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Monoskifahrerin Anna-Lena-Forster im Interview: "Die Doppelbelastung von Sport und Studium lässt sich nur mit Kompromissen lösen"

Geschrieben am 30-06-2016

Frankfurt am Main (ots) - Die Weltcupgesamtsiegerin und
Psychologie-Studentin steht zur Wahl zum "Sport-Stipendiat des
Jahres" / Deutsche Bank und Sporthilfe vergeben Auszeichnung für
Spitzenleistungen in Sport und Studium / Top 5 in öffentlicher
Online-Abstimmung unter sportstipendiat.de

Anna-Lena Forster gewann in der zurückliegenden Saison den
Gesamtweltcup, und auch im Slalom, im Super-G und in der Abfahrt
konnte die für den BRSV Radolfzell startende Paralympics-Athletin den
Disziplinen-Gesamtweltcup für sich entscheiden. Die 21-Jährige
studiert im vierten Semester Psychologie an der
Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg. Trotz langer Abwesenheit
während der Wettkampfsaison im Winter konnte sie die
Orientierungsprüfungen in den ersten beiden Semestern abschließen und
somit die Doppelbelastung von Spitzensport und Studium erfolgreich
meistern.

Du hast in der zurückliegenden Saison vier Gesamtweltcup-Kugeln
mit nach Hause genommen. War das Deine bisher erfolgreichste Saison?

Es war eine sehr gute Saison, von den Erfolgen her auch für mich
überraschend. Aber die Medaillen bei den Paralympics 2014 in Sotschi
schätze ich noch höher ein, paralympisches Edelmetall zählt auf jeden
Fall mehr. Fairer Weise muss man auch sagen, dass ein Teil meiner
stärksten Konkurrentinnen nicht alle Rennen mitgefahren sind. Aber
ich habe mich definitiv in dieser Saison weiterentwickelt, bin noch
mehr in der Weltspitze angekommen. Konkurrentinnen aus den USA und
Japan, die bei der WM 2015 noch vor mir lagen, habe ich dieses Mal
hinter mir gelassen. Zum ersten Mal seit 2014 bin ich auch wieder
Abfahrt gefahren, da wollte ich mich eigentlich erst nur wieder ran
tasten, jetzt hab ich gleich den Gesamtweltcup gewonnen.

Worauf führst Du diese Leistungssteigerung zurück?

Ich bin physisch besser geworden, auch technisch gereift. Und
natürlich bekomme ich mit der Zeit und jedem weiteren Training mehr
Erfahrung. In den letzten Jahren und auch letzten zwölf Monaten habe
ich aber auch an meinem Monoskigerät immer wieder Veränderungen und
Optimierungen vorgenommen. Auf die muss ich mich immer neu einstellen
und gewöhnen. Das verlangt sowohl eine körperliche Anpassung als auch
eine psychische Anstrengung. Jetzt hat es sich ausgezahlt.

Welche Rolle spielt der Monoski? Bist Du Dein eigener Mechaniker
und tüftelst daran ähnlich intensiv wie beispielsweise ein
Rennrodler?

Parallelen gibt es da sicherlich, beides ist wahrscheinlich
ähnlich komplex. Für mich besteht das Problem, dass die Monoski
eigentlich für Querschnittsgelähmte konzipiert sind. Meine
Behinderung sieht dagegen etwas anders aus. Mir fehlt seit der Geburt
das rechte Bein, auf der linken Seite ist mein Oberschenkel kaum
ausgebildet, auch die Hüfte ist nicht ganz vollständig. Deshalb muss
ich schauen, dass ich den Monoski bestmöglich auf mich anpasse. Der
vielfache Paralympicssieger Martin Braxenthaler hat mir da in der
Vergangenheit viel geholfen. Momentan teste ich ein neues
Monoskigerät aus, da die Verbesserungsmöglichkeiten mit meinem alten
ausgeschöpft sind. Das nimmt sehr viel zusätzliche Zeit und Kosten in
Anspruch.

Parallel zum Sport studierst Du seit zwei Jahren Psychologie in
Freiburg. Wie empfindest Du die Doppelbelastung?

Für mich ist es sehr anstrengend und nur durch viele Kompromisse
möglich. Im Winter bin ich rund 90 Tage, also ungefähr die Hälfte des
Semesters in den Bergen unterwegs. Da kann ich mich keiner Lerngruppe
anschließen und muss somit alle Inhalte selbst erarbeiten - auch wenn
meine Kommilitonen sehr hilfsbereit sind. Es bedeutet aber vor allem
auch, dass ich die Anwesenheitspflichten nicht einhalten kann. Zum
Glück kommt mir die Uni da sehr entgegen, so dass ich die Fehlzeiten
entweder durch Zusatzaufgaben kompensieren kann oder das Seminar über
zwei Wintersemester belege. Letzteres passt mir nicht so gut, weil
sich dadurch natürlich mein Studium verlängert, auf rund zehn bis
zwölf Semester. Aber ich muss froh sein, dass mir hier überhaupt
entgegen gekommen wird. Ganz ehrlich, wenn ich einen Wunsch frei
hätte, dann würde ich mich gerne vier Jahre mal nur auf den Sport
konzentrieren. Sport ist meine Leidenschaft, das würde ich gerne eine
Zeit lang unbeschwert ausleben, mit mehr Zeit und Freiheiten. Auch zu
einer Sportstelle bei der Bundeswehr oder der Polizei würde ich nicht
nein sagen, aber da sind die Plätze für Behindertensportler leider zu
eingeschränkt. Gleichzeitig bin ich aber froh, dass ich mit diesen
Kompromissen Sport und Studium meistern kann, damit ich nach meiner
sportlichen Karriere den Beruf ausleben kann, der mich wirklich
interessiert.

