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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Winterkorn/VW

Geschrieben am 12-10-2015

Bielefeld (ots) - Warum tut er sich das an? Weshalb zieht er nicht
selbst die Reißleine, ehe er in aller Öffentlichkeit mit Schimpf und
Schande vom Hof gejagt wird? Martin Winterkorn hat großen Verdienst
daran, dass sich der Volkswagen-Konzern mit allen seinen Töchtern
im Laufe der vergangenen Jahre an die Weltspitze der Autohersteller
geschoben hat. Aber »Wiko«, wie er intern nur genannt wurde und
vermutlich noch heute wird, hat eben auch einen großen Anteil daran,
dass der Konzern jetzt von einem Skandal belastet ist, dessen
Auswirkungen noch längst nicht abzusehen sind. Auch wenn er sich
seinen Worten zufolge »keines Fehlverhaltens bewusst« ist - er trägt
die Verantwortung für das Desaster, ob es ihm nun passt oder nicht.
Genau deshalb muss Winterkorn schnellstens von allen seinen
Ämtern im großen Volkswagen-Reich zurücktreten. Der Schritt ist
längst überfällig. Schließlich steht er als Vorstandschef der
Dachgesellschaft Porsche SE rein formal noch immer über seinem
Nachfolger Matthias Müller an der Spitze von VW. Mit jedem Tag, den
Winterkorn an seinen Ämtern klebt, wird Müllers Kampf um
Glaubwürdigkeit und Vertrauen sowie sein Versprechen auf akribische
Aufarbeitung der in der Vergangenheit gemachten Fehler unterwandert.
Und das können weder der neue VW-Chef noch die Mitarbeiter, die
Zulieferer, Händler und alle weiteren von den Auswirkungen des
Skandals wirtschaftlich Betroffenen gebrauchen. Sie haben genug damit
zu tun, die vielen unterschiedlichen Baustellen zu bearbeiten, deren
Zahl zudem ständig weiter steigt. Da sind zunächst natürlich die
Kunden, die sich zu Recht betrogen fühlen, ihrem Ärger Luft
machen und wissen wollen, was mit ihrem Fahrzeug wann passiert.
Dass es hier vor allem in den USA - aber eben auch in Europa - zu
Sammelklagen kommen wird, liegt in der Natur der Sache und ist
absolut legitim. Gleichwohl dürften sich einige Anwälte schon die
Hände reiben - denn einerlei wie der Rechtsstreit auch ausgeht, sie
verdienen auf alle Fälle gutes Geld. Die komplette Händlerschaft
des Konzerns harrt ebenfalls der Dinge, die da kommen werden. Selbst
wenn sie dürften, was vom Konzern strikt untersagt wurde, könnten sie
nichts sagen. Neue Software oder technischer Eingriff - alles noch
unklar und von Modell zu Modell vermutlich unterschiedlich. Zudem
hoffen sie, wie auch alle Zulieferer, dass die Verkäufe nicht
einbrechen. Vielen würde das wirtschaftlich das Genick brechen. Dass
inzwischen auch die Kreditwürdigkeit von VW aufgrund der Bewertung
einer Ratingagentur unter Druck gerät, macht es für Müller und seine
neuen Kollegen nicht einfacher, den alten Dreck wegzukarren. Ein
Rücktritt Winterkorns von allen Ämtern würde die Arbeit zumindest ein
wenig erleichtern - es wäre schlichtweg eine Baustelle weniger.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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