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Börsen-Zeitung: Heiße Luft von der Opec, Marktkommentar von Dieter Kuckelkorn

Geschrieben am 19-02-2016

Frankfurt (ots) - Mit großem Getöse war die Übereinkunft
bekanntgegeben worden. Endlich hatten sich mit Russland und
Saudi-Arabien zwei der wichtigsten Ölproduzenten auf Maßnahmen zur
Stützung des Ölpreises geeinigt. Dem Pakt haben sich dann auch andere
Länder innerhalb der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec)
angeschlossen. Selbst der Iran, der ja eigentlich seine Förderung
nach dem Ende der Sanktionen im Atomstreit massiv ausbauen möchte,
äußerte sich wohlwollend. Die Aktion hat dann auch zunächst das
erreicht, was sie beabsichtigte: Der Ölpreis hat vorerst seine
Talsohle durchschritten und ist wieder deutlich über die Marke von 30
Dollar je Barrel gestiegen. Zeitweise kostete Brent sogar mehr als 35
Dollar.

Mittlerweile wird allerdings deutlich, dass in der angepriesenen
Übereinkunft der Produzenten viel heiße Luft enthalten ist.
Dementsprechend gibt der Ölpreis auch schon wieder nach, zumal auch
besorgniserregende Zahlen zu den US-Lagerbeständen hinzugekommen
sind. Diese haben erneut ein Rekordniveau markiert.

Sieht man sich an, was die Ölländer vereinbart haben, so erkennt
man rasch, dass darin wenig Substanz enthalten ist, die geeignet
wäre, den Ölpreis nachhaltig nach oben zu treiben. Versprochen wurde
nämlich lediglich eine Deckelung der Produktion auf dem Stand vom
Januar. Dazu muss man wissen, dass sowohl die Opec als auch Länder
wie Russland derzeit auf Teufel komm raus produzieren, um die Folgen
des niedrigen Preises für ihre Staatshaushalte zu begrenzen.
Ausgehend von diesem Niveau ist eine nennenswerte weitere Steigerung
praktisch gar nicht möglich. Was das Überangebot auf den Ölmarkt
betrifft, das auf 2 Mill. Barrel pro Tag geschätzt wird, so ändert
sich also zunächst einmal gar nichts.

Aber selbst die dürftige Einigung auf den Verzicht eines weiteren
Ausbaus der Förderung scheint noch nicht in Stein gemeißelt zu sein.
Darauf deuten jedenfalls Äußerungen von Offiziellen aus Russland als
auch Saudi-Arabien hin. So ließ sich der stellvertretende russische
Energieminister Kirill Molodtsov vernehmen, auch unter Beachtung der
Einigung mit den Opec-Ländern könne Russland die Produktion um
weitere 1,9% steigern - Disziplin zur Stabilisierung des Ölpreises
sieht anders aus. Und der saudische Außenminister Adel al-Jubeir hat
am Rande der Verhandlungen in Doha noch einmal klargestellt, dass
sein Land nicht daran denkt, die Produktion zu senken. Die jüngste
Erholung des Ölpreises war aber im Verständnis der Marktteilnehmer
erfolgt, dass die Deckelung nur einen ersten Schritt darstellt.

So ist also nicht damit zu rechnen, dass die Übereinkunft bereits
für einen nachhaltigen Anstieg des Ölpreises sorgen wird. Allerdings
ist auch nicht zu befürchten, dass der Ölpreis noch weiter unter
Druck gerät und Niveaus um die 20 Dollar je Barrel realisiert, wie
sie Analysten schon für realistisch gehalten hatten. Denn immerhin
haben die Ölförderstaaten das Signal ausgesendet, dass sie einem
weiteren Verfall des Ölpreises - insbesondere wenn er noch
dramatischere Ausmaße annehmen sollte - nicht komplett tatenlos
zusehen werden. Damit deutet vieles darauf hin, dass der Ölpreis
seine Talsohle in der Tat durchschritten hat.

Es bleibt dann noch die Frage bestehen, wie weit eine Erholung
gehen kann. Zwar muss damit gerechnet werden, dass der Iran alles
daran setzt, seine Produktion längerfristig wieder auf Niveaus von
vor dem Atomstreit anzuheben. Allerdings dürfte das Angebot aus
anderen Teilen der Welt allmählich nachlassen. So meinen viele
Analysten, dass die US-Schieferölindustrie ihren Anpassungsprozess im
Wesentlichen noch vor sich hat.

Denn es ist davon auszugehen, dass die Unternehmen angesichts des
im historischen Vergleich immer noch sehr niedrigen Preisniveaus von
der Finanzierungsseite her kräftig unter Druck kommen. Die jüngsten
Turbulenzen bei den Aktienkursen von Banken waren nicht zuletzt von
Sorgen ausgelöst worden, dass die Institute umfangreiche Kreditmittel
in die angeschlagene Branche gepumpt haben. Dass bislang von
Produktionsrückgängen noch nicht viel zu sehen ist, liegt auch daran,
dass - bei einer bereits deutlich rückläufigen Anzahl an neuen
Bohrlöchern - die bestehenden Förderanlagen derzeit stärker und
länger ausgebeutet werden. Auf Dauer wird dieses Niveau aber nicht
durchzuhalten sein.

Bis zum Jahresende kann der Ölmarkt somit bereits wieder deutlich
entspannter aussehen - bei einem Ölpreis, der dann zwischen 40 und 50
Dollar liegen könnte.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


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