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Börsen-Zeitung: Politisierter Stahl - Kommentar über den sich anbahnenden Handelsstreit zwischen Europa und den USA von Christoph Ruhkamp

Geschrieben am 20-02-2018

Frankfurt (ots) - Schon rüstet sich die EU-Kommission für einen
Handelskrieg mit den USA und erwägt Strafzölle auf Harleys und
Whiskey. Das scheint ein wenig übertrieben. Geht es doch bei den
Drohungen der USA mit Importbeschränkungen auf Stahl um ein nicht
gerade handelskriegsentscheidendes Produkt. Der Kostenanteil von
Stahl in Autos liegt bei 4 bis 5% vom Umsatz.

Natürlich würde ein Teil der 35 Mill. Tonnen Stahl, die die USA
derzeit jährlich importieren, in andere Märkte umgeleitet -
voraussichtlich vor allem nach Europa. Denn die EU hat im weltweiten
Vergleich geringe Überkapazitäten, und der Markt ist vergleichsweise
offen. Europäische Stahlhersteller wie Thyssenkrupp, Voestalpine oder
Salzgitter, die in den USA nur geringfügig vertreten sind, würden in
Europa unter geringeren Margen und sinkenden Preisen leiden. Direkt
betroffen wären aber eher die Länder, die den größten Anteil des in
die USA importierten Stahls liefern. Das sind Kanada, Brasilien und
Südkorea. Aus Deutschland kommen nur 4% der US-Stahlimporte.
Umgekehrt sind die USA mit 5% Anteil nur der siebtgrößte Abnehmer für
deutsche Stahlexporte.

Lohnt es sich, deshalb einen Handelskrieg zu führen - auch wenn
US-Präsident Trump ihn angezettelt haben sollte? Eher nicht. Auch
dann nicht, wenn die beschriebenen indirekten Effekte die hiesigen
Stahlhersteller negativ betreffen würden.

Das Thema Stahl ist auf seltsame Art politisiert. Europa ist nicht
besser als die USA: Die EU erhebt seit 2016 auf Grobbleche aus China
Strafzölle von 74%. Bei warm gewalztem Stahl aus China sind es 36%.
Das hat Herstellern wie Thyssenkrupp und Voestalpine eine Atempause
verschafft - aber nur vorübergehend: Der billige Stahl aus Asien, den
EU und USA draußen halten, findet seinen Weg in andere Märkte und
erhöht dort den Druck: Billigstahl aus Iran, Brasilien und Russland
kommt weiter ungehindert nach Europa.

Doch hätte der US-Vorstoß in der Stahlindustrie - als erste
größere protektionistische Maßnahme Trumps - negative Signalwirkung:
US-Handelsminister Ross prüft ähnliche Schutzmaßnahmen auch für die
Chip-Branche, den Schiffsbau und die Aluminiumhersteller. Auch in
diesen Branchen könne eine Abhängigkeit von Einfuhren die nationale
Sicherheit beeinträchtigen. Natürlich ist das ein Vorwand: Bekämpft
werden soll in Wahrheit das 500 Mrd. Dollar große Handelsdefizit der
USA gegenüber Ländern wie Deutschland, China oder Japan. Stahlzölle
sind - ob in der EU oder in den USA - das falsche Mittel. Bessere und
billigere eigene Produkte wären das richtige.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de

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