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Börsen-Zeitung: Alexis, Kommentar zu Griechenland von Detlef Fechtner

Geschrieben am 08-07-2015

Frankfurt (ots) - Man stelle sich einen Griechen vor, einen
Lebenskünstler, der fast immer lächelt, oft sogar herzlich lacht. Der
kämpferisch auftritt und auf Selbstbestimmung pocht, auch wenn die
Lage aussichtslos scheint. Na, an wen erinnert die Beschreibung?
Richtig, an Alexis Sorbas. Anthony Quinn hat die Figur des Mannes mit
dem Dreizehntagebart, der wenig Selbstzweifel kennt, fest für alle
Zeiten im Gedächtnis deutscher Spielfilmfreunde verankert.

Derzeit wird das Bild, das Westeuropäer von Griechen haben,
freilich von einem anderen Alexis geprägt - nicht Sorbas, sondern
Tsipras. Er hat sich, indem seine Regierung Verhandlungen auf
Beamtenebene sabotierte, selbst in eine spielentscheidende Rolle
manövriert. Mehr denn je liegt es jetzt maßgeblich an ihm, ob seine
Landsleute im Sommer noch mit Euro oder doch mit (neuer) Drachme
zahlen werden. Denn die Kapitalgeber haben ein Ultimatum gestellt -
und auch wenn mancher daran nicht mehr glaubt: Es dürfte das letzte
sein.

Am Sonntag werden sich Europas Regierungschefs über die
Vorarbeiten der Euro-Finanzminister beugen. Wenn sie dann erfahren,
dass der Vorschlag, den Tsipras bis Donnerstagnacht abzuliefern
versprochen hat, nicht für eine Verständigung taugt, bleibt ihnen
wenig anderes, als das Scheitern der Verhandlungen zu erklären. Das
wäre dann der entscheidende Schritt in den Grexit. Eine nochmalige
Vertagung würde erfordern, dass die Banken länger geschlossen bleiben
und die EZB die Institute weiter am Leben hält. Beides erscheint so
gut wie unzumutbar - den Griechen gegenüber ebenso wie der Notenbank.

Die Euro-Partner haben - weil sie nach dem Referendum keine
Reformrabatte geben und einen nominalen Schuldenschnitt vermeiden
wollen - an der dritten Stellschraube gedreht. Sie bieten nun längere
und daher deutlich aufgestockte Hilfen an. Das eröffnet Tsipras die
Chance, einzulenken - und gegenüber dem heimischen Publikum für sich
zu beanspruchen, dass auf seinen Druck hin ein Sparpaket in etwas
verwandelt wurde, was man als Wachstumsprogramm verstehen kann.
Zumindest einige, wenn auch nicht alle Kritiker dürfte das
besänftigen.

Kurzum: Letztlich liegt die Antwort auf die Frage, ob Hellas aus
dem Euro ausscheidet oder nicht, im Wesentlichen daran, ob der
Premier - um das Risiko jäher Verarmung des ohnehin gebeutelten
griechischen Volks zu reduzieren - einlenkt. Oder ob er an seiner
Linie festhält, mit dem Risiko, dass - anders als bei Alexis Sorbas -
am Ende viel mehr als eine Seilbahn zu Bruch geht.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


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