(Registrieren)

Börsen-Zeitung: Goldstandard vor Gericht, Kommentar zu Ceta von Andreas Heitker

Geschrieben am 13-10-2016

Frankfurt (ots) - Kanada ist weder für die deutsche noch für die
europäische Wirtschaft von entscheidender Bedeutung. Auf der Liste
der größten Handelspartner der EU liegt das Land gerade einmal auf
Platz 11. Und sollte Ceta in Kraft treten, so rechnen auch die
Befürworter dieses Freihandelsabkommens allenfalls mit positiven
wirtschaftlichen Effekten, die im Jahr bei etwa 60 bis 70 Euro je
EU-Bürger liegen. Das ist überschaubar. Für die europäischen
Exportbranchen hätte ein Abbau der Handelsschranken zu den USA eine
völlig andere Gewichtung.

Aus politischer Sicht ist der strategische Stellenwert von Ceta
aber kaum zu unterschätzen. Von Anfang an war es das Ziel der
Verhandlungen, die EU-Handelspolitik auf eine qualitativ höhere Stufe
zu hieven. Ceta sollte eine Blaupause für andere, künftige Abkommen
sein - auch, aber nicht nur mit Blick auf TTIP. Nicht weniger als
eine Art "Goldstandard" sollte es werden. Und es wurde mit Hilfe der
aktuellen kanadischen Regierung, die sich auf viele Zugeständnisse
eingelassen hat, auch viel aus europäischer Sicht erreicht. Ein
Scheitern auf der Ziellinie wäre daher jetzt umso tragischer - nicht
die wirtschaftlichen, sondern die politischen Folgen wären gewaltig.
Wer sollte dann in Zukunft überhaupt noch ein Abkommen mit der EU
verhandeln wollen, wenn noch nicht einmal mehr ein partnerschaftlich
mit einem demokratischen und hoch zivilisierten Land ausgehandelter
Vertrag wie Ceta durchsetzbar wäre?

Auch von daher war der Spruch des Bundesverfassungsgerichts
bedeutend. Das höchste deutsche Gericht hat sich nicht von der Anzahl
der Unterschriften gegen Ceta beeinflussen lassen und dem weiteren
Ratifizierungsprozess keine neuen Steine in den Weg gelegt. Die
Richter haben nur drei Grundbedingungen noch einmal deutlich benannt,
die ohnehin hätten klar sein müssen: eine transparente Trennung
zwischen nationalen und europäischen Teilen des Vertrags, hinreichend
demokratisch legitimierte Gremien und die grundsätzliche Möglichkeit,
aus dem Vertrag auch wieder auszusteigen. Dies sind keine wirklichen
Hinderungsgründe.

Die Einführung von Ceta ist damit aber noch längst nicht
entschieden, müssen dem Abkommen doch noch rund 40 nationale und
regionale Parlamente zustimmen. Hier wird das Ringen um die
EU-Handelspolitik weitergehen - was aber gut ist, gibt es so doch die
Gelegenheit, ein umstrittenes Abkommen noch einmal klar zu
legitimieren. Würde dies gelingen, wäre das auch viel mehr wert als
die 60 bis 70 Euro zusätzlich im Jahr.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de

Original-Content von: B?rsen-Zeitung, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

600783

weitere Artikel:
  • "Runder Tisch" als letzte Rettungsmöglichkeit gescheitert / Gespräche zum Erhalt der Arbeitsplätze bei Kaiser's Tengelmann ohne Erfolg beendet Mülheim an der Ruhr (ots) - Die Gespräche am von ver.di initiierten "Runden Tisch" zwischen EDEKA, Markant, Norma, Rewe und Tengelmann sind leider erfolglos verlaufen. Obgleich sich die Parteien am 6. Oktober 2016 auf das Ziel verständigt hatten, die Ministererlaubnis durch Rücknahme der anhängenden Beschwerden umsetzbar zu machen und bis zum 17. Oktober 2016 eine einvernehmliche Einigung zu erzielen, zeigte sich im Verlauf der Verhandlungen, dass es auf Basis einer von Rewe favorisierten Lösung keine rechtliche Sicherheit geben mehr...

  • Caparros: "Es gibt keinen ernsthaften Vorschlag für einen Kompromiss" / REWE erneuert und erweitert Angebot zur Sicherung von KaisersTengelmann Köln (ots) - REWE Group Vorstandsvorsitzender, Alain Caparros, erklärt zu den Gesprächen über die Zukunft von Kaiser's Tengelmann: "Die Gespräche über die Zukunft von Kaiser's Tengelmann sind gescheitert. Karl-Erivan Haub und Markus Mosa haben sich auf Kosten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Kaiser's Tengelmann verspekuliert und die große Chance vertan, die Arbeitsplätze bei Kaiser's Tengelmann zu sichern. Es gab und gibt bis jetzt kein ernsthaftes, überprüfbares und rechtlich umsetzbares Angebot an REWE für eine konstruktive mehr...

  • Haushaltsartikel halten Einzug bei SammyDress Geschäftsführungsmitglieder von SammyDress kündigen vollkommen neues Einkaufserlebnis bei Haushaltsartikeln an. Shenzhen, China (ots/PRNewswire) - SammyDress ist innerhalb der wenigen kurzen Jahre seiner Unternehmensexistenz an die Spitze der E-Commerce-Modewelt aufgestiegen. Aufgrund ihrer aggressiven Verkaufstaktiken hat die Website über die Jahre hinweg sowohl von Kunden als auch Kritikern Lob geerntet. Das Unternehmen kombiniert qualitativ hochwertige Produkte mit erschwinglichen Preisen. Dank dieses Modells sind Benutzer mehr...

  • AIRBORNE WIRELESS NETWORK schließt Privatplatzierung in Höhe von 250.000 $ ab Simi Valley, Kalifornien (ots/PRNewswire) - AIRBORNE WIRELESS NETWORK (OTC QB: ABWN) freut sich den Abschluss einer Privatplatzierung in Höhe von 250.000 $ am 12. Oktober 2016 bekanntzugeben. Im Zuge der Transaktion hat das Unternehmen 312.500 seiner Stammaktien zum Kaufpreis von 0,80 $ pro Aktie für einen Gesamterlös von 250.000 $ platziert. Des Weiteren hat das Unternehmen im Zuge der Transaktion den Käufern der Wertpapiere ein Bezugsrecht für weitere 312.500 Stammaktien des Unternehmens zu einem Preis von 1,25 $ pro Aktie mehr...

  • Arbeiten und Führen 4.0 - 2.Arbeitgeberforum zur Zukunft der Arbeit am 2.November 2016 im Deloitte Greenhouse in Berlin Berlin (ots) - Unter der Schirmherrschaft der BDA I Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände und in Zusammenarbeit mit dem ifaa I Institut für angewandte Arbeitswissenschaft veranstaltet die Gesellschaft für Marketing und Service der Deutschen Arbeitgeber am 2.November 2016 das 2.Arbeitgeberforum zur Zukunft der Arbeit im Deloitte Greenhouse in Berlin. Unter der Überschrift "Altersgerechte Arbeit: Verantwortungsbewußtes Gestalten und Führen" diskutieren Experten aus der Wissenschaft mit Unternehmensvertretern die mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht