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Gegen Altersdiskriminierung, für mehr Lebensqualität im Alter: realistische Altersbilder

Geschrieben am 25-09-2018

Berlin (ots) - Der Internationale Tag des älteren Menschen am
01.Oktober bietet Anlass, einen Blick auf die vorherrschenden
Altersbilder zu werfen.

"Ältere Arbeitnehmer/inn/en sind nicht leistungsfähig". "Kredite
für Personen im Rentenalter sind zu risikobehaftet". "Wenn ich alt
werde, werde ich krank und einsam". Negative Altersbilder -
stereotype Überzeugungen, Vorstellungen und Erwartungen aufgrund des
Alters - prägen allzu oft das Leben älter werdender und alter
Menschen. Rund elf Prozent der Befragten im Deutschen Alterssurvey
bspw. geben an, in den zwölf vorangegangenen Monaten entsprechende
Erfahrungen gemacht zu haben: Sie fühlen sich aufgrund ihres Alters
durch andere benachteiligt oder schlechter gestellt. Allerdings:
Altersdiskriminierung wird oft nicht als solche wahrgenommen, weil es
sich um Verhaltensweisen handelt, die als selbstverständlich
hingenommen werden.

Alterszuschreibungen finden sich in den verschiedensten
Lebensbereichen wieder: in der Arbeitswelt, in der
Gesundheitsversorgung oder im öffentlichen Leben, aber auch in der
Wahrnehmung, im Verhalten und den kulturellen Werten - oft mit
negativen Folgen für Individuen und für die Gesellschaft als Ganzes.
Alt sein wird von vielen Menschen mit dem Nachlassen körperlicher
Kräfte und geistiger Fähigkeiten gleichgesetzt, dies führt nicht
selten zu Diskriminierung.

Je nach Alter zeigt sich Altersdiskriminierung in
unterschiedlichen Lebensbereichen stärker. Im Deutschen Alterssurvey
berichten bspw. die noch im Erwerbsleben stehenden Altersgruppen (40-
69-Jährige) vermehrt von Diskriminierung im Bereich Arbeit und
Arbeitssuche (rund 14 Prozent). In der medizinischen Versorgung
hingegen wird Altersdiskriminierung am meisten von den ältesten
Befragten wahrgenommen (70-85 Jahre, rund 7 Prozent). Oft wird bspw.
älteren Menschen unterstellt, Ärzte und Ärztinnen nur aufgrund von
Isolation und Einsamkeit aufzusuchen und nicht wegen
behandlungsbedürftiger Erkrankungen. Dabei handelt es sich um ein
altersdiskriminierendes Klischee, wie eine Untersuchung mit Daten des
Deutschen Alterssurveys kürzlich zeigen konnte, das aber dazu führen
kann, dass älteren Menschen wirksame Therapien vorenthalten werden.

Und auch ältere Menschen selbst haben nicht selten negative
Vorstellungen vom Alter. Solche Überzeugungen werden oft zu einer
selbst erfüllenden Prophezeiung: Älter werdende Menschen verhalten
sich dann so, dass die negativen Erwartungen Realität werden. Zum
Beispiel sind Personen mit einer negativen Vorstellung vom Alter
häufig weniger gesund als andere, die damit positive Erwartungen
verbinden.

Immer mehr Menschen werden älter - Ältere haben einen wachsenden
Anteil an der Bevölkerung. Abwertende Einstellungen, negative
Stereotype und handfeste Benachteiligungen schaden: nicht nur den
Betroffenen, sondern auch der Gesellschaft als Ganzes. Dazu gibt es
viele neue Erkenntnisse aus der internationalen Forschung. Eine
gesellschaftliche Sensibilisierung für vorherrschende
Altersdiskriminierung und ihre Folgen ist daher lohnend.

"Es scheint sinnvoll, anstatt ausschließlich negativer und
ausschließlich positiver Bilder die große Unterschiedlichkeit alter
Menschen zu zeigen. Benötigt werden realistische und zugleich
hoffnungsvolle Ansätze, die der Vielfalt des Alters gerecht werden.
Und die Ermutigung, den eigenen Weg zu finden", sagt Prof. Clemens
Tesch-Römer, Leiter des Deutschen Zentrums für Altersfragen Berlin.
Er hat sich intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt und
gemeinsam mit Prof. Liat Ayalon (Bar-Ilan Universität, Israel) ein
Buch zum Thema herausgegeben, in dem europäische Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler das Wissen zum Thema Altersdiskriminierung
zusammengefasst haben. "Die Vereinten Nationen bereiten z.B. eine
Charta der Rechte älterer Menschen vor. Die Diskussion um die Charta
hat das Potential, das Bewusstsein dafür zu schärfen, wie die
Gesellschaft mit älteren Menschen umgeht - und damit auch mit uns als
den Alten der Zukunft".

Weiterführende Informationen:

Ayalon, L. & Tesch-Römer, C. (2018): Contemporary Perspectives on
Ageism. Das Buch ist als sogenannte "open access" Publikation
kostenfrei im Internet erhältlich
(https://link.springer.com/book/10.1007%2F978-3-319-73820-8). In 31
Kapiteln wird Altersdiskriminierung in verschiedenen Lebensbereichen
beschrieben, etwa auf dem Arbeitsmarkt und im Gesundheitssystem.
Zudem werden Konsequenzen von Altersdiskriminierung analysiert und
Maßnahmen gegen Altersdiskriminierung vorgestellt, etwa in den
Bereichen Bildung und Recht.

Befunde auf Basis des Deutschen Alterssurveys, einer Untersuchung
des Deutschen Zentrums für Altersfragen im Auftrag des
Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, zu
Altersdiskriminierung sind veröffentlicht in:

Beyer, A.; Wurm, S. & Wolff, J. (2017): Älter werden - Gewinn oder
Verlust? Individuelle Altersbilder und Altersdiskriminierung. In:
Mahne, K.; Wolff, J. K.; Simonson, J. & Tesch-Römer, C. (Hrsg.).
(2017): Altern im Wandel. Zwei Jahrzehnte Deutscher Alterssurvey
(DEAS). Wiesbaden: Springer VS.
https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-658-12502-8_22
Hajek, A. & König, H. (2018): Which factors lead to frequent
attendance in the outpatient sector among individuals in the second
half of life? Evidence from a population-based longitudinal study in
Germany. BMC Health Services Research2018, 18:673,
https://doi.org/10.1186/s12913-018-3487-x



Pressekontakt:
Pressestelle
https://www.dza.de/presse.html
Stefanie Hartmann
stefanie.hartmann@dza.de

Original-Content von: Deutsches Zentrum für Altersfragen, übermittelt durch news aktuell


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