Weißt Du schon, in welchem Bereich Du später einmal tätig sein
willst?

Die Sportpsychologie interessiert mich sehr, aber da sind nach
meinen Informationen die Stellen recht beschränkt. Von daher
liebäugele ich auch mit dem Feld Arbeitspsychologie oder
Personalmanagement. Wohin es genau gehen soll, werde ich hoffentlich
bei meinen kommenden Praktika herausfinden. Im August mache ich einen
Teil meines Pflichtpraktikums, allerdings auch dort bereits wieder
mit einem Kompromiss: Anstelle von vier aufeinanderfolgenden Wochen
absolviere ich nur drei, weil es Ende August schon wieder auf den
Gletscher geht. Zum Glück kann ich das Praktikum splitten und die
vierte Woche im September nachholen. Und dann beginnt schon wieder
die heiße Vorbereitungszeit auf die Skisaison.

Welche Ziele hast Du dafür, auch für die Paralympics 2018 in
Pyeongchang?

Bis dahin habe ich hoffentlich die optimalen Anpassungen für mein
neues Monoskigerät gefunden. Und dann will ich mindestens die Erfolge
von 2014 wiederholen, noch lieber natürlich toppen!

Bewerbungs-Video von Anna-Lena Forster zur Wahl zum
Sport-Stipendiat des Jahres: https://youtu.be/OybxAkZTyO4

Steckbrief
Anna-Lena Forster (* 15. Juni 1995 in Radolfzell)

Sportart: Ski alpin, paralympisch
Wohnort: Freiburg im Breisgau/Radolfzell
Verein: BRSV Radolfzell
Größte Erfolge: Paralympics-Zweite im Slalom und in der
Superkombination 2014 / Paralympics-Dritte im Riesenslalom 2014 /
WM-Zweite im Slalom 2013 / WM-Dritte im Slalom 2015 /
Gesamtweltcupsiegerin 2016 / Disziplinen-Gesamtweltcupsiegerin
Slalom, Super-G und Abfahrt 2016
Studium: Psychologie
Universität: Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Die Deutsche Bank unterstützt im Rahmen der Sporthilfe-Förderung
studierende Spitzenathleten mit 400 Euro im Monat. Aktuell
profitieren rund 400 Sporthilfe-geförderte Athleten vom Programm, das
mit dem dritten Semester einsetzt und mit einem Zeitbonus über die
Regelstudienzeit hinaus gewährt wird. Die besonderen Leistungen der
studierenden Athleten sollen mit der Wahl zum Sport-Stipendiat des
Jahres zusätzlich herausgestellt und gewürdigt werden. Der
Preisträger erhält für 1,5 Jahre von der Deutschen Bank den doppelten
Stipendiumsbetrag von 800 Euro pro Monat. Die weiteren vier
Finalisten erhalten für den gleichen Zeitraum eine Zusatzförderung in
Höhe von 200 Euro pro Monat.

Diese Sporthilfe-Athleten stehen zur Wahl: Carina Bär
(Rudern/Humanmedizin), Anna-Lena Forster (Ski alpin,
paralympisch/Psychologie), Maximilian Hartung (Fechten/Soziologie,
Politik und Wirtschaft), Lisa Mayer (Leichtathletik/Germanistik und
Geographie), Maximilian Reinelt (Rudern/Humanmedizin). Bis zum 24.
Juli kann jeder unter www.sportstipendiat.de den Nachfolger von
Sophia Saller, Triathletin und Mathematik-Studentin in Oxford,
wählen. Unter allen Teilnehmern des Online-Votings wird eine Deutsche
Bank SparCard mit einem Guthaben von 500 Euro verlost. Die feierliche
Preisverleihung findet am 22. September 2016 in der Zentrale der
Deutschen Bank in Frankfurt am Main statt.

HINWEIS AN DIE REDAKTIONEN:

Abdruck honorarfrei.
Quelle: Deutsche Sporthilfe

Wir bieten einen sendefertig geschnittenen und vertonten
Video-Beitrag an, die die fünf Finalisten sowohl als Sportler als
auch als Student vorstellen. Wir zeigen spektakuläre Einblicke in die
Trainingsarbeit und haben beim Studium über die Schulter geschaut.
Der Beitrag ist kostenlos und rechtefrei.

Zum Download:
https://www.dropbox.com/s/v1r93o2oxwa41u3/SpoSti16-Wahl.mp4

Zum Embedden aus dem Sporthilfe YouTube-Kanal:
https://youtu.be/Z4HFP2mTJ30

Auf Wunsch stellen wir auch gerne kostenlos Rohmaterial zu den
fünf Athleten zur Verfügung. Bei Bedarf wenden Sie sich bitte an:
timon.saatmann@me.com

Rechtefreies Fotomaterial bei der Deutschen Sporthilfe.

"Nationale Förderer" der Deutschen Sporthilfe sind Deutsche
Lufthansa, Mercedes-Benz, Deutsche Bank, Deutsche Telekom und
Deutsche Post. Sie unterstützen die Deutsche Sporthilfe, die von ihr
betreuten Sportlerinnen und Sportler und die gesellschaftspolitischen
Ziele der Stiftung in herausragender Weise.



Kontakt:
Stiftung Deutsche Sporthilfe
Heike Schönharting
Otto Fleck-Schneise 8
60528 Frankfurt am Main
Tel: 069-67803 - 511
Fax: 069-67803 - 599
E-Mail: heike.schoenharting@sporthilfe.de
Internet: www.sporthilfe.de und www.sportstipendiat.de


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