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Herausforderungen und Potenziale des Kinderspiels in digitalen Lebenswelten / Ausgebuchte Interdisziplinäre Fachtagung von JFF und BLM

Geschrieben am 04-12-2017

München (ots) - Wie ändert sich das Kinderspiel in digitalen
Lebenswelten? Diese Frage stand im Fokus der 13. Interdisziplinären
Fachtagung am 1. Dezember, zu der mehr als 150 Teilnehmer in die
Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) gekommen waren.
Experten aus Forschung und Praxis diskutierten fachübergreifend das
Thema "Kinderspiel in digitalen Lebenswelten". Seit dreizehn Jahren
initiiert die BLM gemeinsam mit dem JFF - Institut für
Medienpädagogik den interdisziplinären Diskurs über das Heranwachsen
in mediatisierten Lebenswelten. Die Tagung wurde gefördert durch das
Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und
Integration (StMAS).

In der digitalen Lebenswelt eröffnen sich neue
Gestaltungsmöglichkeiten und Bildungspotenziale für das Kinderspiel.
Es sind aber auch viele Herausforderungen damit verbunden, z.B. mit
Blick auf so genannte Smart Toys und Datenschutz. BLM-Präsident
Siegfried Schneider betonte in seinem Grußwort die generelle
Bedeutung des Spielens für Kinder: "Spielen ist auch eine wichtige
Dimension sozialen Handelns." Neben den vielfältigen Potenzialen
digitaler Spielmedien müsse aber auch der Datenschutz angemessen
berücksichtigt werden. Ministerialdirigent Stefan John (StMAS)
verwies auf die Selbstverständlichkeit, mit der Kinder digitale
Medien heutzutage nutzen, und unterstrich die Bedeutung der frühen
Förderung von Medienkompetenz. Prof. Frank Fischer, Vorsitzender des
JFF, betonte in seinem Grußwort die Notwendigkeit, die
Digitalisierung aktiv durch gute medienpädagogische Konzepte zu
ge¬stalten. Das bloße Bereitstellen von Technik reiche nicht aus, so
Fischer.

Mobile Medien sind fester Bestandteil des Familienalltags, jedoch
seien sich Eltern ihrer Vorbildrolle oft nicht bewusst, berichtete
Kathrin Demmler, Direktorin des JFF. Zusammen mit Gisela Schubert gab
sie exklusive Einblicke in erste Ergebnisse der neuen JFF-Studie
"Mobile Medien in der Familie II". Medienerziehung in
Kindertageseinrichtungen sei unabhängig vom Träger. Entscheidend sei
die Haltung der Leitung. Unterstützt werden müsse aber die
Entwicklung von kind- und zukunftsorientierten Konzepten in der Kita,
lautete eine der Schlussfolgerungen aus der Studie.

Und wie unterscheidet sich das Spielen im analogen und digitalen
Raum? "Bestenfalls wird das digitale Spiel genutzt, um den analogen
Raum zu reflektieren oder zu verändern", erklärte die
Kulturwissenschaftlerin Prof. Dr. Judith Ackermann, die den Wandel
des Kinderspiels aus der kulturwissenschaftlichen Perspektive
betrachtete. Welchen Einfluss die Raumqualität des Wohnumfeldes auf
die Möglichkeiten des freien Spiels von Kindern hat, erläuterte Prof.
Dr. Höfflin von der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg. Je
schlechter die Aktionsraumqualität im Wohnumfeld sei, desto weniger
Möglichkeit zum freien Spiel hätten Kinder in diesem Wohnumfeld, so
Höfflin. Dabei identifizierte er aus Sicht der empirischen
Sozialforschung vier Qualitätskriterien von Aktionsräumen für Kinder:
Gefahrlosigkeit, Zugänglichkeit, Gestaltbarkeit und
Interaktionschancen.

