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Da vorne sitzt ein Mensch

Geschrieben am 20-02-2018

Idstein (ots) -

- Was denken wir eigentlich über Busfahrer? Forscher der
Hochschule Fresenius legen Studienergebnisse vor
- Details zur Studie und den Erhebungsmethoden und O-Töne von
Busfahrern sind im Bericht auf dem Wissenschaftsblog adhibeo
abrufbar: http://bit.ly/2ok7DDP

Die gesellschaftliche Bedeutung des Busfahrers ist hoch, dennoch
leidet der Beruf unter einem schlechten Image. Gründe dafür sind in
erster Linie eine hohe Erwartungshaltung der Fahrgäste und die
Mentalität, ihn für Dinge verantwortlich zu machen, für die er nichts
kann. Auch die so genannte Stellvertreterhaftung ist ein Thema. Fragt
man Busfahrer selbst, bekommt man zur Antwort, dass sie ihren Beruf
lieben, aber mit den täglichen Arbeitsbedingungen unzufrieden sind.
Diese Kernaussagen hat ein Forscherteam der Hochschule Fresenius
ermittelt.

Spontan nach dem Aussteigen aus dem Bus angesprochen, haben viele
keine Erinnerung an den Busfahrer. Die ersten Attribute, die Befragte
mit dem Beruf assoziieren, sind unter anderem "unattraktiv" und
"langweilig". "Diese Einschätzungen überträgt die Gesellschaft auch
auf den hinter dem Beruf stehenden Menschen", berichtet Dr. Sabine
Hammer vom Institut für komplexe Gesundheitsforschung an der
Hochschule Fresenius. Das Institut hat gemeinsam mit DB Regio Bus im
Rahmen der Studie "Meine Arbeit, meine Leistung" die Rolle des
Busfahrers in der Gesellschaft näher untersucht. Es besteht eine
Diskrepanz zwischen der gesellschaftlichen Bedeutung des Busfahrers
und seinem Ansehen. 574 Befragte bewerteten die gesellschaftliche
Bedeutung auf einer Skala von 1 (sehr niedrig) bis 10 (sehr hoch)
durchschnittlich mit einem Wert von 7,7. Gar mit einer 9,0 wird die
Verantwortung des Busfahrers beurteilt. Demgegenüber steht die mit
4,2 niedrige Einschätzung des Ansehens des Busfahrers.

Woher kommt das? Sabine Hammer: "Mehr als drei Viertel der
Befragten haben eine Erwartungshaltung an Dienstleistung und Service,
die über die bloße Beförderung hinausgeht. Je mehr sich jemand
wünscht, desto eher ist natürlich auch der Punkt der Unzufriedenheit
erreicht." Außerdem würden Aspekte in den Verantwortungsbereich der
Fahrer verlagert, die dort nicht hingehören. Mit dem Ergebnis, dass
auch die Arbeitsleistung negativ bewertet wird. Ein Beispiel: Die
Befragten wünschen eine optimale "Transportleistung", also das
Anfahren aller Haltestellen und Pünktlichkeit, und geben als Zahl für
ihre Erwartung eine 10 an. Die Beurteilung ihrer tatsächlichen
persönlichen Erfahrungen liegt mit 7,2 deutlich darunter. "Dabei kann
der Busfahrer nur in den seltensten Fällen etwas für eine
Verspätung", sagt Hammer. Diese Haltung zieht sich auch durch andere
Bereiche, sogar für Ausstattung und Zustand des Fahrzeugs wird der
Fahrer verantwortlich gemacht. "Er wird ziemlich unreflektiert
stellvertretend in die Haftung genommen. Wer der eigentliche
Verursacher ist - oft genug die Fahrgäste selbst - wird nicht in
Erwägung gezogen", ergänzt Hammer. Resultat sei häufig ein
respektloser Umgang mit den Fahrern. Mit der mangelnden Wertschätzung
haben die Busfahrer ein großes Problem, sie fühlen sich herabgestuft.
"Es wäre schön, als Mensch wahrgenommen zu werden", lautet deshalb
ein großer Wunsch der Berufsgruppe.

Im Rahmen der Selbstwahrnehmung der Busfahrer haben die Forscher
der Hochschule Fresenius außerdem ermittelt, dass diese sich stark
mit ihrem Beruf identifizieren und ihn grundsätzlich gerne ausüben.
Demgegenüber steht aber eine große Unzufriedenheit mit den täglichen
Arbeitsbedingungen und Erlebnissen. Auf einer Skala von 1 (sehr
unzufrieden) bis 10 (sehr zufrieden) bewerten 323 Befragte ihre
Arbeitszufriedenheit mit einem Mittelwert von gerade einmal 4,7. "In
den persönlichen Interviews mit den Busfahrern wurde deutlich, dass
sie eine Reihe von Umständen als belastend und beanspruchend
wahrnehmen", so Hammer. Beim Detailblick fällt die Zufriedenheit mit
dem Gehalt am schlechtesten aus (Mittelwert: 3,3). Auch die
beruflichen Perspektiven, die Arbeitszeiten und Pausenregelungen
werden mit einer 4,0 eher schlecht bewertet. Häufige Schichtwechsel
führen beispielsweise zu Schlafstörungen. Ebenso unregelmäßig seien
die Essenszeiten. Gepaart mit dem Bewegungsmangel führt das natürlich
zu Übergewicht, Rückenschmerzen und insgesamt zu einem reduzierten
Wohlbefinden. "Die Forschungsergebnisse sind für uns als Arbeitgeber
sehr aufschlussreich. Uns liegen jetzt erstmals zu wichtigen
Kernthemen belastbare Daten vor. Auf der anderen Seite haben wir aber
auch viele Erkenntnisse zu den so genannten weichen Faktoren
gewonnen" sagt Siegfried Moog, Leiter Personal DB Regio Bus. "Daraus
ergeben sich Anhaltspunkte dafür, an welchen Stellen wir etwas
verändern müssen."

Prof. Dr. Christian T. Haas, Leiter des Institutes für komplexe
Gesundheitsforschung, nimmt die Gesellschaft in die Pflicht: "Wichtig
ist ein verändertes Bild vom Beruf des Busfahrers. Wir alle müssen
daran arbeiten, die Diskrepanz zwischen Bedeutung und Image zu
beseitigen und eine Atmosphäre des respektvollen Umgangs und der
Anerkennung der Leistung zu etablieren. Davon profitieren wir alle."



Pressekontakt:
Alexander Pradka
Pressesprecher
alexander.pradka@hs-fresenius.de
Tel. 069/870035320
Mobil: +49 (0) 152/53458441

Original-Content von: Hochschule Fresenius, übermittelt durch news aktuell


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