| | | Geschrieben am 01-12-2017 Neue Krebsmedikamente - 7 Fakten, die Sie über die Kosten von Krebsmedikamenten wissen sollten
 | 
 
 München (ots) - Kein Zweifel: Forscher haben dem Krebs den Krieg
 angesagt. Das immer bessere Verständnis um die Ursachen der
 Erkrankungen führt zu immer genaueren Diagnosen und immer wirksameren
 Therapien. Es herrscht Euphorie in den Laboren der Krebsforscher
 weltweit. Gleichzeitig wachsen die Sorgen: Wer soll diese Therapien
 auf Dauer bezahlen können, fragen sich viele. Ein Blick auf die
 Fakten kann hier eine ähnliche Wirkung entfalten wie hochdosiertes
 Baldrian.
 
 Geschichte wiederholt sich: Noch bei keiner größeren
 pharmazeutischen Innovation hat der besorgte Blick auf die Kosten
 gefehlt - und es ist schon mehrmals der Untergang der Sozialsysteme
 vorhergesagt worden. Egal ob Cholesterinsenker, HIV-Präparate,
 HPV-Impfung oder Hepatitis-Medikamente - immer war der öffentliche
 Aufschrei groß. Und immer ist das angekündigte Szenario nicht
 eingetreten.
 
 "Können wir uns den Fortschritt leisten?", lautet deshalb auch im
 Falle der neuen Krebsmedikamente die Frage. Ein Blick auf die Fakten:
 
 1. Die Brutto-Ausgaben (d.h. ohne Abzug von Rabatten,
 Mehrwertsteuer und der Vergütung von Großhandel und Apotheken) der
 gesetzlichen Krankenkassen (GKV) für Krebsmedikamente beliefen sich
 im Jahr 2016 auf 5,35 Milliarden Euro. Das ist auf den ersten Blick
 viel Geld. Gemessen an den Gesamtausgaben der GKV für Arzneimittel
 sind es rund 13 Prozent: Von 100 Euro, die die Krankenkassen für
 Arzneimittel ausgeben, fließen rund 13 Euro in die medikamentöse
 Behandlung von Krebspatienten. Noch prägnanter: Für die
 zweithäufigste Todesursache in Deutschland investiert die GKV 13 von
 einhundert Euro in Medikamente gegen Krebs.
 
 2. Die Kosten einzelner Präparate steigen. Dafür gibt es mehrere
 Gründe:
 
 Die Fortschritte in der genetischen Forschung führen zu immer
 größerer Patientensegmentierung. Unterschied man beim Lungenkrebs bis
 vor kurzem noch zwischen kleinzelligem und nicht-kleinzelligem
 Karzinom, sind es mittlerweile mindestens zwei Dutzend genetisch
 unterschiedliche Varianten - die jeweils eigene Behandlungsoptionen
 erfordern.
 
 Mit potenziell kleiner werdenden Patientengruppen schrumpfen auch
 die Umsatzpotenziale einzelner Präparate, was Auswirkungen auf den
 Preis hat. Bei den neuesten Therapieansätzen aus der Immunonkologie
 (CAR-T) werden die Präparate individuell für jeden Patienten
 hergestellt.
 
 Die erdrückende Mehrheit der untersuchten Moleküle schafft es
 nicht zur Marktreife. Experten gehen davon aus, dass die Erfolgsrate
 in der Onkologie bei sechs Prozent liegt. Auch abgebrochene
 Studienprogramme müssen aber finanziert werden.
 
 Die Forschungskosten steigen insgesamt seit Jahren stark an -
 nach einer Studie aus dem Jahr 2016 sind es rund 8,5 Prozent pro Jahr
 und neu zugelassenem Medikament. Das liegt u.a. an den steigenden
 Anforderungen an klinische Studien.
 
 3. Richtig ist: Es gibt einen Anstieg bei den Ausgaben für
 Krebsmedikamente. Das liegt - ebenfalls richtig - auch an steigenden
 Preisen pro Medikament. Vor allem aber gibt es mehr Therapien: Allein
 seit 2011 wurden weltweit 68 neue Krebsmedikamente in 22
 verschiedenen Indikationen zugelassen. Für Patienten heißt das:
 verbesserte Therapieergebnisse und eine Reduzierung der
 Sterblichkeitsraten bei vielen Tumorformen. Für Krankenkassen heißt
 das: mehr Ausgaben. Und: Neue Therapieoptionen bedeuten auch, dass
 Menschen behandelt werden, die bisher nicht behandelt werden konnten,
 wie z.B. beim schwarzen Hautkrebs. Das ist auch wieder eine gute
 Nachricht, die aber Geld kostet.
 
