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Rheinische Post: Mario Basler: Schweinsteiger und Podolski nicht zur EM

Geschrieben am 09-05-2016

Düsseldorf (ots) - Der frühere Fußball-Nationalspieler Mario
Basler hat sich gegen die Teilnahme der Fußball-Weltmeister Bastian
Schweinsteiger und Lukas Podolski an der EM in Frankreich
ausgesprochen. Im Gespräch mit der in Düsseldorf erscheinenden
"Rheinischen Post" (Dienstagausgabe) sagte Basler: "Ich würde Bastian
Schweinsteiger nicht mitnehmen. Er ist keine 25 oder 28 Jahre mehr.
Er hatte während der Saison schon mehrere Verletzungen. Die Gefahr,
dass er sich wieder verletzt, besteht." Über Podolski sagte der
30-malige Nationalspieler: "Ich denke, dass wir auf den offensiven
Positionen bessere und jüngere Spieler haben. Wenn zum Beispiel
Julian Draxler grünes Licht von den Ärzten bekommt, wird es schwierig
für Lukas, mit nach Frankreich zu fahren."

Das komplette Interview:

Heute in einem Monat beginnt in Frankreich die
Fußball-Europameisterschaft. Im Düsseldorfer Stadion blicken drei
Experten bei unserem großen EM-Gespräch voraus: Mario Basler, Inka
Grings und Peter Frymuth.

Herr Frymuth, ist der DFB froh, dass die EM beginnt und nicht mehr
über die WM-Affäre 2006 gesprochen wird? Peter Frymuth Dass wir
Kritik haben einstecken müssen, ist doch verständlich. Nun aber geht
der Blick nach vorn, nachdem wir die Ungereimtheiten rund um die WM
2006 sorgfältig und in völliger Transparenz auf den Tisch gelegt
haben. Im Einvernehmen mit der Deutschen Fußball Liga haben wir neue
personelle Strukturen geschaffen, wir sind wieder voll
handlungsfähig.

Herr Basler, Sie waren beim Titelgewinn 1996 dabei, mussten aber
verletzt vor Turnierstart abreisen. Wie fühlt sich so eine intensive
Turniervorbereitung an? Mario Basler Zunächst einmal ist klar, dass
man sich freut, im Kader zu sein. Eine EM oder WM ist für jeden
Fußballer ein tolles Erlebnis. Bei mir weiß man ja, dass ich die
Vorbereitung nicht unbedingt geliebt habe, da sie mit sehr viel
Laufarbeit verbunden war.

Was für eine Rolle kann Deutschland? Basler Wir wissen ja, wie wir
Deutschen bei Turnieren ticken. Das kann alles sensationell laufen.
Die Vorrunde sollte kein Problem sein, aber am Ende braucht man auch
Glück. Mein großer Favorit sind die Franzosen, gerade weil die EM in
Frankreich stattfindet.

Würden Sie Schweinsteiger mitnehmen? Basler Nein, ich würde ihn
nicht mitnehmen. Bastian ist keine 25 oder 28 Jahre mehr. Er hatte
während der Saison schon mehrere Verletzungen und die Gefahr, dass er
sich wieder verletzt, besteht.

Teilen Sie diese Meinung? Inka Grings Die Frage lautet: Wie weit
ist Schweinsteiger, wenn die EM-Vorbereitung tatsächlich beginnt?
Hält er den Belastungen stand? Falls ja, würde ich ihn mitnehmen. Er
hat ein ganz besonderes Standing in der zum Teil jungen und
unerfahrenen Mannschaft.

Die WM 2014 hat gezeigt, dass Löw mehr Wert auf die Defensive und
Ergebnisse legt. Und er hat gesagt, die EM sei eine Durchgangsstation
auf dem Weg zur WM 2018. Grings Es ist ja bereits ein Umbruch
vollzogen worden. Man muss den jungen Spielern auch Zeit geben.
Deswegen würde ich die EM auch als Zwischenstation bezeichnen. Es ist
nicht verwerflich, sich auch mal am Gegner und dessen Stärken zu
orientieren und dann aus einer stabilen Defensive heraus zu agieren.

Herr Basler, kann man die Teams von '96 und heute vergleichen?
Basler Das ist schwierig. Wir haben immer eine tolle
Nationalmannschaft gehabt, mal mehr, mal weniger erfolgreich. Mich
ärgert nur, dass einige sagen, heute sei alles besser und schöner,
und dass wir Fußballer von damals heute gar nicht mehr mitspielen
könnten. Mittlerweile haben die Teams ganz andere Möglichkeiten. 1954
haben sie mit einem Stahlball gespielt, wir dann mit einem Betonball
und heute fliegt der Ball von alleine.

Woran lag es 1996, dass das Team das Turnier gewonnen hat? Basler
Der Zusammenhalt und Wille innerhalb des Teams waren entscheidend.
Der Trainer war nur ein Teil. Spieler mit Erfahrung scheinen gefragt
zu sein. Lukas Podolski ist so ein Spieler. Wie stehen seine Chancen?
Basler Ich denke, dass wir auf den offensiven Positionen bessere und
jüngere Spieler haben. Wenn zum Beispiel Julian Draxler grünes Licht
von den Ärzten bekommt, wird es schwierig für Lukas, mit nach
Frankreich zu fahren.

