(Registrieren)

Börsen-Zeitung: Deus ex machina, Kommentar zu Griechenland von Detlef Fechtner

Geschrieben am 11-06-2015

Frankfurt (ots) - Früher war alles einfacher. Wenn im fünften Akt
der antiken Tragödie alles fürchterlich vertrackt und die Katastrophe
scheinbar unabwendbar war, kam die Rettung eben "von oben" - durch
überraschende Intervention einer Gottheit.

Das aktuelle griechische Trauerspiel nähert sich zwar ebenfalls
dem Ende, aber ein Deus ex machina ist nicht in Sicht. Die Akteure
sind erschöpft von vielen ergebnislosen Versuchen der Verständigung.
Das Publikum verliert ebenfalls jede Lust - müde der ständigen
Voraussagen eines angeblich kurz bevorstehenden Durchbruchs.

Trotzdem ist es falsch, zu behaupten, dass sich seit Tagen oder
gar seit Wochen nichts verändert hat. Hat es wohl! Bislang galt: Wenn
sich niemand bewegt, dann bleibt alles beim alten. Mittlerweile aber
- am Tag 20 vor Auslaufen des Programms gilt im Gegenteil: Wenn sich
niemand bewegt, bleibt nichts mehr beim alten. Sondern dann wird
Euroland ein Beben erleben. Und wie stark oder schwach die
Erschütterungen auf der nach oben offenen Skala sein werden, weiß
kein Mensch - kein Volkswirt, kein Notenbanker, kein Regierungschef,
kein EU-Kommissar.

Der Verhandlungsspielraum auf beiden Seiten ist überschaubar. Die
Euro-Partner können sich nicht leisten, eine Lösung ohne den
Internationalen Währungsfonds zu suchen, weil mehrere Regierungen
politisch oder sogar rechtsverbindlich darauf angewiesen sind, dass
der IWF bei der Stange bleibt. Der Fonds hat allerdings gerade
gestern deutlich gemacht, dass er für einen faulen Kompromiss in Form
eines schmutzigen politischen Deals nicht zur Verfügung steht.
Deshalb ist derzeit zum Beispiel keine Verständigung vorstellbar, bei
der Athen nicht zu Einsparungen bei den Renten bereit ist - denn
sonst ist die Hoffnung auf Haushaltsüberschüsse naiv.

Die griechische Regierung wiederum ist so hoch auf den Baum
geklettert, dass sie selbst dann Probleme haben wird, wieder
herunterzukommen und eine Einigung durchs heimische Parlament zu
bringen, wenn sich die Kapitalgeber bei den Bedingungen großzügig
zeigen.

Der Countdown hat begonnen. Ein Durchbruch erst beim EU-Gipfel
kurz vor Monatsende käme zu spät, prognostizieren übereinstimmend
Diplomaten. Im Grunde müsse eine Einigung auf Beamtenebene bis zur
Eurogruppen-Sitzung nächsten Donnerstag her. Insofern kommt es auf
die nächsten Tage an - und darauf, wie viel Geduld die griechischen
Bankkunden aufbringen, bevor sie nervös werden und damit anfangen,
Schalter und Automaten zu stürmen.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

569115

weitere Artikel:
  • WAZ: Die Spielräume werden enger. Kommentar von Michael Kohlstadt zu Signal Iduna Essen (ots) - Deutschlands Versicherern ergeht es wie Banken und Sparkassen. Internet und EU-Geldpolitik nehmen einen Wirtschaftszweig in die Zange, der lange in Gold getaucht war. Und angesichts weiter glänzender Zahlen - Deutschlands größter Versicherer Allianz erzielte 2014 ein Rekordergebnis - klingt das Klagelied der Branche wie Jammern auf hohem Niveau. Wie wollen die Manager eigentlich argumentieren, wenn die Zinswende kommt? Die Tücke steckt natürlich im Detail. Die Institute zehren noch von besserverzinsten Alt-Anlagen. Ein mehr...

  • DFV-Vizepräsident Ziebs auf der INTERSCHUTZ 2015 - Soziale Netzwerke gewinnen für Feuerwehren und andere Helfer immer mehr an Bedeutung (FOTO) Hannover (ots) - Soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter werden nach den Worten des Vizepräsidenten im Deutschen Feuerwehrverband (DFV), Hartmut Ziebs, für Einsatzkräfte eine immer größere Rolle spielen. "Schon jetzt lässt sich bei gezielter Beobachtung solcher Dienste teils vor dem ersten Notruf schon erkennen, wo eine bedrohliche Situation entstehen könnte", sagte Ziebs auf der INTERSCHUTZ 2015 in Hannover am DFV-Stand (Halle 27, D30). "Darüber hinaus können soziale Netzwerke bei größeren Unglücken wertvolle Hinweise zur mehr...

  • Regional und gentechnikfrei: Neue Milch bei ALDI SÜD in Bayern (FOTO) Mülheim an der Ruhr (ots) - Ab Montag bietet die Unternehmensgruppe ALDI SÜD mit milfina "meine bayrische Bauernmilch" eine regionale und gentechnikfrei produzierte Milch der höchsten Güteklasse an. Die neue Milch steht für Qualität, tierartgerechte Haltungsbedingungen, gentechnikfreie Fütterung sowie kurze Transportwege und Nähe zu den Erzeugern. Sie ist künftig in allen bayerischen ALDI SÜD Filialen erhältlich. Die Landwirte für milfina "meine bayrische Bauernmilch" beteiligen sich am Programm "Geprüfte Qualität mehr...

  • BKK Dachverband: "Deutscher Unternehmenspreis Gesundheit 2015" - Sieben Firmen werden ausgezeichnet Berlin (ots) - Sperrfrist: 11.06.2015 18:00 Bitte beachten Sie, dass diese Meldung erst nach Ablauf der Sperrfrist zur Veröffentlichung freigegeben ist. Gesund führen - gesund arbeiten - gesund leben: Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) lohnt sich und ist Motto des diesjährigen `Deutschen Unternehmenspreis Gesundheit 2015´ des BKK Dachverbandes, der heute in Berlin an sieben Firmen verliehen wird, die mit ihrem Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) viel erreicht haben. Der aktuelle iga-Report belegt eindrücklich, mehr...

  • Leading Independent Proxy Advisory Firms Recommend Alamos and AuRico Shareholders Vote in Favour of Proposed Plan of Arrangement Toronto (ots/PRNewswire) - Alamos Gold Inc. ("Alamos") and AuRico Gold Inc. ("AuRico") today announced that Institutional Shareholder Services Inc. ("ISS") and Glass, Lewis & Co., LLC ("Glass Lewis"), two leading proxy advisory firms, have recommended that both Alamos and AuRico shareholders vote FOR the plan of arrangement to combine the two companies at their special meetings of shareholders to be held on June 24, 2015. ISS and Glass Lewis cited the sound strategic rationale behind the transaction and favourable mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht