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Blitzschnell und blitzgescheit / Thomas Schmidberger spielt Tischtennis im Rollstuhl / Er hat sich mit Fleiß und Talent nach oben gearbeitet: Bei den Paralympics ist er an Nummer zwei gesetzt (FOTO)

Geschrieben am 10-05-2016

Frechen (ots) -

Seit drei Stunden sitzt er im Auto, weitere drei hat er noch vor
sich, bis er in Viechtach ist. Thomas Schmidberger ist auf dem Weg
nach Hause. Und hat Zeit für ein Gespräch. Er ist die Nummer zwei der
Weltrangliste im Tischtennis der Wettkampfklasse 3, nur ganz knapp
hinter dem Chinesen Panfeng Feng. Die Nummer drei folgt erst mit mehr
als 100 Punkten Abstand. Sein nächstes Ziel: eine Medaille bei den
Paralympischen Spielen vom 7. bis 18. September in Rio de Janeiro.

Thomas, genannt Tom, kommt von einem zehntägigen Training bei
seiner Bundesliga-Mannschaft Borussia Düsseldorf. Er ist 24 Jahre
jung und Profi, die Nummer eins im Team. In seinem Studium der
Sportökonomie an der Universität Bayreuth hat er gerade ein
Urlaubssemester eingelegt: "Ich will mich ganz auf die Paralympics
konzentrieren."

2012 in London hat er schon eine Bronzemedaille (Einzel) und
Silber (Team) gewonnen. Aber der erfolgreiche Profi hat auch all den
jungen Spielerinnen und Spielern die Daumen gedrückt, die beim
Frühjahrsfinale im Rahmen des Bundeswettbewerbs JUGEND TRAINIERT FÜR
PARALYMPICS (JTFP) ihr Können unter Beweis gestellt haben. Über 3200
Teilnehmerinnen, Teilnehmer, Betreuerinnen und Betreuer sind mit den
Zügen der Deutschen Bahn angereist um in den Sportarten Basketball,
Rollstuhlbasketball, Badminton, Tischtennis, Goalball, Handball,
Volleyball und Gerätturnen um den Bundessieg bei JUGEND TRAINIERT FÜR
OLYMPIA und PARALYMPICS zu wetteifern. "Ohne Jugendarbeit, Schulsport
und ohne Sportförderung stünden wir im internationalen Vergleich
sicher nicht so gut da", sagt er. Das Engagement des Hauptsponsors
von JTFP, der Deutschen Bahn (DB), ist für die Förderung der jungen
Athleten besonders wertvoll. Das sieht auch Tom so: "Es ist schön,
wenn es für so tolle Projekte wie JTFP authentische Förderer gibt,
die sich auch über das Event hinaus engagieren. Denn die Angebote der
Bahn für mobilitätseingeschränkte Personen sind wirklich Gold wert.
Ich glaube, dass sie vielen Jugendlichen, die auf diese Unterstützung
angewiesen sind, ein Stück Freiheit geben."

Eine Veranstaltung wie das Frühjahrsfinale Ende April in Berlin
hätte Tom auch gern erlebt - doch die gab es zu seiner Jugendzeit
noch nicht. Vielleicht könne er den beteiligten Schülern aus ganz
Deutschland als Vorbild dienen, sagt Tom. "Vergleichswettkämpfe auf
Bundesebene sind ganz wichtig", sagt er, "so etwas schult für die
Karriere."

Tom weiß es aus eigener Erfahrung: "Der Deutsche
Behindertensportverband (DBS) hilft auch organisatorisch, bei der
Schule etwa, den Reisen, der Ausrüstung, aber ebenso beim Training,
physisch wie mental - man kann gar nicht alles aufzählen." Jeder hat
seine Geschichte, und die eines behinderten Sportlers ist immer eine
ganz besondere. Mit viereinhalb Jahren hatte Tom einen Unfall und ist
seither querschnittgelähmt. Was ihn das Leben dennoch weiter
lebenswert erscheinen ließ, gerade als er älter wurde, waren seine
Familie, seine Freunde - und eben der Sport.

