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Philipp Lahm im Sporthilfe-Interview: "Wir brauchen ein neues Wir-Gefühl"

Geschrieben am 11-09-2018

Frankfurt am Main (ots) - Philipp Lahm äußert sich in dem am 17.
September erscheinenden go!d-Magazin der Deutschen Sporthilfe über
seine Motivation als DFB-Botschafter für die EM-Bewerbung 2024 und
seine mögliche Rolle als EM-OK-Chef, zur Übermacht des Fußballs und
Idee der European Championships, sowie die Herausforderung, den
Wechsel vom Sport ins berufliche Leben zu meistern.

Herr Lahm, mit etwas Abstand: Welche Bilanz ziehen Sie nach der WM
zum einen hinsichtlich der Aufarbeitung des Abschneidens der
deutschen Mannschaft und zum anderen generell: in welche Richtung
entwickelt sich der Weltfußball?

Naja, die WM war für das deutsche Team sicher eine Zäsur.
Deutschland hat definitiv genügend Talente und das Potenzial, um bei
einer Weltmeisterschaft erfolgreich zu sein. Jetzt geht es darum, mit
Ruhe und Geduld eine neue Mannschaft zu entwickeln, die dann in ihrem
Auftreten an die großen Teams von 1974, 1990 und 2014 erinnert. Bei
dieser WM hat man gesehen, dass die Mannschaften am erfolgreichsten
waren, die eine Identität und eine Haltung entwickelt haben. Ob nun
die Franzosen oder die Kroaten. Aber auch bei Mannschaften wie Island
mit einer Bevölkerungsanzahl von ca. 350.000 Menschen, bei denen es
eine Sensation war, dass sie sich überhaupt qualifizieren konnten,
hat man gesehen, dass sie eine Einheit waren. Alle diese Mannschaften
waren geprägt durch starken Teamgeist, und das gilt es jetzt auch
wieder für die deutsche Mannschaft zu entwickeln. Dieser neue
Teamgeist muss zu Deutschland passen, ebenso wie zu unserer Kultur
und zu unserer Gesellschaft, damit sich die Menschen in Deutschland
wieder mit der Nationalmannschaft identifizieren - wir brauchen ein
neues "Wir-Gefühl".

Kein zwei Monate nach dem WM-Finale startete jetzt bereits die
neue UEFA Nations League. Wie bewerten Sie diesen zusätzlichen
Wettbewerb?

Der Unterschied ist, dass es jetzt weniger Freundschaftsspiele
gibt. Stattdessen gibt es, ähnlich wie beim Tennis, Turniere, die die
Leistungsfähigkeit der Mannschaften abbilden und die zur
Qualifikation dienen. Im Tennis will man im Jahr eins der vier
Grand-Slam-Turniere gewinnen, und im Fußball hat man alle vier Jahre
die WM und alle zwei Jahre die EM. Das sind dann die Großereignisse,
die es für Fußballnationen wie Deutschland zu gewinnen gilt. In der
UEFA Nations League kann ich zuvor meine Form überprüfen, weil ich
gegen ähnlich starke Gegner spiele und dann entweder die Liga halte
oder auf- bzw. absteige. Im Grunde ist das eine sinnvolle
Weiterentwicklung.

Sie engagierten sich in den letzten Monaten als DFB-Botschafter
für die EM-Bewerbung 2024. Wie haben Sie Ihre Aufgabe dabei
verstanden, was ist Ihnen für die deutsche Bewerbung wichtig?

Mir ist wichtig, dass die deutsche Bevölkerung sieht, was für
einen Mehrwert so ein Großereignis hat. Es geht darum,
zusammenzukommen, ob im Stadion oder auf den Fanmeilen. Dort treffen
die unterschiedlichsten Bevölkerungsschichten zusammen, feiern und
haben genau ein gemeinsames Thema - Fußball. Wenn die deutsche
Mannschaft früh ausscheidet, wie in diesem Jahr, dann kann der
Fußball nicht viel bewegen, und dieses Gemeinschaftsgefühl kann nicht
entstehen. Meine Hauptaufgabe ist es, der Bevölkerung diesen Mehrwert
einer Europameisterschaft in Deutschland bewusstzumachen. Damit dann
der positive Effekt einer solchen Sportveranstaltung entstehen kann,
ist es mir wichtig, dass unser Land wieder eine erfolgreiche
Nationalmannschaft hat.

Sie engagieren sich auch darüber hinaus gesellschaftspolitisch.
Als Mitgesellschafter der Deutschen Sportlotterie, deren Erlöse über
die Deutsche Sporthilfe an Spitzenathleten fließen, kennen Sie ganz
genau die Nöte anderer Sportarten - nicht nur finanziell. Ist die
Übermacht des Fußballs ein Problem für die Vielfalt des Sports?

Ja, das ist ein Problem. Durch die "Übermacht" einer Sportart geht
die Vielfalt anderer Sportarten verloren, und der Zuschauer kann
nicht mehr beobachten, wie viele interessante Athleten und Sportarten
es gibt. Durch die finanziellen Nachteile ist es für diese Athleten
schwer, sich nur auf ihren Sport zu konzentrieren, denn sie müssen
zweigleisig fahren, um ihre Existenz zu sichern.

Was können olympische Sportarten dagegen tun?

Ich finde, der Zusammenschluss von unterschiedlichen Sportarten zu
einem Großereignis wie den European Championships ist eine sinnvolle
Entwicklung. Das ist eine enorm abwechslungsreiche Veranstaltung,
durch welche die Athleten Aufmerksamkeit bekommen und bei welcher der
Zuschauer die Attraktivität, Dynamik und Emotionalität der
unterschiedlichen Sportarten erlebt. Die Leistung der Sportler wird
honoriert, und auch Sponsoren werden motiviert, sich in diesen
Sportarten zu engagieren.

Inzwischen ist es über ein Jahr her, dass Sie Ihre Sportkarriere
beendet und einen neuen beruflichen Lebensabschnitt begonnen haben.
Wie empfinden Sie Ihr "neues" Leben?

Abwechslungsreich und spannend. Ich habe meine Sportkarriere so
intensiv ausgelebt, dass ich emotional gut loslassen konnte. Jetzt
beschäftige ich mich mit meinen Unternehmen wie Sixtus und
Schneekoppe und hoffe, dass es mir und meinem Team gelingt,
erfolgreich zu sein. Mit meiner Stiftung für Sport und Bildung, die
ich 2007 gegründet habe, haben wir im August bereits das 25., 26. und
27. Philipp Lahm Sommercamp abgehalten, bei dem Kinder zwischen zehn
und dreizehn Jahren näher mit den Themen Bewegung, gesunde Ernährung
und Persönlichkeitsentwicklung vertraut gemacht werden. Natürlich
genieße ich auch vor allem die Zeit mit meiner Familie.

Viele Spitzenathleten erzählen, dass sie nach der Sportkarriere
erst einmal in ein Loch fallen. Wie ging es Ihnen, und worin sehen
Sie rückblickend die größte Herausforderung beim Wechsel vom Sport
hin zu neuen beruflichen Aufgaben?

Ich glaube, das ist gerade ein Problem für Fußballer, da sie nicht
lernen, sich während ihrer aktiven Karriere auch mit anderen Themen
zu beschäftigen. Da kann ich mir tatsächlich vorstellen, dass man
erst mal in ein Loch fällt. Mir ging es aber ganz gut damit. Ich habe
mich schon in der Mitte meiner Karriere gemeinsam mit meinem Team
damit auseinandergesetzt und darüber diskutiert, was zu mir passt und
wo ich mich nach der Karriere engagieren möchte. Darum habe ich mich
bei Unternehmungen wie Sixtus und Schneekoppe beteiligt, die zu mir
passen, und ich arbeite jetzt daran, dass diese erfolgreich sind. Ich
glaube, dass die größte Herausforderung dabei ist, das Richtige für
sich zu finden. Man sollte eine Aufgabe haben, die zu einem passt,
die Spaß macht - und man sollte ein Team haben, mit dem man
vertrauensvoll zusammenarbeiten kann.

