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Heilbronner Stimme: Reinhold Messner: Pässe in den Dolomiten für Autos tagsüber sperren - "Wenn Sie in den Wänden klettern, ist es so laut, dass Sie keine Seilkommandos mehr geben können."

Geschrieben am 29-06-2017

Heilbronn (ots) - Reinhold Messner (72), Europas bekanntester
Extrembergsteiger, sieht die Entwicklungen in der Bergsteigerszene
kritisch. Messner fordert im Interview mit der "Heilbronner Stimme"
(Donnerstagausgabe) eine Sperrung von Pässen in den Dolomiten.
Messner sagte: "Ich habe mich 20 Jahre lang dafür eingesetzt, dass
die Dolomiten Weltkulturerbe werden. Unser Problem war zum Beispiel,
dass man den Verkehr hat zu stark wachsen lassen. Wenn Sie im Sommer
über die Dolomitenpässe fahren, kommen Sie nicht voran, es ist laut,
von den Abgasen ganz zu schweigen. Wenn Sie in den Wänden klettern,
ist es so laut, dass Sie keine Seilkommandos mehr geben können. Ich
habe jetzt vorgeschlagen, die Dolomiten zu einem stillen,
entschleunigten Raum zu machen und die Pässe von 9 bis 16 Uhr zu
sperren. Die Werte, die verloren gegangen sind, könnten wir auf
diesem Weg wiederherstellen. Die Leute kommen doch zu uns, weil sie
sich erholen wollen und Abstand suchen zum lauten, stinkenden
Verkehr. Im Sommer gibt es jetzt erste Versuche, die Idee von
Entschleunigung und Ruhe umzusetzen. Den Bikern gehört diese Welt."

Messner, der alle 14 Achttausender bestiegen hat, erklärte zum
zunehmenden Tourismus im Himalaya und anderen Bergregionen: "Mit
Alpinismus hat das heute nichts mehr zu tun. Klettern, und das gilt
auch für die Alpen, ist zum reinen Sport geworden. Die Männer und
Frauen besteigen den Berg auf vorbereiteten Pisten - dies sind
größere Hilfe als Sauerstoffflaschen. Sie kommen schneller voran, das
Risiko nimmt ab. Ich bin sehr froh, dass ich den Mount Everest
besteigen durfte, als dies noch ein individuelles, archaisches
Erlebnis war. Heute kennen sich die Teilnehmer der Seilschaften ja
gar nicht mehr, die kommen von allen Kontinenten. Ich beschreibe dies
alles nur, ich kritisiere es nicht." Er ergänzte. "Die Alpen stehen
im Zeichen des Tourismus. Massen sind auf den Klettersteigen
unterwegs. Jedes Dorf legt Wert darauf, einen schwierigeren
Klettersteig zu bekommen als das Nachbardorf. Aber das traditionelle,
selbstverantwortete Bergsteigen an normalen Gipfeln nimmt ab. Das
macht mich allerdings nicht traurig. Ich bin sicher, dass normale
Bergsteigen überlebt: Es hat das größte Erlebnispotenzial und wird
wiederkommen. Wenn Sie mit der Seilbahn auf einen Berg hinauffahren
nehmen Sie ihn ganz anders wahr als wenn Sie zu Fuß hinaufgehen."

Zu den jüngsten tödlichen Unglücksfällen sagte Messner: "Wer auf
die ganz hohen Berge klettert, muss damit rechnen, dort zu sterben.
Wer absolute Sicherheit will, darf nicht in den Berg. Man muss sich
klarmachen, dass seit Beginn des Alpinismus vor rund 250 Jahren etwa
die Hälfte der absoluten Bergsteigerelite beim Klettern umgekommen
ist. Man braucht auch Glück, um zu überleben, weil es Faktoren gibt,
die der Mensch nicht völlig in der Hand hat. Das Wetter kann schnell
wechseln, Lawinen können abgehen. Man muss meiner Meinung nach Bergen
ihre Natürlichkeit lassen, zu der auch die Gefahr gehört, um die
Menschen zum Respekt vor den Bergen zu erziehen."



Pressekontakt:
Heilbronner Stimme
Chefredaktion
Telefon: +49 (07131) 615-794
politik@stimme.de

Original-Content von: Heilbronner Stimme, übermittelt durch news aktuell


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