Insolvenzrecht ESUG: Stärkung der Gläubigerautonomie noch nicht erreicht
Geschrieben am 22-01-2018 |   
 
 München/Heidelberg (ots) - Fünf Jahre nach seinem Inkrafttreten  
bewertet die Mehrheit der Marktteilnehmer (93%) das Gesetz zur  
weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen (ESUG) insgesamt 
positiv. Trotzdem spalten sich die Meinungen darüber, ob alle damit  
verbundenen Ziele erreicht wurden, so die neue "ESUG-Studie" von der  
Heidelberger gemeinnützigen Gesellschaft für  
Unternehmensrestrukturierung (HgGUR) und Roland Berger. Befragt  
wurden rund 2.300 Manager sowie Sanierungs- und Insolvenzexperten. 
 
   "ESUG wird insgesamt gut angenommen und ist bei der Sanierung von  
Unternehmen mittlerweile Normalität geworden", sagt Christopher  
Seagon, Partner von Wellensiek und geschäftsführender Gesellschafter  
der HgGUR. "Deutschland als Sanierungsstandort hat ESUG stark voran  
gebracht." So haben sich im Einführungsjahr 2012 nur 53 Prozent der  
Befragten mit ESUG-relevanten Fällen befasst; 2017 waren es bereits  
94 Prozent. Die Mehrheit der Befragten hat Erfahrungen mit einer  
vorläufigen Eigenverwaltung (94%), mit vorläufigen  
Gläubigerausschüssen (90%) oder mit Schutzschirmverfahren (88%)  
gemacht. Mit Insolvenzprozessen, die auch Eingriffe in die  
Gesellschafterstruktur ermöglichen - etwa durch Debt Equity Swaps -  
haben dagegen bisher nur rund 44 Prozent der Befragten Erfahrung  
gemacht. 
 
   Komplexität bei Sanierungs- und Insolvenzfällen hat sich weiter  
erhöht  
 
   Bei Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung ist einer der  
wichtigsten Erfolgsfaktoren weiterhin die frühzeitige Einbindung und  
Unterstützung durch insolvenz- und gerichtserfahrene Experten (94%).  
Denn die größte Herausforderung bleibt, ein vollständiges  
Sanierungskonzept vor Antragstellung fertig zu stellen (67%): "Die  
gesetzlichen Anforderungen sind sehr hoch und je nach Gericht  
variieren die geforderten Inhalte. Eine Antragstellung ohne  
professionelle Vorarbeit ist nicht realisierbar", sagt Michael Blatz, 
Partner von Roland Berger und geschäftsführender Gesellschafter der  
HgGUR. 
 
   Die wichtigsten Voraussetzungen für eine erfolgreiche  
Verfahrenseröffnung sind nach Meinung der Befragten zudem eine  
gesicherte Fortführung des Unternehmens und die vorherige,  
detaillierte Abstimmung mit dem vorläufigen Gläubigerausschuss, dem  
Sachwalter und dem Insolvenzgericht. "Ohne die volle Unterstützung  
aller Stakeholder und umfassende Kompetenz des Sachwalters und des  
Managements hilft das beste Sanierungskonzept nichts", erklärt Roland 
Berger-Partner Michael Blatz. Auch die Komplexität bleibt weiterhin  
hoch. Neben der Einführung eines Sachwalters, kommt dem Management  
eine immer größere Bedeutung zu. "Durch die gestiegene Anzahl der  
Beteiligten und deren umfassenderes Mitspracherecht, können sich, vor 
allem bei komplexen Fällen, die Abstimmungsprozesse und wichtige  
Entscheidungen zur Fortführung eines Unternehmens verzögern", erklärt 
Christopher Seagon. "Ausschlaggebend ist daher eine klare  
Kompetenzverteilung zwischen Management- und Insolvenzexpertise im  
Geschäftsleitungsgremium." 
 
   ESUG-Ziele bisher nur teilweise erreicht  
 
   Obwohl sich die Erwartungen der Sanierungsexperten an ESUG  
größtenteils erfüllt haben, sind noch einige Punkte offen. Dazu  
gehört zum Beispiel die Stärkung der Gläubigerrechte: Für 47 Prozent  
der Befragten wurde dieses wichtige Ziel bisher nicht erfüllt. Rund  
die Hälfte der Studienteilnehmer bemängelt außerdem, dass ein  
Mentalitätswechsel noch nicht stattgefunden hat. "Deutschland braucht 
eine neue Insolvenzkultur", sagt Jörg Eschmann, Partner von Roland  
Berger. "Sie hat sich mit dem ESUG zwar verbessert, dennoch wird das  
Insolvenzverfahren immer noch nicht durchgängig gezielt als  
Sanierungsstadium genutzt, trotz der positiven gesetzlichen Anreize." 
 
   Bei aller Kritik ist aber die Mehrheit der Umfrageteilnehmer mit  
ESUG zufrieden: Nur 17 Prozent sind der Meinung, dass das  
außergerichtliche Insolvenzverfahren bald reformiert werden sollte.  
Negativ aufgefasst wurde dagegen die Entscheidung des  
Bundesfinanzhofs, den Erlass zur Besteuerung von Sanierungsgewinnen  
aufzuheben. Drei Viertel der Befragten sehen hierdurch eine  
existenzielle Bedrohung für Unternehmen in Sanierungsfällen. 
 
   Die vollständige Studie können Sie herunterladen unter:  
www.rolandberger.de/pressemitteilungen 
 
   Roland Berger  
 
   Roland Berger, 1967 gegründet, ist die einzige der weltweit  
führenden Unternehmensberatungen mit deutscher Herkunft und  
europäischen Wurzeln. Mit rund 2.400 Mitarbeitern in 34 Ländern ist  
das Unternehmen in allen global wichtigen Märkten erfolgreich aktiv.  
Die 50 Büros von Roland Berger befinden sich an zentralen  
Wirtschaftsstandorten weltweit. Das Beratungsunternehmen ist eine  
unabhängige Partnerschaft im ausschließlichen Eigentum von rund 220  
Partnern. 
 
   Die Heidelberger gemeinnützige Gesellschaft für  
Unternehmensrestrukturierung mbh  
 
   Die Heidelberger gemeinnützige Gesellschaft für  
Unternehmensrestrukturierung mbh (HgGUR) hat sich, seit ihrer  
Gründung 2006, erfolgreich als ein deutschlandweit anerkanntes  
Expertennetzwerk und Förderer der Wissenschaft, Lehre und Praxis im  
Bereich von Insolvenz, Sanierung und Unternehmensrestrukturierung,  
etabliert. Die Gesellschaft wird im Wesentlichen von der  
Unternehmensberatung Roland Berger und der auf Sanierungen  
spezialisierten Sozietät Wellensiek getragen. Die HgGUR kooperiert  
eng mit der Universität Heidelberg und unterstützt die Aktivitäten  
der Universität auf den Gebieten der Unternehmensrestrukturierung.  
Des Weiteren fördert die HgGUR Fortbildungs-, Ausbildungs- und  
Weiterbildungsveranstaltungen, Fachpublikationen sowie den  
Erfahrungs- und Wissensaustausch zwischen Wissenschaft, Praxis und  
Rechtsprechung in den Bereichen Insolvenz, Sanierung und  
Unternehmensrestrukturierung. 
 
 
 
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an: 
Claudia Russo 
Roland Berger  
Head of Marketing & Communications  
Germany and Switzerland 
Tel.: +49 89 9230-8190 
E-Mail: claudia.russo@rolandberger.com  
www.rolandberger.com 
 
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