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Börsen-Zeitung: So heil ist die Welt nicht, Kommentar zu den Bilanzen der Banken von Bernd Wittkowski

Geschrieben am 25-08-2015

Frankfurt (ots) - Die Welt scheint, politisch betrachtet, aus den
Fugen zu geraten: Nahost, Griechenland, Ukraine et al. Wirtschaftlich
gesehen wanken Riesen wie China und Brasilien, womöglich einerseits
ganz Asien, andererseits alle Schwellenländer. An den Finanzmärkten
leiden die Akteure derweil wieder mal unter fortschreitender
Schnappatmung. Und Deutschlands Banken? Sie leben, auf den ersten
Blick, in einer heilen Welt. Gewiss nicht alle. Namentlich
Branchenprimus Deutsche Bank hat seine sehr spezifischen Probleme.
Aber doch für sehr weite Teile des hiesigen Kreditgewerbes gilt das
Zitat aus Fred Zinnemanns Thriller "Der Schakal" aus dem Jahr 1973:
"Krise? Welche Krise?"

Der Eindruck, dass die Bankenwelt hierzulande allen Widrigkeiten -
man denke nur an das bizarre Zinsumfeld - und vielfach maßlos
übertriebenen Aufgeregtheiten zum Trotz mindestens einigermaßen in
Ordnung ist, wird durch die am Dienstag vorgelegten Halbjahreszahlen
von LBBW und DekaBank nachdrücklich bestätigt. Und auch die an diesem
Mittwoch folgenden Zwischenberichte der DZ Bank und der Helaba, die
ihr letztes Zahlenwerk unter der Ägide des bald in den Ruhestand
gehenden Vorstandsvorsitzenden Hans-Dieter Brenner präsentiert,
dürften diese Wahrnehmung eher noch bekräftigen, als sie zu
relativieren.

Dabei strotzen die Banken des Sparkassenlagers, die ja teilweise
in der Tat noch vor wenigen Jahren ums Überleben kämpften - die LBBW
etwa musste 2009 von Trägern und Steuerzahlern mit fast 18 Mrd. Euro
frischem Eigenkapital und Risikoabschirmung vor dem Kollaps bewahrt
werden -, heute weniger vor Ertrags- als vor Kapitalkraft. Deka und
LBBW zeigen aktuell harte Kernkapitalquoten von mehr als 13%
respektive 14% unter voller Anwendung der erst von 2019 an geltenden
Regeln. Die Gesamtkapitalquote der größten deutschen Landesbank
oszilliert sogar um 20%. Damit nähert man sich Dimensionen, bei denen
der Untergang des Abendlandes dräuen sollte, hätte man frühere
Warnungen mancher Banker zu pari bewertet.

Freilich: All das ist eine Momentaufnahme. Sämtliche
Zwischenergebnisse stehen unter dem Vorbehalt weiterer Markt- und
politischer Turbulenzen. Auch unabhängig davon ist die deutsche
Bankenwelt mitnichten so heil, wie sie auf den ersten Blick
erscheinen mag. Hier und da gibt es durchaus noch teure Baustellen
und vielleicht Abschreibungsnotwendigkeiten, auch bei den
Kreditgenossen. Das Schöne ist: Zurzeit kann man sich's leisten.
Eigentlich ein Grund mehr, allfällige Strukturveränderungen nicht
weiter auf die allzu lange Bank zu schieben.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


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