Welcher junge Spieler gefällt Ihnen besonders gut im
Offensivbereich? Wer wird mal ein ganz Großer? Basler Wir warten ja
im Prinzip schon seit Jahren auf Draxler. Alle wissen, was er kann.
Aber sein Problem sind die vielen Verletzungen, Leistungsdiagnostik
hin oder her. Ich finde auch, dass wir den Spielern zu viele
Freiheiten nehmen.

Inwiefern? Basler Die Spieler von heute sind überzüchtet. Wird
einer mal dabei erwischt, wie er ein Bierchen trinkt, bricht in
Deutschland gleich die Welt zusammen. Man sollte den Spielern schon
mal ein Bierchen, ein Gläschen Wein und auch mal ein Schnitzel mit
Pommes gönnen. Nach einem Trainingslager bin ich damals auch oft zur
Pommesbude gefahren und habe mir 'ne doppelte Currywurst-Pommes
reingepfiffen. Ich glaube, dass man die Spieler heute zu sehr
einschränkt. Man nimmt ihnen den Spaß.

Kann man daraus eine gewisse Sympathie für Max Kruse
interpretieren? Basler Der übertreibt es natürlich. Das ist ein
schlechtes Beispiel. Dieses Video, in dem er sich selbst gefilmt hat
- so dumm kann ja kein Mensch sein, so etwas zu machen.

Frau Grings, wie stehen Sie zu Mario Baslers Thesen? Grings Ich
unterschreibe sie. Da sieht man die Erfahrung als Spieler. Mario hat
so viel Mist gebaut, aber auch so viel richtig gemacht.

Basler Wie viel muss ich dir dafür zahlen? Grings Das regeln wir
später. Man muss auch mal Fünfe gerade sein lassen. Beim
Fußballlehrer-Lehrgang haben wir uns darüber unterhalten, wie oft
Blut bei den Spielern abgezapft wird. Da bin ich beinahe umgefallen,
was da bei manchen Vereinen praktiziert wird. In den Nachwuchszentren
ist es ja häufig so, wenn du einmal die Schule schwänzt oder einmal
mit einer Pizza erwischt wirst, dass du fliegst. Aber das sind Jungs,
das sind Kinder. Wenn die nicht mal mehr auf die Nase fliegen dürfen,
dann haben wir was falsch gemacht. Und das wirkt sich auf den Fußball
aus. Die Kreativität, die gefordert wird, untergräbst du, indem du
alles verbietest.

Herr Frymuth, was kann der Verband tun? Frymuth Unser
Sportdirektor Hansi Flick beschäftigt sich sehr intensiv mit dieser
Thematik. Ich habe zuletzt mit einem Verantwortlichen aus einem
Nachwuchsleistungszentrum über den Wechsel eines Jugendlichen, der
nun 100 Kilometer von seinem Wohnort entfernt trainiert und spielt,
diskutiert. Ich habe die Antwort bekommen: Wenn wir den jetzt nicht
holen und er landet dann beim Konkurrenzverein, kann mir das später
zum Vorwurf gemacht werden.

Klingt nach einem grundlegenden Problem. Frymuth Nein, falls es da
Fehlbewertungen gibt, gilt das nicht für alle. In der Mehrzahl der
Fälle läuft es gut. Das Thema der gesunden Ernährung beispielsweise
ist aktuell ja sehr wichtig. Aber allein durch einen ausgewogenen
Menüplan wird man nicht Europameister.

Herr Basler, muss Jogi Löw nicht auch Robert Huth mitnehmen, der
mit Leicester in England Meister wurde? Basler Heute macht einer zwei
gute Spiele, dann lese ich in Zeitungen und im Internet: Muss Löw ihn
mitnehmen? Es war eine große Kunst mit Leicester Meister zu werden,
aber ihn jetzt in die Nationalelf zu berufen? Davon bin ich ganz weit
entfernt. Auf dieser Position haben wir die kleinsten Probleme.
Insgesamt wird zu viel Druck über die Öffentlichkeit auf Trainer
aufgebaut.

Was meinen Sie genau? Basler Nehmen wir Pep Guardiola. Ich glaube,
er hat sich etwas dabei gedacht, warum Thomas Müller bei Atlético
Madrid nicht gespielt hat. Und ich glaube, er hätte auch im Rückspiel
nicht auf Müller gesetzt, hätte es nicht eine Woche lang überall
geheißen: Müller muss, Müller muss, Müller muss. Dennoch hat Pep eine
erfolgreiche Zeit hinter sich. Er hat die Spieler weiterentwickelt.
Auch wenn Ballbesitz-Fußball nicht meine Welt ist.

Sondern? Basler Ich hoffe, dass irgendwann wieder die großen
Brecher-Stürmer, die Janckers, Gomez', Kießlings gebraucht werden.
Dann sehen wir einen, der auf Außen hinterläuft und eine richtig
geile Flanke reinschlägt und ein richtig geiles Kopfballtor.

Wo hat die Nationalelf die größten Probleme? Grings In der
Offensive. Ich denke, mit den ganzen falschen Neunern, Zehnern,
Elfern wird es schwierig. Auch im Spitzenfußball brauchst du den
Instinktfußballer. Da fehlt uns etwas. Basler Auf den
Außenverteidigerpositionen könnten wir Probleme kriegen.

Wer wird Europameister? Basler Mein Favorit ist Frankreich. Grings
Deutschland natürlich. Frymuth Als Weltmeister gehört man dem
Favoritenkreis an, diesen Anspruch haben wir auch selbst.

www.rp-online.de



Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2621


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