 4. Arzneimittelmärkte sind hochdynamisch. Deshalb sind steigende
 Kosten in einem einzelnen Bereich noch kein Grund zur Sorge. Das
 Onkologie-Segment steigt zurzeit, weil dies ein hochinnovativer
 Bereich ist - so wie das früher z.B. der Bereich der
 Herzkreislauferkrankungen (Blutdruck- oder Cholesterinsenker) war.
 Diese kosten heute noch Bruchteile dessen, was sie nach Einführung
 gekostet haben. Grund zur Sorge wäre also, wenn die Ausgaben für
 Arzneimittel insgesamt schnell steigen würden. Diese Mär hält sich
 zwar wacker, ist aber durch nichts zu belegen. Der Anteil der
 Arzneimittelausgaben an den GKV-Gesamtausgaben sind mit 17,0 Prozent
 heute niedriger als 1970 (17,7 %) - inklusive der Großhandels- und
 Apothekenmargen, sowie die Mehrwertsteuer. Zieht man die noch ab,
 dann gilt als Fakt: Für die gesamte ambulante Arzneimittelversorgung
 der GKV liegt der Anteil der pharmazeutischen Industrie heute bei
 unter 10 Prozent, wie der Bundesverband der Pharmazeutischen
 Industrie (BPI) erst kürzlich wieder vorgerechnet hat.
 
 5. Dass Krankenkassen über Ausgaben klagen, gehört zu ihrem
 Selbstverständnis. Weniger verständlich ist, warum sie über Preise
 klagen, denen sie selbst den Segen erteilt haben. Das tun sie - mit
 nur ganz wenigen Ausnahmen - für alle seit 2011 in Deutschland neu
 zugelassenen Präparate. Seitdem gilt: Wenn ein pharmazeutisches
 Unternehmen ein neues Mittel auf den Markt bringt, darf es für die
 ersten zwölf Monate den Preis festsetzen, den es für angemessen hält.
 Währenddessen läuft ein Nutzenbewertungsverfahren
 ("AMNOG-Verfahren"). Am Ende des AMNOG steht ein Preis, auf den sich
 Unternehmen und der Spitzenverband der Krankenkassen geeinigt haben.
 Oder eben nicht. Dann aber wird es das Präparat in Deutschland nicht
 geben, wenn es selbst via Schiedsstelle keine Einigung gab.
 
 6. Wenn Krankenkassen bei Krebsmedikamenten über "Mondpreise"
 klagen, kritisieren sie somit ihr eigenes Verhandlungsergebnis.
 Folgende Zahl zeigt, dass Pharmaunternehmen und Kassenvertreter aber
 soweit gar nicht auseinanderliegen: In der Onkologie beträgt der
 Unterschied zwischen der Preisvorstellung des Unternehmens vor Beginn
 der Verhandlung und dem tatsächlich ausgehandelten Preis 14 Prozent
 (eigene Berechnungen). Das ist wenig Mond im Mondpreis.
 
 7. Die Jahrestherapiekosten, die der Gemeinsame Bundesausschuss
 (GBA) bei der Nutzenbewertung neuer Therapien ausweist
 ("AMNOG-Verfahren"), überschätzt die wirklichen Kosten oft
 dramatisch. Das zeigt ein Vergleich mit realen Marktdaten, die die
 Krankenkasse Barmer für das Jahr 2016 veröffentlicht hat. So geht der
 G-BA im Falle des Wirkstoffes Pomalidomid von Jahrestherapiekosten
 von 127.814 Euro aus, laut Barmer fallen aber durchschnittlich 44.419
 Euro an - eine Differenz von 188 Prozent. Oder der
 Checkpoint-Inhibitor Pembrolizumab: hier ist die Differenz sogar 244
 Prozent. Ähnliche Unterschiede lassen sich auch für viele andere
 Präparate aufzeigen. Dafür gibt es Gründe: Die Zahlen des G-BA
 unterstellen, dass die Therapien das ganze Jahr durchgegeben werden.
 Um den in den Studien gezeigten therapeutischen Effekt zu erzielen,
 müssen die Therapien in der Realität zumindest im Durchschnitt jedoch
 nicht 12 Monate ununterbrochen eingenommen werden. Deshalb fallen in
 der Realität die echten Jahrestherapiekosten meist deutlich geringer
 aus.
 