So einfach, wie er das erzählt, war es sicher nicht. Aber das ist
sein Sport auch nicht. "Ich trainiere vier bis sechs Stunden täglich,
manchmal auch acht. Du musst völlig fit sein, körperlich wie mental.
Deine Reaktionsfähigkeit ist diesem Sport ist eminent wichtig. Und du
musst ein Ziel haben." Für die ersten beiden Voraussetzungen sorgen
Trainer, Sportpsychologen ("Sie kitzeln auch noch die letzten drei
Prozent aus dir heraus!") und die Gene. Den Rest muss jeder mit sich
selbst ausmachen. Tom: "Wer nicht ultrahart arbeiten will, Fleiß und
Konzentration nicht ausschließlich auf seinen Sport richtet, kann es
gleich bleiben lassen."

Wer erfolgreich sein will, muss Opfer bringen. Tom war im
Sport-Internat, 2011 hat er sein Abitur gemacht, danach sein Studium
begonnen. Seine sportliche Karriere sieht er als Vorbereitung und
Parallele für seine berufliche Laufbahn. "Du lernst neue Freunde
kennen, im Internat beispielsweise, und dann, eines Tages, findest du
sie auf der anderen Seite der Platte beim Wettkampf wieder. Dann gilt
es, alles, was du im Training gelernt hast, auch abzurufen. Solche
Situationen durchlebst du doch ständig im Leben."

Und wie so oft, steckt die größte Hürde für den Erfolg im Kopf.
Wie großartige Schauspieler auch mit langer Bühnenerfahrung immer
noch Lampenfieber haben, sind viele Sportler wie blockiert, wenn es
ernst wird. Tom freut sich, dass er nicht darunter leidet. "Im
Gegenteil: Ich lege im Wettkampf oft noch ein paar Prozent drauf!"
Selbst als er vor vier Jahren in London bei den Paralympics eine
Woche fürchterlich krank war und mit über 40 Grad Fieber im Bett lag,
wollte er unbedingt starten. Es hat sich gelohnt, er hat das Match
gewonnen. Was ist das Geheimnis solch mentaler Stärke? "Zunächst
musst du den Willen zum Erfolg haben, einen gesunden Ehrgeiz. Aber
ganz wichtig - zumindest für mich - sind diese kleinen Ticks und
Rituale vor und während dem Spiel. Die gehören nur dir, und sie
machen dich stark. Vor allem aber: Es muss Spaß machen!"

Hat er nie gedacht aufzuhören? "Doch. Das war die Zeit so zwischen
zwölf und sechzehn Jahren. Immer wieder mal kamen mir solche
Gedanken, aber ich habe durchgehalten."

Heute geht es dem Studenten bestens. Er ist der einzige
Tischtennisspieler im Rollstuhl in Deutschland, der ein Gehalt von
seinem Verein bezieht und profitiert auch von seinen Sponsoren.
Förderer sind wichtig, aber nicht leicht zu bekommen.
Glücklicherweise gibt es die Förderer des Top Teams, den DBS und auch
das Land Nordrhein-Westfalen hilft. Und abgesehen vom Sport könnte es
Tom gar nicht besser gehen: Vor kurzer Zeit ist er mit seiner
Freundin zusammen gezogen.

Aber wer an Nummer zwei der Weltrangliste steht und auch für die
Paralympics als zwei gesetzt ist, sollte wissen, worauf er sich
einlässt: "Manchmal sehe ich Familie und Freundin nur drei Tage im
Monat, das ist schon hart."

Würde er also diesen Weg noch einmal einschlagen? Die Antwort
kommt prompt: "Auf jeden Fall! Weltweit in deiner Disziplin unter den
besten vierundzwanzig zu sein, das erfüllt mich schon. So viele haben
sich nämlich für die Paralympics überhaupt nur qualifiziert. Und wenn
ich dann wieder eine Medaille erkämpfen kann, wäre ich
überglücklich."

Apropos glücklich: Was war denn - neben sieben deutschen
Meistertiteln, 13 ersten Plätzen im Einzel bei den
Weltranglistenturnieren und den beiden paralympischen Medaillen - der
schönste Moment in Toms sportlicher Karriere? "Ich durfte bei der
Schlussfeier die deutsche Fahne bei den Paralympics in London 2012
tragen!"



Pressekontakt:
Heike Hauf-Rintelmann
Kommunikation & Event
Deutscher Behindertensportverband e.V. - National Paralympic
Committee Germany
- Im Hause der Gold-Kraemer-Stiftung -
Tulpenweg 2-4
50226 Frechen
Tel: 02234-6000-104
Fax: 02234-6000-150
e-mail: hauf-rintelmann@dbs-npc.de


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