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Börsen-Zeitung: Positive Überraschung? - Marktkommentar von Christopher Kalbhenn

Geschrieben am 29-07-2016

Frankfurt (ots) - Es gehört schon lange zum gewohnten Bild. Wenn
Unternehmen in der Quartalsberichtssaison ihre Zahlen vorlegen, ist
in beeindruckender Häufigkeit und Regelmäßigkeit in den Schlagzeilen
zu lesen, dass die Erwartungen der Analysten und des Marktes
übertroffen worden sind. Fleißige Datensammler berechnen das
Verhältnis der positiven und negativen Ergebnisüberraschungen und
kommen zu überaus erfreulichen Werten. Daraus schließen dann Medien
und Teile des Marktes, dass die Berichtssaison gute laufe. Besonders
bemerkenswert ist, dass dieser Mechanismus so zuverlässig ist: Er
funktioniert seit einigen Jahren sowohl in guten als auch in
schlechten Zeiten.

Auch das zweite Quartal macht hier keine Ausnahme. 81% der
S&P-Unternehmen, schrieb die BayernLB vor dem Wochenende, haben
positiv überrascht, was über dem langfristigen Durchschnittswert
liege. Die aggregierte positive Gewinnüberraschung liege bislang bei
4,5%. Von den Unternehmen des Stoxx Europe 600 haben dem Institut
zufolge bislang 58% positiv überrascht, die aggregierte positive
Gewinnüberraschung gemessen an den Konsensprognosen habe bei 5%
gelegen.

Anleger sind gut beraten, Meldungen über eine angeblich rund
laufende Berichtssaison mit Vorsicht zu genießen. Denn im Vergleich
zu dem, was der hohe Anteil der positiven Überraschungen auf den
ersten Blick suggeriert, kann die Wirklichkeit ernüchternd sein, und
derzeit ist sie es. Tatsächlich sinken die Gewinne der
börsennotierten Unternehmen in Europa. Die vermeintlich positiven
Überraschungen der Quartalsberichterstattung kommen dadurch zustande,
dass die Erwartungen der Analysten von Investor-Relations-Abteilungen
frühzeitig und hinreichend nach unten gepflegt werden, so dass
mitunter schon ein ziemlich heftiges Desaster geschehen müsste, damit
die Konsenserwartung der Marktteilnehmer nicht wenigstens in etwa
erfüllt wird.

Rückgang um 1 Prozent

Ein Blick auf den Dax: Während auch in der laufenden
Berichtssaison die positiven Überraschungen überwiegen, befinden sich
die Konsensprognosen der Analysten nach einem vorübergehenden
Ausreißer nach oben im Frühjahr, wieder im Sinkflug. Die
Konsenserwartung für den aggregierten Gewinn je Aktie der
Dax-Unternehmen dieses Jahres lag Ende 2015 bei 831 Indexpunkten.
Davon sind derzeit noch 783 Punkte übrig; ein Rückgang der
Erwartungen um nahezu 6%. Die Folge: Gingen die Analysten vor rund
sieben Monaten noch davon aus, dass die Gewinne in diesem Jahr um
fast 5% zulegen würden, rechnen sie mittlerweile mit einem Rückgang
um 1%. Auch die Konsensprognose für das kommende Jahr ist deutlich
gesunken, und zwar von 914 auf 869 Indexpunkten.

Das führt zum nächsten Problem: Damit gehen die Analysten immer
noch davon aus, dass die Gewinne der Dax-Unternehmen im kommenden
Jahr recht deutlich zulegen werden, und zwar um 11%. Das scheint ein
wenig ambitioniert in einem Umfeld, in dem das Wachstum der
Weltwirtschaft bescheiden ist und sich die Wachstumsprognosen in
einem stetigen Sinkflug befinden, beinahe mit der gleichen
Zuverlässigkeit, mit der die Überraschungsbilanzen der
Quartalsberichtsphasen positiv ausfallen.

Risiken durch Ölpreise

Die BayernLB verweist darauf, dass aufgrund der vor der
Berichtssaison nach unten revidierten Prognosen der Trend der
Gewinnrevisionen relevanter ist als die Gewinnüberraschungen.
Insgesamt sei der Gewinnrevisionstrend 2016 und 2017 bei den
europäischen Indizes weiterhin abwärts gerichtet. "Wir erwarten, dass
sich dieser Trend auch im Zuge der konjunkturellen Bremswirkungen des
Brexit noch fortsetzt." Stabilisierend wirke allerdings, dass sich
der Abwärtstrend der Gewinnrevisionen bei den Rohstoff- und Ölwerten
nach oben gedreht habe.

Vor diesem Hintergrund ergeben sich nun durch den wieder sinkenden
Ölpreis, der am Freitag den niedrigsten Stand seit etwas mehr als
drei Monaten erreichte, neben dem Brexit-Votum weitere Risiken. Die
Verunsicherung und der Druck auf die Aktienmärkte, die der starke
Ölpreis bis Anfang des Jahres auslöste, sind noch in guter
Erinnerung.

Eingegrenzt werden die Risiken von der Gewinnseite aber weiterhin
von den Zentralbanken, die die Aktienmärkte stützen. Allerdings haben
die neuen Lockerungsmaßnahmen der japanischen Währungshüter am
Freitag die Erwartungen des Marktes nicht ganz erfüllt. Als Folge zog
der Yen stark an. Für die japanischen Unternehmensgewinne bedeutet
das nicht Gutes.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


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