Diskutiert wurde anschließend, ob diese Kriterien auch auf
digitale Spielräume angewendet werden können. Digitale Spielwelten
seien leicht zugänglich, man könne die Gefahren, anders als auf einem
realen Spielplatz, nicht so leicht erkennen. Dies verunsichere Eltern
wie auch Fachkräfte, warnte Verena Weigand, Bereichsleiterin
Medienkompetenz und Jugendschutz der BLM. Sie sieht hier vor allem
die Anbieter in der Pflicht, offenzulegen, was mit den Daten der
Kinder passiert. Auch die Interaktionschancen mit smarten Spielzeugen
würden mitunter unrealistisch beworben, merkte Dr. Niels Brüggen,
Leiter der Abteilung Forschung des JFF, an: "Wenn es um die
Interaktion mit anderen Kindern geht, gibt es in Deutschland wenige
digitale Erprobungs- und Spielräume, da es wegen der dafür
notwendigen Moderation schwierig ist, eine Finanzierung zu sichern."

Was zeichnet ein gutes, digitales Spielzeug aus? Laut Dr. Claudia
Lampert vom Hans-Bredow-Institut ist die Qualität des Spielens das
entscheidende Kriterium. Ziel sei es, dass die Kinder das Spielzeug
fantasievoll in ihr Spiel einbeziehen können. Außerdem müsse die
Schwelle der Gestaltung niedrig sein, ergänzte Prof. Dr. Yasmin
Kafai. Sie erforscht und entwickelt an der University of Pennsylvania
digitale Welten und Werkzeuge für Kinder und Jugendliche. Kafai hat
am Massachusetts Institute of Technology (MIT) die
Programmierumgebung Scratch mit entwickelt. Durch die eigenständige
Entwicklung von (digitalen) Spielen könnten Kinder viel lernen,
betonte die Wissenschaftlerin. Unter anderem werden dadurch z.B. ihre
Problemlösungskompetenzen gefördert.

Einig waren sich die Referenten, dass Medienpädagogik auch in der
Ausbildung von Fachkräften der Frühpädagogik integriert werden
sollte. Die stellvertretende Direktorin des Staatsinstituts für
Frühpädagogik, Eva Reichert-Garschhammer, stellte abschließend
gemeinsam mit Dr. Dagmar Berwanger (StMAS) die aktuellen Planungen im
Freistaat Bayern vor. Ab 2018 sollen in einem breit angelegten
Modellversuch in Kindertagesstätten geeignete medienpädagogische
Konzepte erarbeitet sowie digital gestützte Beobachtungs- und
Organisationsinstrumente erprobt werden. Die beiden Referentinnen
beendeten die Veranstaltung mit dem Verweis auf den Leitsatz der
Pädagogik: "Nicht die Technik bestimmt die Pädagogik, sondern die
Pädagogik die Technik!"

Hintergrundinformationen zur Studie "Mobile Medien in der Familie
II"

Im Rahmen der aktuellen MoFam-Studie wurden 2017 pädagogische
Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen in Gruppeninterviews sowie
Einrichtungsleitungen in Einzelinterviews befragt. Ziel der Befragung
ist es, Wissen zur Bedeutung der Medien für Kinder im Alter von drei
bis acht Jahren zu erhalten:

- Welche Rolle spielen mobile Medien und Internet in den
Einrichtungen?
- Welche Einstellungen haben die Fachkräfte zu diesem Thema?
- Inwiefern ist Medienerziehung im pädagogischen Konzept
verankert?
- Welchen Unterstützungsbedarf haben die Fachkräfte?

Der zweite Baustein besteht aus einem Familien-Medien-Monitoring.
Zwanzig Familien mit Kindern im Alter von einem bis vier Jahren
werden über vier Jahre begleitet. Ziel des
Familien-Medien-Monitorings ist es, Erkenntnisse darüber zu erhalten,
wie die Medienaneignung in den ersten Jahren verläuft sowie
Anhaltspunkte dazu, welche Bedeutung dabei unterschiedliche
Familiensettings haben können.

Weitere Informationen und Fotos zur Veranstaltung finden Sie
unter: http://ots.de/qy0bc und Näheres zur MoFam-Studie hier:
http://ots.de/zFSmH



Pressekontakt:
Bettina Pregel
Stellv. Pressesprecherin
Tel. (089) 63808-318
bettina.pregel@blm.de

Original-Content von: BLM Bayerische Landeszentrale für neue Medien, übermittelt durch news aktuell


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