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Viel mehr als ein fröhliches Schwimmfest / Beim Bundesfinale JTFP in Berlin gibt es viele kleine und große Talente - und einen Schwimmstar zum Anfassen (FOTO)

Geschrieben am 29-09-2015

Berlin (ots) -

Es ist kurz vor zehn Uhr am Vormittag, aber für manches
verschlafene Gesicht kommen die Klänge aus den Lautsprechern
anscheinend genau richtig: "Guten Morgen, Sonnenschein!", trällert
Nana Mouskouri fröhlich. Auf geht´s also für die vier mal 25
Meter-Bruststaffel weiblich in der Wettkampfklasse vier.

Wer sich eben noch mit Kopfhörern abgeschirmt oder der besten
Schulfreundin zugehört hat, muss jetzt gleich ins 28 Grad warme und
drei Meter tiefe Wasser der Schwimm- und Sprunghalle im Europa
Sportpark Berlin. Die beeindruckende Anlage an der Landsberger Allee
im Stadtteil Prenzlauer Berg hat einiges zu bieten: Drei Becken,
aufragende Zuschauertribünen, ausladende Umläufe. Hoch an der Wand
hängen die Flaggen der Bundesländer. Willkommen, liebe Schüler aus
Schwerin und Neuwied, aus Neckargemünd und Dessau, in der großen,
weiten Welt des Schwimmens!

Ein professioneller Hallensprecher mit sonorer Stimme, wummernde
Beats zum Warmmachen, Kampfrichter in weiß, wohin man auch schaut,
vollautomatische Zeitnahme, das Gewimmel und Gewusel vieler Starter -
wer von zuhause das piefige Hallenbad gewohnt ist, erstarrt in
Ehrfurcht. Dass es so auch einigen der etwa 80 jungen Schwimmerinnen
und Schwimmen aus zwölf Bundesländern zwischen zehn und 18 Jahren
geht, die an diesem Mittwochmorgen ihren Bundessieger im
Schulsportwettbewerb Jugend trainiert für Paralympics (JTFP) küren,
weiß Lars Pickardt nur zu gut: "Viele sind von der Atmosphäre in
Berlin und in der Halle erst einmal überwältigt. Für uns geht es hier
um Leistungsentwicklung. Deswegen gilt: Je früher sie sich an ein
professionelles Wettkampfumfeld gewöhnen, desto besser." Pickardt ist
als Vorsitzender der Deutschen Behindertensportjugend (DBSJ) in
vielerlei Hinsicht der richtige Mann am richtigen Ort - neben
organisatorischen und repräsentativen Aufgaben hält er, zusammen mit
den Verantwortlichen der Abteilung Schwimmen (z.B. Bundestrainerin
Ute Schinkitz), Ausschau nach Talenten.

Natürlich ist das diesjährige Bundesfinale von JTFP auch wieder
eine großartige Chance, Sportler aus anderen Bundesländern
kennenzulernen. In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Schwimmverband
rücken Behinderte und nichtbehinderte Schwimmer durch inklusive und
gemischte Länderstaffeln nach dem Motto "gettogether" näher zusammen.
Barrieren in den Köpfen sollen verschwinden. Alles wichtig, richtig
und gewollt. Pickardt hat indes auch etwas anderes im Blick: "Wir
brauchen Entwicklung, wir wollen Leistung. Wir können es uns im
internationalen paralympischen Wettbewerb nicht leisten, Talente zu
übersehen."

Nach den Pilotveranstaltungen 2010 und 2011 fand die Talentschau
JTFP in diesen Tagen zum vierten Mal seit 2012 zusammen mit dem
bewährten Klassiker "Jugend trainiert für Olympia" unter dem Dach der
Deutschen Schulsportstiftung und der Organisationsleitung des
Berliner Senats statt und beide Wettbewerbe wachsen immer mehr
zusammen. Zum Gelingen der insgesamt drei über das Jahr verteilte
Bundesfinalveranstaltungen trägt, neben der durch das
Bundesinnenministerium und dem Land Berlin, das Engagement des
Hauptsponsors Deutsche Bahn bei. Eine Leistung der DB AG,
Hauptsponsor der beiden weltweit größten Schulsportwettbewerbe, ist
z.B. die Realisierung des bekannten Schlachtrufes "Berlin, Berlin,
wir fahren nach Berlin"- denn alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer der
Finalwettkämpfe fahren mit der Bahn in die Hauptstadt. "Ohne diese
Partner könnten wir ein Ereignis dieser Größe gar nicht stemmen",
sagt DBSJ-Chef Pickardt.

In einem Pulk aus Athleten in roten und grünen T-Shirts wartet
Emely Telle. Fünf Meter vom Beckenrand entfernt steht die 18 Jahre
alte Schülerin und wärmt sich für ihr Rennen über 50 Meter Rücken
auf. Neben ihr knien, sitzen, hocken die anderen Talente der
Carl-von-Linné-Förderschule in Berlin-Lichtenberg. "The power ofyou",
steht auf ihren Shirts. Wer eine Behinderung hat und wer nicht, das
ist auf den ersten Blick kaum auszumachen.

Jede Veranstaltung braucht ihren Star, und bei diesem JTFP-Finale
ist es Emely Telle. Die Weltmeisterschaftszweite von Glasgow über 50
Meter Brust ist deutsche Vorzeigeathletin; sie traut sich eine
Medaille bei den Paralympischen Spielen 2016 zu. Mit ihrer Freundin
und schärfsten Konkurrentin Karolina Pelenditrou aus Zypern könnte
sie dann um Gold kämpfen.

