(Registrieren)

Börsen-Zeitung: Naiv, Kommentar zur Deutschen Bank von Bernd Wittkowski

Geschrieben am 21-01-2016

Frankfurt (ots) - Mit ihrem Rekordverlust im abgelaufenen Jahr hat
die Deutsche Bank die Investoren auf dem falschen Fuß erwischt.
Zeitweise lösten sich noch einmal fast 10% der ohnehin schon auf gut
24 Mrd. Euro marginalisierten Marktkapitalisierung in Wohlgefallen
auf. Auch wenn am Ende ein Minus von "nur noch" 3,4% blieb: Das ist
ein unzweideutiges Verdikt der Börse. Analysten begründeten es unter
anderem damit, dass die Erwartungen verfehlt worden seien.

Das mag sein, und wir wollen hier gar nicht dem Zynismus frönen,
dass es bei der Deutschen Bank auf 1 oder 2 Mrd. Euro mehr oder
weniger Miese auch nicht mehr ankomme. Ja, die Lage ist miserabel,
der im vergangenen Juli angetretene Co-Chef John Cryan und sein noch
bis zum 19. Mai amtierender Partner Jürgen Fitschen haben einen
Sanierungsfall zu managen. Der künftige Allein-CEO selbst macht
daraus übrigens zu Recht wenig Hehl - und zieht damit jetzt Kritik
von Leuten auf sich, die es wohl lieber sähen, wenn er die Lage
beschönigte oder zumindest im Ungefähren bliebe. Cryan rede die blaue
Bank herunter, ist von Belegschaftsseite zu hören, Aktionärsvertreter
vermissen Erfolgsmeldungen, und manche finden es offenbar witzig,
darüber zu spekulieren, wer eines womöglich nicht zu fernen Tages
Cryans Nachfolger werden könnte. Hallo?

Wenn mit den Ergebnissen des Schlussquartals und des Gesamtjahres
Erwartungen verfehlt wurden, könnte das eher daran liegen, dass die
Stakeholder eine allzu naive Sicht auf ihre Bank hatten. Dass erstens
aus 7000 Rechtsstreitigkeiten weiterer Rückstellungsbedarf
resultieren wird, durfte niemanden wirklich überraschen - 1,2 Mrd.
Euro im Quartal erscheinen sogar relativ überschaubar. Dass zweitens
der radikale Konzernumbau und der damit verbundene Stellenabbau einen
nicht unerheblichen Restrukturierungsaufwand auslösen werden, kam
auch nicht aus heiterem Himmel. Dass drittens das Marktumfeld und
unabhängig davon die tief in Geschäftsmodelle einschneidende
Regulierung namentlich im Investment Banking Erträge kosten, fiel
ebenso wenig unter das Bankgeheimnis.

Dass viertens ein neuer CEO - soweit zulässig und vor den
Wirtschaftsprüfern vertretbar - möglichst jede Belastung in die
Rechnungsperiode packt, in der er noch nicht allein und/oder nur
zeitanteilig verantwortlich zeichnete - je desolater die
Ausgangsbasis, desto beeindruckender der spätere Erfolg -, konnten
kundige Thebaner ebenfalls auf der Rechnung haben. Alles andere wäre
ein Wunder. Aber - fünftens - Wunder, das gilt auch für die Deutsche
Bank unter John Cryan, dauern etwas länger.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

583722

weitere Artikel:
  • Zain Saudi Arabia schließt 2015 mit Rekordfinanzergebnis ab Riad, Saudi-Arabien (ots/PRNewswire) - - Umsatzerlöse steigen im Jahr um 9 %, dabei beschränken sich die Nettoverluste auf 23 %. - Die Bruttogewinnspanne erreicht 59 %, was einem Rekordbruttogewinn von 3.951 Mio. SAR entspricht. - Durch Effizienzsteigerung und verbesserte Geschäftsbedingungen mit Lieferanten steigt der Betriebsgewinn (EBITDA) um 48 %, dabei geht der Verlust aus dem operativen Geschäft gegenüber dem Vorjahr um 73 % zurück. Zain Saudi Arabia (Zain KSA) veröffentlichte für das Jahr zum 31. Dezember mehr...

  • Plastik als Wertstoff vs. Müll-Meer / Die Ellen MacArthur-Stiftung verdeutlicht in Davos ein weltweites Problem, für dessen Lösung die Werner & Mertz Recyclat-Initiative konkrete Ansätze entwickel Mainz (ots) - Der Mainzer Hersteller für Reinigungs- und Pflegemittel, Werner & Mertz, fordert die deutsche Wirtschafts- und Umweltpolitik weiter dazu auf, mit dem neuen Wertstoffgesetz Anreize für ein echtes Kunststoff-Recycling aus dem Gelben Sack zu schaffen. Nachdem die technische Machbarkeit auf hohem Qualitätsniveau u.a. mit zahlreichen Auszeichnungen, wie dem Bundespreis Ecodesign, belegt wurde, geht es nun um die Überwindung der letzten Wirtschaftlichkeitsbarrieren. Der geschäftsführende Gesellschafter Reinhard mehr...

  • US-Präsident Obama besucht ZF-Stand auf der NAIAS in Detroit (FOTO) Detroit (ots) - - Technologiekonzern präsentiert dem Präsidenten Lösungen für die automobilen Megatrends Effizienz, Sicherheit und autonomes Fahren - Einziger Automobilzulieferer bei Rundgang des Präsidenten - ZF bietet umfassendes Produktportfolio für intelligente Mechanik Als einzigen Automobilzulieferer hat US-Präsident Barack Obama bei seinem Besuch auf der North American International Auto Show (NAIAS) in Detroit am Mittwoch die ZF Friedrichshafen AG besucht. An seinem Stand präsentierte das Unternehmen Zukunftstechnologien, mehr...

  • Forderungen des europäischen Lobby-Verbandes "Airline 4 Europe" beeinträchtigen den Luftverkehrsstandort Deutschland Brüssel (ots) - Die fünf großen Airline-Konzerne Lufthansa, Air France-KLM, IAG (unter anderem British Airways, Iberia), Easyjet und Ryanair haben gestern einen neuen europäischen Lobby-Verband "Airline 4 Europe" (kurz A4E) gegründet. Hierzu erklärt Ralph Beisel, Hauptgeschäftsführer des Flughafenverbandes ADV: In der gestern von A4E vorgelegten Lobby-Studie wird behauptet, die Entgelte hätten sich an den Flughäfen um 80 Prozent erhöht. Dem widerspricht der Flughafenverband ADV: "Das Gegenteil ist der Fall. Tatsächlich beliefen mehr...

  • Ohoven: Große Belastung für den Mittelstand - Bürokratieabbau jetzt! Berlin (ots) - Zur Unternehmerbefragung des Statistischen Bundesamtes zum Bürokratieabbau erklärt der Präsident des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW), Mario Ohoven: "Beim Bürokratieabbau muss die Bundesregierung ihre Anstrengungen zur Entlastung der mittelständischen Wirtschaft deutlich verstärken. Denn weniger Bürokratiekosten bedeuten mehr Investitionen und damit mehr Arbeitsplätze. Die Ergebnisse des Statistischen Bundesamtes bestätigen eine BVMW-Unternehmerumfrage zum gleichen Thema. Demnach werden mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht