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Börsen-Zeitung: Mega-Risiko Verschuldung, Marktkommentar von Kai Johannsen

Geschrieben am 27-07-2018

Frankfurt (ots) - Liefert die Assetmanagement-Industrie den
Auslöser für die nächste große Verwerfung bzw. Krise an den
Finanzmärkten? Seit Jahren pumpen Privatanleger, aber auch
institutionelle Investoren Anlagegelder in nicht gerade unerheblichem
Umfang in die Fonds- bzw. Assetmanagement-Industrie. Kommt es einmal
an den Märkten zum Gezeitenwechsel, den viele in einer global
erfolgenden Zinswende sehen, dann könnten Gelder enormen Ausmaßes
umgeschichtet werden. Da gehen die Fondsmanager alle zugleich von
einer auf die andere Seite, und genau das könnte ein großes Problem
werden und die Märkte in schwere Turbulenzen stürzen mit dem
Ergebnis empfindlicher Verluste.

Dieser Aspekt war - unter vielen anderen - ein bei der
diesjährigen ICMA-Tagung (International Capital Markets Association)
diskutiertes Thema. Präsent ist das Thema bei vielen Experten, auch
wenn sie unterschiedliche Herangehensweisen haben. Vertreter der
Assetmanagement-Industrie sehen sich naturgemäß nicht als die Wurzel
eines Übels im Sinne einer Krise. Festgehalten wurde bei der
ICMA-Tagung aber schon, dass es einmal zum Problem für die Märkte
werden könnte, wenn alle zugleich "raus" wollen, also die Mehrheit
der Anleger zugleich vom Kauf- auf den Verkaufsstatus geht.

Ingo Mainert, Managing Director und Chief Investment Officer Multi
Asset Europe bei Allianz Global Investors, ging das Thema ein wenig
anders an. Er sieht das größte Problem in der weltweiten
Verschuldung. Das sei für ihn die Quelle für künftige Probleme.
Mainert hat zweifelsohne recht. Seit Jahren steigt die Verschuldung
bei privaten Haushalten, Staaten, Unternehmen und in der
Finanzindustrie an. Und es zeigt sich auch nicht, dass dieser Trend
drehen könnte, zumindest nicht auf kurze Sicht.

Schuldenmachen ist in Zeiten von Null- und Negativzins ja geradezu
rational, zahlt der Gläubiger ja den Zins und nicht der Schuldner.
Mit den Schulden lässt sich Geld verdienen, und Geldverdienen ist
nichts Verwerfliches. Zu dumm nur, dass damit auch die Schuldenlast
immer mehr steigt, was für künftige Generationen mal zum ernst zu
nehmenden Problem wird.

Es gibt aber auch einen Link zur Assetmanagement-Industrie. Ein
nicht unerheblicher Teil dieser Gelder - und allein im Fondsbereich
sind das immerhin etliche Billionen Dollar - wird im
Fixed-Income-Markt angelegt, also in fest und variabel verzinslichen
Wertpapieren, in Schuldpapieren unterschiedlichster
Ausgestaltungsformen. Und so eine Anleihe hat immer zwei Seiten: Für
den Geldgeber ist es ein Anlageobjekt, für den Counterpart ist es ein
Schuldbetrag. Und diese Schuldenberge sind in den vergangenen Jahren
erheblich gewachsen.

Das Institute of International Finance (IIF) hat kürzlich hierzu
die neuesten globalen Verschuldungszahlen (entwickelte Länder und
Emerging Markets über verschiedene Sektoren) vorgelegt. Die
Entwicklung und die Zahlen selbst stimmen nachdenklich - oder sollten
es zumindest. Die weltweite Verschuldung legte im ersten Quartal
dieses Jahres um 8 Bill. Dollar zu und liegt bei mehr als 247 Bill.
Dollar. Seit dem vierten Quartal 2016 ist der globale Schuldenberg um
mehr als 30 Bill. Dollar gewachsen. Die globale Verschuldung liegt
bei 318 Prozent des global erwirtschafteten Bruttoinlandsprodukts. Da
das globale Wirtschaftswachstum an Momentum verliert, hat die
Schulden/BIP-Ratio erstmals seit einem Jahr zugelegt, der Quotient
ist also größer geworden.

Rekordmarken misst das IIF bei der Verschuldung von Unternehmen
(Nichtfinanzsektor) und privaten Haushalten in den entwickelten
Ländern. So wurden Rekorde bei der Unternehmensverschuldung in
Kanada, Frankreich und der Schweiz gemessen. Seit Anfang 2017 sind
die Schulden der Privathaushalte in der Schweiz und in Dänemark enorm
gestiegen. In den Reihen der Staaten kletterte die Schulden/BIP-Ratio
in den USA, Australien und Griechenland.

Schönes Gegenbeispiel: In Deutschland ging der Wert zurück. In den
Emerging Markets liegen die Schulden mit 58,5 Bill. Dollar auf
Rekordhöhe. Noch ist dieses Phänomen an den Märkten nicht als
gravierendes Problem in allen Köpfen angekommen. Sollte das aber
mal der Fall sein, könnte es schnell zu der befürchteten Flucht aller
durch die gleiche Tür kommen - mit leicht abschätzbaren Konsequenzen.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de

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