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Damit die Integration internationaler Pflegefachkräfte gelingt / Sektorenübergreifendes Projekt will konkrete, bedarfsgerechte Lösungen für den Fachkräftemangel in der Pflege erarbeiten

Geschrieben am 25-07-2018

Fulda (ots) - Neue Wege bei der Integration internationaler
Pflegekräfte gehen die Hochschule Fulda und vier
Versorgungseinrichtungen aus der Kranken- und Altenpflege: das
Klinikum Fulda, das Herz-Jesu-Krankenhaus Fulda, die AWO Nordhessen
und der Caritasverband für die Diözese Fulda e. V. Gemeinsam mit
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Hochschule Fulda wollen
die prinzipiell im Wettbewerb stehenden Pflegeeinrichtungen konkrete
Lösungsansätze erarbeiten, wie die Integration internationaler
Pflegekräfte gelingen und der Fachkräftemangel gelindert werden kann.
Ziel ist es, durch Kooperation Lösungen für die individuellen
Probleme der recht unterschiedlichen Pflegeeinrichtungen zu
entwickeln. Vorhandene Integrationskonzepte sollen dazu analysiert,
geeignete Konzepte praktisch erprobt und evaluiert werden.
Schließlich sollen daraus Hilfen und Handlungsempfehlungen für
Integrationsverantwortliche in anderen Pflegeeinrichtungen abgeleitet
werden.

Die Gewinnung und Integration internationaler Pflegefachkräfte ist
- neben der Steigerung der Attraktivität der Pflegeberufe und der
Verbesserung der Arbeitsbedingungen - eine von mehreren notwendigen
Maßnahmen, den Pflegefachkräftemangel zu mindern. Dies stellt die
Pflegeeinrichtungen vor eine erhebliche Aufgabe. "Aus unserer
Forschung zur Integration von internationalen Pflegekräften in
deutschen Pflegeinrichtungen wissen wir, dass die Anerkennung im
Ausland erworbener Berufsabschlüsse, die Vermittlung von fremd- und
fachsprachlichen Kenntnissen oder die Bewältigung von Unterschieden
in Qualifikationsniveaus, Pflegeorganisation und Pflegeverständnis
erhebliche Herausforderungen darstellen", sagt Prof. Dr. Beate
Blättner vom Fachbereich Pflege und Gesundheit an der Hochschule
Fulda. Sie leitet das Projekt gemeinsam mit Prof. Dr. Heinrich
Bollinger, der bis 2015 Professor für Organisationssoziologie am
Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften war.

Alten- und Krankenpflege gemeinsam betrachten

Ein Beispiel macht die schwierige Aufgabe anhand der
Pflegeorganisation und des Pflegeverständnisses deutlich:
Internationale Pflegefachkräfte sind in der Regel in der
Krankenpflege qualifiziert. In den meisten Staaten der Europäischen
Union und in sogenannten Drittstaaten gibt es keine der deutschen
Altenpflegeausbildung vergleichbare fachliche Bildung, da
üblicherweise die Ausbildung akademisches Niveau besitzt. In vielen
Staaten existieren zudem Besonderheiten in der Pflege, die in
Deutschland unbekannt sind, etwa die Versorgung von Patientinnen und
Patienten durch Angehörige. Über das, was Pflegetätigkeit ausmacht,
bestehen folglich ganz unterschiedliche Vorstellungen. Zu spüren
bekommt das vor allem die Altenpflege. Nicht selten fühlen sich die
internationalen Kräfte hier nicht entsprechend sachverständig und
wechseln lieber in die Krankenpflege.

"Wir müssen differenzieren zwischen Alten- und Krankenpflege",
sagt Prof. Blättner. Zugleich sei es wichtig, bei der Integration
internationaler Pflegekräfte beide Bereiche im Blick zu haben. Nur
dann könnten tragfähige Lösungen für die jeweiligen Einrichtungen mit
ihren spezifischen Anforderungen und Problemen erarbeitet werden. Die
sektorenübergreifende Zusammenarbeit der Versorgungseinrichtungen
bildet daher eine wesentliche Grundlage für das Projekt und kann
zugleich einen Beitrag dazu leisten, mit den Herausforderungen
umzugehen, die mit der Umsetzung des neuen Pflegeberufegesetzes
einhergehen, das am 1. Januar 2020 in Kraft treten soll.

In den Organisationen die nötigen Voraussetzungen schaffen

Zugleich geht das Projekt von der Grundannahme aus, dass
Integration auch auf Seiten der Versorgungseinrichtungen
Veränderungsbereitschaft erfordert. "Ob die Integration gelingt,
hängt wesentlich von den Gegebenheiten in den jeweiligen
Einrichtungen ab", weiß Prof. Bollinger. "Integration ist nicht
gleichbedeutend mit Anpassung an die bestehenden Arbeitsverhältnisse.
Vielmehr setzt sie Veränderungen auf beiden Seiten voraus. Kulturelle
Unterschiede etwa können auch für Lernprozesse in der Institution
genutzt werden", betont der Organisationssoziologe.

