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Börsen-Zeitung: Bodenbildung in Sicht, Marktkommentar von Dieter Kuckelkorn

Geschrieben am 11-09-2015

Frankfurt (ots) - Assets aus den Emerging Markets haben sich in
den vergangenen Monaten und Wochen äußerst enttäuschend entwickelt.
Das betrifft unter anderem die Aktien aus Schwellenländern. So hat
etwa der brasilianische Bovespa binnen drei Monaten fast 13% an Wert
eingebüßt. Auf das Jahr gerechnet ergibt sich eine negative
Performance von 7%. Das Marktbarometer der Börse Istanbul büßte im
laufenden Turnus bereits 16% ein. Der russische Micex hat gegenüber
dem Zwischenhoch von Anfang des Jahres auch wieder deutlich
nachgegeben. Am schlimmsten hat es Schanghai mit einem Einbruch von
43% binnen drei Monaten erwischt.

Schätzungen zufolge sollen Anleger aus den entwickelten Ländern
Mittel im Volumen von rund 1 Bill. Dollar aus den Emerging Markets
abgezogen haben - eine Summe, die an die große Asienkrise Ende der
neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts erinnert. Das hat auch
Währungen der Schwellenländer hart getroffen. Allein seit dem 10.
August hat sich der brasilianische Real um 9% abgeschwächt und der
Rubel um fast 8%. Die türkische Lira verzeichnete in dem gleichen
Zeitraum ein Minus von rund 8,5%.

Blick auf die Fed

Für die Misere der Emerging-Markets-Assets gibt es zwei Ursachen:
zum einen die avisierten Zinserhöhungen der US-Notenbank Federal
Reserve (Fed) und zum anderen die sich vor allem an China
festmachende Angst vieler Investoren, dass sich die Erfolgsgeschichte
der Volkswirtschaften der Schwellenländer grundsätzlich ihrem Ende
zuneigen könnte. Besonders der letzte Punkt ist von großer Bedeutung:
Sollten viele Anleger wie bereits im Rahmen der Asienkrise von
1997/98 die Grundsatzfrage, ob Investitionen in Assets der
Schwellenländer längerfristig gewinnbringend sind, mit Blick auf die
zu beobachtenden konjunkturellen Abschwächungen negativ beantworten,
dürfte der Mittelabzug gerade erst begonnen haben.

Allerdings sieht es derzeit eher nach einer gewissen Beruhigung
der Lage aus. Die Mittelabzüge aus Aktien und Anleihenfonds, die sich
auf diese Ländergruppe spezialisiert haben, haben sich mittlerweile
deutlich verlangsamt. Zudem ist den Investoren und Analysten nicht
entgangen, dass sich viele Länder insbesondere in Asien in einem
deutlich besseren Zustand präsentieren als 1997. So sind die
Leistungsbilanzdefizite der Länder deutlich niedriger als vor der
Asienkrise und weisen in der Regel auch eine positive Tendenz auf.
Außerdem sind die Auslandsschulden der Staaten und der privaten
Sektoren bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt meist niedriger als
Ende der neunziger Jahre, womit die Anfälligkeit der
Volkswirtschaften kleiner geworden ist. Ein Vorteil ist auch, dass im
Gegensatz zu 1997 weitaus weniger Währungen an den Dollar gekoppelt
sind. Die Devisenkurse können als Stoßdämpfer agieren - und haben
dies ja auch schon in deutlichem Ausmaß getan.

Die Anpassungen sind außerdem schon weit fortgeschritten: Wie die
Analysten von Credit Suisse berechnet haben, weist ein typischer
Bärenmarkt der gesamten Emerging-Markets-Aktien eine gegenüber dem
Durchschnitt der Weltbörsen schlechtere Performance von 51% binnen 18
Monaten auf. Aktuell habe es in den vergangenen viereinhalb Jahren
bereits eine Underperformance von 41% gegeben. Zudem hätten die
Bewertungen der Schwellenländer-Aktienmärkte die Konjunkturschwäche
weitestgehend eingepreist. Ferner, so merken die Analysten an, habe
es mit Blick auf die Mittelabzüge schon so etwas wie eine
Kapitulation der Anleger gegeben. Damit deutet in der Tat vieles
darauf hin, dass bei den Schwellenländer-Assets das Schlimmste
überstanden ist.

Es gibt aber aktuell noch mehrere Gefahren. So kann derzeit
niemand zuverlässig voraussagen, ob sich die Perspektive der
Fed-Leitzinserhöhungen bereits ausreichend in den Preisen der
Schwellenländer-Assets widerspiegelt. Sollte das nicht der Fall sein,
wäre ein plötzlicher Anpassungsschock nicht ausgeschlossen. Zweitens
könnte es nach Einschätzung der Analysten der Commerzbank zu einem
"Sudden Stop" kommen, bei dem ein Land plötzlich von ausländischem
Kapitalzufluss komplett abgeschnitten ist, was sofort auf die gesamte
Volkswirtschaft durchschlagen würde. So etwas hat es schon einmal
1994/95 in Mexiko gegeben. Sollten sich beide Gefahren in nächster
Zeit nicht manifestieren, ist davon auszugehen, dass bei den
Emerging-Markets-Assets allmählich eine Bodenbildung einsetzt und die
Anleger ganz langsam wieder neues Vertrauen fassen.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


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