Was treibt Sie täglich an? Sie könnten ja auch den Rest Ihres
Lebens als Privatier verbringen?

Ich glaube, man sollte die Chancen nutzen, die einem in unserem
Land geboten werden. Es ist wichtig, ein selbstständiges und
unabhängiges Leben zu führen. Dazu muss man sich selbst und seine
Neigungen kennen und Disziplin aufbringen.

Sie meinen es ernst mit Ihrem Unternehmertum und wollen nicht nur
als Testimonial dastehen. Schon vor dem Ende Ihrer aktiven Zeit als
Fußballprofi haben Sie auf dem Business-Sektor für Aufmerksamkeit
gesorgt. Fühlen Sie sich inzwischen eher als Unternehmer oder noch
mehr als Fußballer?

Ich habe definitiv die größte Kompetenz im Fußball, denn vom
fünften bis zum dreiunddreißigsten Lebensjahr habe ich aktiv
gespielt, und Fußball ist meine größte Leidenschaft. Ich weiß, wie
intensiv man Sich mit einer Sache beschäftigen muss, um erfolgreich
zu sein. Diese Erfahrung kann ich auch als Unternehmer nutzen.

Aufgaben als Unternehmer bewegen Sie sich aktuell auch wieder
vermehrt innerhalb des Fußballs, sind insbesondere im Falle eines
EM-Zuschlags an Deutschland als OK-Chef im Gespräch...

Die Aufgabe beim DFB reizt mich, insbesondere dann, wenn es uns
gelingt, die Europameisterschaft 2024 nach Deutschland zu holen. Denn
die EM kann die Menschen in Deutschland wieder zusammenbringen und
bietet die Möglichkeit, den Fußball in Deutschland, vom Amateur- bis
zum Spitzenbereich, zu beeinflussen. Diese Aufgabe, einen Teil dazu
beizutragen, reizt mich sehr.

Zur Person:
Philipp Lahm (* 11. November 1983 in München)

Philipp Lahm war von 2004 bis 2014 deutscher Nationalspieler und
führte die Mannschaft als Kapitän 2014 in Brasilien zum
Weltmeistertitel. 2013 gewann er mit dem FC Bayern München das Triple
aus Deutscher Meisterschaft, DFB-Pokal und Champions League. Er ist
Ehrenspielführer der deutschen Fußball-Nationalmannschaft und
Botschafter der Bewerbung des Deutschen Fußball-Bundes um die
Ausrichtung der UEFA EURO 2024. Als Mitgesellschafter der Deutschen
Sportlotterie engagiert er sich insbesondere auch für die Belange der
Sporthilfe-geförderten Athleten. 2007 gründete er seine Stiftung für
Sport und Bildung, mit der er in Deutschland und Südafrika aktiv ist.
Mittlerweile ist der Campus Bad Aibling das Herz der
unternehmerischen Tätigkeiten von Philipp Lahm. Dort entwickelt er
zusammen mit Experten und Partnern Strategien und Maßnahmen, die dazu
beitragen sollen, seine beiden Unternehmen Sixtus und Schneekoppe
agil und zukunftsfähig aufzustellen.

"Nationale Förderer" der Deutschen Sporthilfe sind Deutsche
Lufthansa, Mercedes-Benz, Deutsche Bank, Deutsche Telekom und
Deutsche Post. Sie unterstützen die Deutsche Sporthilfe, die von ihr
betreuten Sportlerinnen und Sportler und die gesellschaftspolitischen
Ziele der Stiftung in herausragender Weise.



Pressekontakt:
Kontakt:
Stiftung Deutsche Sporthilfe
Florian Dubbel
Otto-Fleck-Schneise 8
60528 Frankfurt am Main
Tel: 069-67803 - 500
Fax: 069-67803 - 599
E-Mail: florian.dubbel@sporthilfe.de
Internet: www.sporthilfe.de

Original-Content von: Stiftung Deutsche Sporthilfe, übermittelt durch news aktuell


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