Lehrerin Birgit Pflug, Trainer Maik Zeh und Matthias Ulm,
Cheftrainer des Berliner Schwimmteams, sind entsprechend stolz auf
die sehbehinderte Athletin. Ihre Sehkraft liegt bei nur zehn
Prozent. Auf ihre Leistungen sind sie stolz, und auf ihre
Vorbildfunktion. "So ein Wettbewerb lebt auch davon, dass man ein
Vorbild zum Anfassen da hat", sagt der erfahrene Ulm. Diese Rolle
nimmt Emely Telle gern an. "Ich möchte ein Vorbild sein und zeigen,
dass auch Behinderte schnell schwimmen können", sagt sie, nachdem sie
ihre unbeliebteste Disziplin, Rücken, über 50 Meter in 38,72 Sekunden
als Siegerin hinter sich gebracht hat. Immer mal wieder wird sie
angesprochen, mal schüchtern, mal mutig, Selfies werden gemacht,
Tipps gegeben - oder es wird einfach nur "Hallo" gesagt.

Emely Telle kam mit 15 Jahren aus der Nähe Weimars nach Berlin zum
Schul- und Leistungssportzentrum (SLZB) und ins Berliner Schwimmteam.
Dort hat sich eine Schwerpunktgruppe sehbehinderter Athleten
gebildet; dessen Aktive zählen auch dank Matthias Ulms Arbeit zur
Weltspitze. Am SLZB möchte Emely Telle in zwei Jahren ihr Abitur
machen und dann Modejournalismus studieren. Sie ist sicher, dass sie
die benötigte Norm für Rio 2016 schwimmen wird, mehr noch: "Ich
möchte dort eine Medaille holen", sagt sie, und benennt auch das, was
sie antreibt: "Ich male mir meine Freude danach aus, die glücklichen
Gesichter um ich herum."

Ein strahlendes Lächeln würde eine Plakette gleich welcher Couleur
auch auf Friedhelm Julius Beuchers Gesicht zaubern. Der Präsident des
Deutschen Behindertensportverbandes (DBS) ist auf Stippvisite in die
Halle gekommen; hier begrüßt er herzlich viele alte Bekannte. Beucher
sagt: "JTFP ist eine beispielhafte, leistungssportorientierte
Veranstaltung. Es ist nicht nur ein fröhliches Schwimmfest. Emely
Telle ist die personifizierte Leistungsbereitschaft für Jugendliche
mit Behinderung. Sie schwimmt sich in die Weltspitze, weil das Umfeld
persönlich und sachlich passt." Telle lächelt schüchtern in
Anbetracht so viel präsidialer Preisung.

Sie gewinnt später in gewohnter Umgebung alle ihre Rennen;
Freistil, Brust und Rücken. Wie die anderen Berliner Spitzenschwimmer
Tom Meixelberger, Simon Prodanovic und Lea Stengel erreicht sie so
viele Punkte, dass die Carl-von-Linné-Schule den Wettbewerb am Ende
deutlich vor dem Sonderpädagogischen Förderzentrum Potsdam und dem
Mecklenburgischen Förderzentrum Schwerin gewinnt - und am Abend von
Bundespräsident Joachim Gauck geehrt wird. "Es adelt uns, vom
Bundespräsidenten geehrt zu werden", sagt Birgit Pflug, die seit 1997
an der Schule unterrichtet. "Es ist eine Bestätigung für uns und die
Schülerinnen und Schüler." Als Startgemeinschaft mit dem SLZB wird
die Carl-von-Linné-Schule zum Bundessieger. Startgemeinschaften sind
nötig und sinnvoll, wenn eine Förderschule nicht alle geforderten
Jahrgänge mit Schwimmern besetzen kann. Die Carl-von-Linné-Schule hat
ihre stärksten Athleten in jüngeren Jahrgängen.

Um die Stellung des Sports und die Zusammenarbeit Schule und
Verein in (Förder)Schulen zu stärken, könnte es keine besseren
Wettbewerbe als JTFP geben. Da Kinder mit Behinderungen nicht immer
in Vereinen aktiv sind, ist der Schulsport umso wichtiger. Die
Zusammenarbeit der Carl-von-Linné-Schule mit dem Berliner Schwimmteam
begann vor sechs Jahren, damals mit einer dritten Klasse Inzwischen
gehen die Schüler der Schwimmklasse drei Mal in der Woche in die
eigene Schwimmhalle auf dem Schulgelände, einmal steht
Athletiktraining an. Pflug, die Klassenlehrerin der Schwimmklasse,
sagt: "Es ist immer wieder beeindruckend, wie sich Schüler mit
Behinderung in sechs bis neun Monaten durch das Schwimmen physisch
und psychisch entwickeln. Sie beweisen, was sie durch Willen
erreichen können." Und wenn am Ende dann noch ein Sieg beim
Bundesfinale JTFP steht, haben sich auch wieder alle Mühen gelohnt.

Bildmaterial:

Bilder des Bundesfinals können Sie unter www.jtfp.de
herunterladen. Die redaktionelle Verwendung der Bilder ist im
Zusammenhang mit "Jugend trainiert für Paralympics" und gegen
Nennung der Bild-Quelle "Deutsche Bahn / JTFP" kostenlos.



Pressekontakt:

Heike Hauf-Rintelmann
Kommunikation & Event
Deutscher Behindertensportverband e.V. - National Paralympic
Committee Germany
- Im Hause der Gold-Kraemer-Stiftung -
Tulpenweg 2-4
50226 Frechen
Tel: 02234-6000-104
Fax: 02234-6000-150
e-mail: hauf-rintelmann@dbs-npc.de


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