Forest Stewardship Council (FSC), übermittelt durch news aktuell


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