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stern: Wehrbeauftragter Bartels fordert Aufklärung zum tödlichen Bundeswehrmarsch in Munster

Geschrieben am 27-12-2017

Hamburg (ots) - Der Wehrbeauftragte des Bundestages, Hans-Peter
Bartels, fordert fünf Monate nach einem tödlich endenden Übungsmarsch
von Offiziersanwärtern Aufklärung über die Gründe. Am 19. Juli 2017
waren im niedersächsischen Munster mehrere Soldaten während eines
Marsches zusammengebrochen. "Ich will wissen: Ist da übermäßiger
Druck ausgeübt worden? Das ist für mich längst nicht aufgeklärt",
sagte Bartels dem stern und verwies auch auf Hinweise von Soldaten an
ihn. "Mich haben Schilderungen erreicht, die an Schikane erinnern."

Nach dem Marsch waren Spekulationen aufgekommen, wonach die
betroffenen Soldaten Aufputschmittel oder Diätpillen konsumiert
hätten, die womöglich zu den lebensgefährlichen Hitzeschlägen bei
vier Soldaten führten. Der Lüneburger Staatsanwaltschaft sind nach
stern-Informationen seit Mitte Dezember die Details der
chemisch-toxikologischen Untersuchungen von Blut- und Urinproben der
betroffenen Soldaten bekannt. Danach finden sich laut
Staatsanwaltschaft darin "keine Hinweise auf Substanzmissbrauch".
Auch wurde das Blut von vier schwer betroffenen Soldaten auf den
Stoff 2,4-Dinitrophenol getestet, der in nicht zugelassenen
Diätpillen enthalten ist. Auch dieser Test verlief "eindeutig
negativ".

In seiner Ausgabe vom Donnerstag rekonstruiert der stern im Detail
die Umstände des Übungsmarsches auf Grundlage eines vorläufigen
Untersuchungsberichtes der Bundeswehr. Demnach mussten die Soldaten
in unangemessener Kleidung einen Strafmarsch absolvieren. Sie trugen
bei sommerlichen Temperaturen 2,5 Kilogramm schwere
Splitterschutzwesten unter ihren Feldjacken, was den Wärmeaustausch
deutlich erschwerte. Zudem mussten einige von ihnen Liegestützen
machen.

Nachdem der erste Soldat kollabiert und seine Körpertemperatur auf
mehr als 40 Grad angestiegen war, empfahl ein Truppenarzt, die
Splitterschutzwesten abzulegen. Stattdessen mussten die
Offiziersanwärter auf Befehl der Ausbilder einen Gefechtshelm
überziehen. In der Folge fielen weitere Soldaten aus. Dennoch brachen
die Ausbilder den Marsch nicht ab. Noch kurz vor ihrer Ankunft in der
Kaserne kollabierten zwei Soldaten mit Hitzschlägen. Insgesamt vier
Offiziersanwärter mussten auf Intensivstation behandelt werden, einer
von ihnen starb, ein weiterer befindet sich bis heute in Behandlung.
Über die Details seines Zustands wollte sich die Bundeswehr gegenüber
dem stern nicht äußern. Der Presseoffizier räumte dem Magazin
gegenüber "nicht sachgerechte Entscheidungen" der Ausbilder ein. Ob
diese "ursächlich für einen möglichen Hitzeschlag geworden sind,
bleibt der Bewertung der zuständigen Staatsanwaltschaft vorbehalten",
teilte der Sprecher mit.

In dem betroffenen Bataillon quittierten gleich drei
Offiziersanwärter nur wenige Tage nach dem Marsch ihren Dienst. Der
verstorbene Soldat wurde laut Bundeswehr mit militärischen Ehren in
Nordrhein-Westfalen beigesetzt.

Die Staatsanwaltschaft in Lüneburg prüft nach wie vor, ob sie
Anklage wegen fahrlässiger Tötung oder fahrlässiger Körperverletzung
erhebt. Ein Sprecher sagte dem stern, dass ein umfangreiches
rechtsmedizinisches Gutachten für Anfang 2018 erwartet wird.

Diese Vorabmeldung ist nur mit der Quellenangabe stern zur
Veröffentlichung frei.



Pressekontakt:
stern-Ressortleiter Arne Daniels, Telefon 040 - 3703 3517;
stern-Redakteur Dominik Stawski, Telefon 030 - 3703 4414

Original-Content von: Gruner+Jahr, STERN, übermittelt durch news aktuell


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