Mit Fallstudien in den einzelnen Einrichtungen soll die
Integration internationaler Pflegekräfte daher organisationsbezogen
in den Blick genommen werden. Einzelne Aspekte des
Integrationsgeschehens will das Projekt mit thematischen
Querschnittsanalysen erheben und miteinander vergleichen, etwa die
Form der Akquisition, die Art und Reichweite der Unterstützung beim
Spracherwerb, die Vorbereitung des bestehenden Personals auf die
Integration oder den Umgang der Einrichtung mit den unterschiedlichen
Erfahrungen der internationalen Kräfte in der Pflege sowie in ihrer
Organisation. Auch diese Ergebnisse liefern wichtige Hinweise, um
bedarfsgerechte Lösungsansätze für die einzelnen Organisationen zu
finden.

Pflegeteams in den Einrichtungen vorbereiten

Da für die Beschäftigten in den bestehenden Pflegeteams die
Integration anfangs häufig mit erhöhtem Aufwand verbunden ist, will
das Projekt zunächst mit ausgewählten Teams arbeiten und sie
vorbereiten. "Entlastung tritt nur dann ein, wenn die Teams bereit
und fähig dazu sind, diese Leistungen vorweg zu erbringen", sagt
Prof. Blättner. Entscheidend sei hier, dass sowohl der Beitrag der in
den Einrichtungen Beschäftigten wie auch die Leistungen der
internationalen Arbeitskräfte gewürdigt und gegenseitiger Respekt wie
gegenseitige Anerkennung gefördert werden. Unabdingbar für das
Gelingen des Projekts ist unter anderem die enge Zusammenarbeit mit
den Personalverantwortlichen sowie der jeweiligen
Beschäftigtenvertretung.

Das Projekt versteht sich insgesamt als parallele Maßnahme zu den
Forderungen der Gewerkschaften und Pflegeverbände,
Arbeitsbedingungen, Einkommen und Ansehen des Pflegeberufs zu
verbessern. "Wir sind uns im Projekt einig, dass beide Ansätze keinen
Widerspruch darstellen, sondern zeitgleich verfolgt werden müssen.
Selbst dann ist noch nicht klar, ob dies ausreichen wird, den Bedarf
zu decken", erläutert Prof. Bollinger.

Versorgungsmängel nicht verschieben

Zudem berücksichtigt das Projekt ethische Fragestellungen: "Wenn
qualifiziertes Pflegepersonal aus anderen Ländern angeworben wird,
besteht das Risiko, dass Versorgungsmängel nur zwischen Staaten
verschoben werden und die sozial ungleiche Verteilung von
Gesundheitschancen zwischen Ländern verstärkt wird. Das wäre aus
Public Health Sicht ethisch nicht zu vertreten", erläutert Prof.
Blättner. Die Bedingungen der Arbeitskräftevermittlung müssten ebenso
betrachtet werden. Das Spektrum reiche von seriösen Angeboten bis hin
zu Formen modernen Menschenhandels.

Zeitplan

Das Projekt hat zunächst eine Laufzeit bis Ende 2022. Die
sukzessive erreichten Erkenntnisse werden der Fachöffentlichkeit in
Form von Publikationen oder Fachtagungen vorgestellt.

Zum Projekt:

Das Projekt "Integration Internationaler Pflegekräfte" ist eines
von zehn Umsetzungsprojekten des "Regionalen Innovationszentrums
Gesundheit und Lebensqualität Fulda" (RIGL-Fulda). Das RIGL-Fulda ist
das bislang größte Transferprojekt der Hochschule Fulda. Diese ist
eine der wenigen "Innovativen Hochschulen" in Deutschland und wird
gefördert durch die gleichnamige Bund-Länder-Initiative. Knapp zehn
Millionen Euro stehen dem RIGL-Fulda bis Ende 2022 zur Verfügung.

Mehr Informationen zum Projekt "Integration Internationaler
Pflegekräfte": http://ots.de/4anDSl

Mehr Informationen zum RIGL-Fulda: http://ots.de/A7txQl



Fachlicher Kontakt:
Prof. Dr. Beate Blättner
Fachbereich Pflege und Gesundheit
Hochschule Fulda
E-Mail: Beate.Blaettner@pg.hs-fulda.de

Prof. Dr. Heinrich Bollinger
Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften
Hochschule Fulda
E-Mail: heinrich.bollinger@sk.hs-fulda.de

Pressestelle:
Dr. Antje Mohr
Pressesprecherin
Hochschule Fulda
Tel.: 0661 9640 943
E-Mail: antje.mohr@verw.hs-fulda.de

Original-Content von: Hochschule Fulda, übermittelt durch news aktuell


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