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Börsen-Zeitung: Kein Sündenfall, Kommentar zur Credit Suisse von Daniel Zulauf

Geschrieben am 23-03-2016

Frankfurt (ots) - In Zeiten des Unglücks schlägt die Stunde der
Besserwisser. Das ist in der Wirtschaft nicht anders als in allen
anderen Bereichen der Gesellschaft. Credit Suisse steckt zweifellos
in einer höchst unglücklichen Lage. Die Bank, welche die dunkelsten
Momente der Finanzkrise weit souveräner zu meistern verstand als
manche ihrer Mitbewerber, erweckt immer mehr den Eindruck, als
verlöre sie den Boden unter den Füßen.

Manche Beobachter scheinen darob sogar eine heimliche Freude zu
empfinden. Es schlägt die Stunde der Möchtegerns, die schon immer
wussten, welche Richtung die Bankstrategen hätten einschlagen müssen,
von diesen aber nie erhört wurden.

Eine verbreitete, und rückblickend auch sicher berechtigte, Kritik
zielt darauf ab, dass Credit Suisse lange an ihren umfangreichen
Kapitalmarktaktivitäten in den Zentren des globalen Investment
Banking, in London und vor allem in New York, festhielt. Dort hatte
sich die Bank zuletzt gleich mehrfach eine blutige Nase geholt, und
die jüngsten Vorgänge deuten darauf hin, dass die Schmerzgrenze nun
erreicht oder vielmehr sogar überschritten ist.

Sicher hätte die Bank früher handeln und ihre Geschäfte an diesen
Orten zu einem Zeitpunkt redimensionieren sollen, zu dem dies noch
weit geringere Kosten verursacht hätte. Doch der oft zitierte
Vergleich mit der UBS, die genau dies getan hat, greift zu kurz. Die
UBS musste sich und ihren Aktionären nolens volens eingestehen, dass
sie das Zeug zu einer der führenden Investmentbanken im weltgrößten
Finanzmarkt nicht besaß.

Credit Suisse war im Gegensatz zur UBS längst kein Parvenu an der
Wall Street mehr, als der Markt vor der Finanzkrise heißzulaufen
begann. Das war vielleicht das Glück ihres damaligen Chefs Brady
Dougan, weil er damit zu manchen Geschäften leichter Nein sagen
konnte. Aber es war auch sein Pech, weil er glaubte, einen
vermeintlich althergebrachten und wohl erworbenen Besitzstand um
jeden Preis wahren zu müssen.

Wenn sich Besserwisser nun darüber freuen, dass also auch die
Investmentbanker der Credit Suisse gescheitert sind, dann ist
Ideologie im Spiel. Gewiss, die Investmentbanker haben mit heillos
überzogenen Bonuserwartungen und ihrem Hang zur gemeingefährlichen
Spekulation den wohl größten Anteil am schlechten Ruf der Banken.
Doch kapitalmarktbasierte Finanzierungen, die Wurzel des Investment
Banking, sind und bleiben ein zentraler Baustein des internationalen
Bankgeschäfts. Der Versuch, dieses Geschäft ertragreich zu betreiben,
ist kein Sündenfall, sondern eine Managementaufgabe.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


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