 
 
 Pressekontakt:
 Redaktion Pharma Fakten
 www.pharma-fakten.de
 E-Mail: redaktion@pharma-fakten.de
 http://twitter.com/pharmafakten
 Tel.: +49 89 1250 153 66
 
 Original-Content von: PHARMA FAKTEN, übermittelt durch news aktuell
 
 Kontaktinformationen:
 
 Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
 Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
 
 Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
 Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
 
 Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
 Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
 
 http://www.bankkaufmann.com/topics.html
 
 Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
 
 @-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
 Schulstr. 18
 D-91245 Simmelsdorf
 
 E-Mail: media(at)at-symbol.de
 
 616759
 
 weitere Artikel:
 
 | 
Über 60.000 Menschen unterschreiben Petition gegen Warenhaus Breuninger - Tierrechtler rufen zum Boykott auf Berlin/Stuttgart (ots) - Vor 14 Tagen hat das Deutsche  
Tierschutzbüro eine bundesweite Anti-Pelz-Kampagne gegen Breuninger  
gestartet. "Breuninger ist eines der letzten deutschen Warenhäuser,  
die überhaupt noch Echtpelz im Sortiment führen", kritisiert Jan  
Peifer, Vorstandsvorsitzender Deutsches Tierschutzbüro. Wie  
Recherchen der Tierrechtler ergeben, stammen die meisten verwendeten  
Pelze im Breuninger-Sortiment aus dem Ausland, wo es kaum oder  
überhaupt keine Tierschutzgesetze gibt, wie z.B. China. "In engen  
Käfigen auf Gitterböden mehr...
 
Ab 25. Januar im Kino: NUR GOTT KANN MICH RICHTEN / Trailer und Plakat online (FOTO) München (ots) - 
 
   Nach seinem gefeierten Kinodebüt CHIKO inszeniert Regisseur und  
Drehbuchautor Özgür Yildirim erneut einen Gangsterfilm, der die  
finstersten Ecken der deutschen Unterwelt ausstellt. NUR GOTT KANN  
MICH RICHTEN bewegt sich in den Hinterhöfen, den Boxclubs und den  
zwielichtigen Bars des kriminellen Frankfurter Milieus. Hier planen  
drei Gangster - verkörpert von Moritz Bleibtreu, Kida Khodr Ramadan  
und Edin Hasanovic - einen letzten Überfall, bis ihnen eine  
verzweifelte Polizistin (Birgit Minichmayr) in die Quere mehr...
 
GRIP - Das Motormagazin: "Ein Bulli zum GRIP-Jubiläum - der Umbau läuft auf Hochtouren" (FOTO) München (ots) - 
 
   Sendetermin: Sonntag, 03. Dezember 2017, um 18:00 Uhr bei RTL II 
 
   GRIP feiert Geburtstag! Zum großen Jubiläum wird ein VW T2  
restauriert und komplett umgestylt. Außerdem: "Dets Top  
Elektroautos", "GRIP bei einer Auktion in Chemnitz" und "Der neue  
Porsche Panamera Turbo S E-Hybrid". 
 
   "GRIP - Das Motormagazin" wird 10! So ein runder Geburtstag  
verdient natürlich ein besonderes Auto: Und was könnte zu so viel  
TV-Kult besser passen als ein kultiges Fahrzeug? Letzte Woche haben  
GRIP-Testfahrer Helge Thomsen mehr...
 
"Zurück in ein selbständiges Leben" (FOTO) Berlin (ots) - 
 
   Jedes Jahr führen viele Arbeitsunfälle dazu, dass Menschen mit  
bleibenden Behinderungen leben müssen. Umso wichtiger ist es, die  
Betroffenen wieder in das soziale und berufliche Leben einzugliedern, 
um Inklusion zu ermöglichen. Das berichtet die Berufsgenossenschaft  
der Bauwirtschaft (BG BAU) zum Internationalen Tag der Menschen mit  
Behinderungen, der am 3. Dezember 2017 stattfindet. Allein im Jahr  
2016 hat die BG BAU über 47.000 Rehabilitationsmaßnahmen  
abgeschlossen und fast 38 Millionen Euro für Leistungen zur mehr...
 
Handy mit Vertrag zu Weihnachten: Diese 5 Kostenfallen sollte man kennen Hamburg (ots) - Zu Weihnachten soll es ein neues Handy mit Vertrag 
sein - also am besten direkt eines der vielen  
Handyvertrags-Schnäppchen im Internet abschließen? Vorsicht: Viele  
Angebote sind mit Kostenfallen gespickt. Verbraucher sollten  
aufpassen, damit sie nicht zwei Jahre lang deutlich mehr zahlen als  
angenommen. Das Mobilfunk-Portal Smartklar.de hat fünf häufige  
Kostenfallen gesammelt - und gibt Tipps, was man dagegen tun kann.  
"Wer nicht genau hinschaut, der zahlt nach kurzer Zeit schnell jeden  
Monat doppelt so viel wie gedacht", mehr...
 
 | 
 | 
 | Mehr zu dem Thema Sonstiges Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
 
 Sat1.de mit neuem Online-Spiele-Portal Sat1Spiele.de / SevenOne Intermedia baut Bereich Games weiter aus
 durchschnittliche Punktzahl: 0
 Stimmen: 0
 
 
 
 |