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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Landwirtschaft

Geschrieben am 17-03-2016

Bielefeld (ots) - Die Schulklasse aus der Stadt besucht einen
Bauernhof. Eines der Kinder deutet auf das pralle Euter einer Kuh:
»Und da kommt wirklich Milch raus?« Ein anderes fragt: »Und auf
welchen Feldern wachsen die Burger?« Ein drittes merkt an: »Guck
mal, der Apfel hier hat einen braunen Fleck. Der im Supermarkt ist
aber schöner.« Die Unkenntnis, die man vielleicht bei Kindern
belächelt, führt bei Erwachsenen zu steigendem Ärger auf Seiten der
Landwirte. Zu Zeiten, in denen Öko- und andere Warentester ständig
auf neue Spuren von Substanzen stoßen, die gesundheitlich
möglicherweise nicht ganz unbedenklich sind, hagelt es schnell
scharfe Kritik. Und die Landwirte, die sich in der Gefahr sehen, alle
als Giftmischer dargestellt zu werden, kontern entsprechend: »Die
haben doch alle keine Ahnung.« Das aber ist genauso ungerecht wie
umgekehrt pauschale Schelte auf die Bauern. Schließlich gibt es
durchaus noch Familien und auch Singles, die nicht nur
Vorbereitetes aus dem Tiefkühlfach oder Convenience-Regal in den
Mikrowellenherd stellen, sondern wie zu Omas Zeit selbst kochen. Und
die haben durchaus ein legitimes Interesse, zu erfahren, wie die
Tiere gehalten werden, deren Fleisch sie verzehren, und wie viel
Düngemittel und Pestizide auf den Äckern ausgebracht werden, deren
Früchte sie essen. Und nicht zuletzt warum heute so viel mehr Mais
und Raps angebaut werden, wo doch das Wenigste davon auf einem Teller
landet. Der moderne Landwirt wird nicht umhin kommen, zu akzeptieren,
dass kritische Fragen legitim sind. »Wat de Buur nich kennt, dat
frett he nich!« heißt es in Platt. Und auf Deutsch: Was der Bauer
nicht kennt, dass frisst er nicht! Dieses Recht sollte der »Buur«
auch dem Kunden zubilligen, der seine Produkte kauft. Nie war die
Kluft zwischen Bauer und Kunde so groß wie heute. Auf der anderen
Seite steht die große Verbraucherlüge: Lebensmittelkäufer, die auf
die Bauern schimpfen, weil sie »nur auf ihren Profit achten«,
aber umgekehrt jedem Schnäppchen hinterher hechten, sind
unglaubwürdig. Zunächst müssen alle Landwirte, die sich an Recht und
Gesetz halten, sicher sein können, dass sie bei Verstößen nicht unter
Generalverdacht gestellt werden. Darüber hinaus bieten Initiativen
wie Tierwohl und QS sowie sämtliche Sparten des Biobereichs jedem
die Möglichkeit, einen eigenen Beitrag zu einer tiergerechten und
Umwelt schonenden Landwirtschaft zu leisten. Das ist auch der beste
Weg, diejenigen unter Druck zu setzen, die ebenso einen Großteil
der Verantwortung tragen: die weiter verarbeitende
Lebensmittelindustrie und der Handel. Zeitschriften wie »Landlust«
und Fernsehserien wie »Bauer sucht Frau« geben zwar ein sehr
eingeschränktes Bild vom Alltag auf dem Hof. Aber sie beweisen ein
großes Interesse. Das sollten Landwirte nutzen. Denn wenn es sie
nicht mehr gibt, dann gibt es auch den ländlichen Raum in der Form,
in der die Menschheit ihn braucht, nicht mehr.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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