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Börsen-Zeitung: Berliner Duckmäuser, Kommentar zur Rentenpolitik von Stephan Lorz

Geschrieben am 15-08-2016

Frankfurt (ots) - Was nicht sein darf, kann auch nicht sein. Nach
diesem Motto verfährt die Politik gerne - insbesondere in der
Rentenpolitik. Nur einmal hatte Berlin den Mut und die Kraft
aufgebracht, den Menschen die Wahrheit über den Zustand der
Alterssicherungssysteme zu offenbaren und Anpassungen am Umlagesystem
vorzunehmen: Die Beiträge wurden gedeckelt, das Rentenniveau nach
unten geschleust und das Renteneintrittsalter auf bis zu 67 Jahre
erhöht. Die damals handelnden Personen wurden vom Wähler aber
abgestraft. Seither traut sich kein Politiker mehr, die älteren
Mitbürger zu verdrießen. Unter dem Lobgesang von Sozialverbänden und
Gewerkschaften wurden sogar viele Reformen wieder zurückgedreht.

Dass die Alterssicherungssysteme diese Belastung bislang so gut
verkraftet haben, ist nur der überraschend gut laufenden Konjunktur
zu verdanken und der Tatsache, dass wir uns in einer demografischen
Zwischenphase befinden. Die Babyboomer sind allesamt noch in Lohn und
Brot. Das gaukelt eine heile Rentenwelt vor. Aber schon bald schlägt
die Demografie zurück. Und es ist das Verdienst der Bundesbank, die
ökonomischen Rahmenbedingungen ungeschönt zu benennen. Im jüngsten
Monatsbericht fordert sie entsprechend zum Ausgleich einen Anstieg
des Renteneintrittsalters bis 2060 auf bis zu 69 Jahre. Schließlich
könne es doch nicht sein, dass die Menschen immer länger leben, damit
auch immer länger Rente beziehen, die Zeit ihres Erwerbslebens aber
zementiert und jede Debatte darüber tabuisiert wird. Ein höheres
Renteneintrittsalter ist also gar keine Benachteiligung künftiger
Rentner, wie stets beklagt wird. Das Verhältnis von Beitragszeiten
und Rentenbezugszeiten bleibt schlicht konstant.

Dass sich Politik und viele gesellschaftliche Gruppen nicht um
Logik und Fakten scheren, musste die Bundesbank bereits einmal 2008
und 2009 erfahren. Damals hatte sie ebenfalls eine schrittweise
Erhöhung des Rentenzugangsalters gefordert - und wütenden Protest
geerntet. Noch vor wenigen Monaten löste das Institut der deutschen
Wirtschaft mit einer ähnlichen Forderung einen regelrechten Shitstorm
aus. Auch die Bundesregierung eiert bei diesem Thema herum und
verschließt die Augen vor der Realität. Alle ihre Vorausberechnungen
enden konsequenterweise 2030, in jenem Jahr, auf das sich die letzte
große Rentenreform bezieht. Das hat seinen Grund: Danach steht der
nächste Rentenschock bevor. Hätte man bloß frühzeitig Vorbereitungen
getroffen, wird man einst der Politik vorwerfen.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


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